Im vergangenen November glänzte Birgit Minichmayr in Ibsens „Hedda Gabler“ am Münchner Residenztheater (vgl. Feuilletonscout vom 5. 11.2012, ). Nun spielt Nina Hoss unter der Regie von Stefan Pucher am Deutschen Theater die ehrgeizige, berechnende Frau, die sich durch ihre Heirat mit dem Wissenschaftler Tesman erhoffte, in der feinen Gesellschaft ein aufregendes Leben zu führen und schließlich doch nur Konventionen und Langeweile findet. Als schließlich der ewige Konkurrent ihres Mannes, ihr ehemaliger Liebhaber, auftaucht, dessen Forschungen bald Weltruhm erlangen werden, sieht Hedda alle ihre hochfliegenden Träume und Hoffnungen schwinden. Und schreitet zur tödlichen Tat.
Die Inszenierung hatte am 3. Mai bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen (noch bis zum 16. Juni) Premiere und ist nun auch in Berlin zu sehen. Für Nina Hoss ist es die letzte Saison am Deutschen Theater, zu dessen Ensemble sie seit 1999 gehört. Sie wechselt zur Berliner Schaubühne und wird zukünftig mit Intendant Thomas Ostermeier arbeiten.
Die ZEIT (21/2013) resümiert: „Die Aufführung reist auf einer Drehbühne szenenweise durch verschiedene künstlerische Epochen, von der Stummfilmzeit durch den Wilden Westen der vierziger und fünfziger Jahre bi s in die Pop-Ära der siebziger Jahre.“ und lobt Nina Hoss „Diese Hedda ist ein Wesen auf verlorenem Posten – und doch, in der Gestalt von Nina Hoss, eine ferne Schwester von uns allen.“
Der Deutschlandfunk konstatiert: „Stefan Pucher, dessen Ausstattungsorgien nie Selbstzweck sind, sondern eine fast spielfilmhafte Qualität aufweisen, erweist sich hier als Quentin Tarantino des Theaters. Bei den Mitteln immer etwas drüber, ein bisschen Pop, eine kleine Westernfantasie, ein großer Schuss Selbstironie, jede Menge selbstreferenzieller medialer Anspielungen und absolut stilsichere Kostüme – nur die Dialoge sind bei Tarantino vielleicht aufregender.“
rbb Kulturradio kritisch: „Nina Hoss […] schießt vernichtende Blicke, sie ist launisch und zickig. Sie ist hochfahrend in ihren blödsinnigen Ansprüchen, Macht über das Schicksal von Menschen zu gewinnen, und natürlich ganz außerordentlich wütend, als diese Bestrebungen misslingen. Aber diese frustrierte gelangweilte Hedda Gabler von Nina Hoss bleibt recht maskenhaft[…]Es ist nicht so, dass man sich langweilen würde. Aber zu sehen, wie ein Regisseur ein Stück interessant aufschminkt, das er im Grunde gar nicht schätzt, ist nicht abendfüllend.“
rbb Kultur fasst zusammen:“ Nina Hoss in der Titelrolle hat reichlich Gelegenheit zu glänzen. […] Aber sie spielt sich nicht in den Vordergrund. Auch die anderen sechs Darsteller bekommen den Raum für starke Momente. Ein sehr ausgewogenes Ensemble auf hohem Niveau. […]Manchmal ist die Grenze zum Klamauk zwar zum Greifen nahe, aber unterm Strich macht dieser erstaunlich sorglose Ibsen-Abend unerwartet viel Spaß.“
Hedda Gabler
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Deutsches Theater Berlin
Schumannstraße 13 A
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