Nachdem der Roman von Hans Fallada jüngst eine Renaissance erfahren hat und zum Bestseller mutiert (s. Feuilletonscout v. 27.3.2011), hat Luc Perceval das Widerstandsdrama nun in Hamburg auf die Bühne gebracht.
Das Ehepaar Quangel hat im Zweiten Weltkrieg ihren Sohn Otto verloren. Verbittert beschließen, Widerstand gegen das Regime zu leisten. Auf Postkarten schreiben sie ihre Proteste und verteilen sie in Hausfluren. Kommissar Escherich, ein pflichtbewusster Mitläufer, wird auf den Fall angesetzt, verdächtigt und tötet zunächst einen anderen. Bis Anna und Otto Quangel schließlich denunziert und enttarnt werden.
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit: 1940 begann das Ehepaar Hampel, auf Zetteln und Postkarten gegen Hitler zu schreiben. 1942 wurden sie entdeckt, 1943 hingerichtet. Fallada schrieb sein über 800 Seiten starkes Mammutwerk 1945 in nur vier Wochen. Drei Wochen nach dessen Beendigung starb er.
nachtkritik.de lobt: Percevals wundervolles Schauspieler-Ensemble versteht es, Stille, Verletztheit, Nachdenklichkeit oder Zynismus und Brutalität ebenso meisterhaft darzustellen wie ins Groteske gesteigerte Komik. […]Und symptomatisch für die Stärke dieser Inszenierung, die keine ihrer Figuren in Nichtigkeit abgleiten lässt. Jede/r hat ihre/seine Bedeutung in dieser ja, ziemlich schrecklichen und grausigen Story, die uns, so erzählt, die Frage dringlich macht: Wie hätten wir uns damals verhalten?
Zeit online ebenso: Angst und Liebe sind die großen Kräfte in diesem Stück. Dem Regisseur Luk Perceval ist ein Kunststück gelungen: Er hat das Gleichgewicht zwischen beiden Kräften hergestellt, sodass man beim Zuschauen von beiden ergriffen wird und an beide glaubt. Aber an die Liebe ein bisschen mehr.
FAZ net konstatiert: Fröhlich schief und bewusst immer einen Hauch neben ihrer Rolle liegen meist auch die Schauspieler der Stückfassung, die fast nur Hauptrollen, aber keine beherrschenden kennt. Mit großer Souveränität bewegen sie sich immer haarscharf am Rand der Schmiere, besonders wenn es in die Welt der Berliner Kleinkriminellen geht […]“
Jeder stirbt für sich allein
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Thalia Theater
Alstertor 1
20095 Hamburg