Da ist es, das kleine Theater im Nikolaiviertel. Unscheinbar schmiegt es sich in die Häuserreihe am Nikolaikirchplatz und wenn nicht eine Lichterkette davor hinge, würde man es glatt übersehen. Drinnen schlägt einem eher etwas spröder Charme entgegen, bevor man sich die Treppe in den Keller hinunterarbeitet. Alles etwas eng, irgendwie provisorisch, zusammengewürfelt. Ein kleines Büffet aus Brötchen mit Hackepeter, Zwiebeln und Gewürzgurken erwartet den Hungrigen. Hier soll also „Zille sein Miljöh“ gespielt werden? Der Bühnenraum ist nicht größer als ein Partykeller, nur mit weniger Ambiente.
Doch es braucht wahrlich nicht viel, um das alles vergessen zu machen und einzutauchen in die Welt des Heinrich Zille. In Null Komma Nix versetzen die „Diseuse“ Heidrun Preußler, „Orje“ und Christine Remschüssel am Klavier das Publikum ins Berlin um 1900. Ein paar Accessoires wie Hüte, Schals und Boas, kleine, feine Geschichten, die einen gedanklich ins „Miljöh“ entführen und Lieder über Lieder, mal schmissig, mal melancholisch, mal proletarisch, mal die heimische Küche preisend, den Sonntagsausflug beschreibend oder leise die Liebe besingend schaffen es, rund 80 Minuten den heutigen Alltag auf Abstand zu halten.
Erstaunlich, was das kleine Ensemble allein durch Können und Engagement hier auf die Beine stellt. Da kann man sich nur dem Zitat der Künstler anschließen:
„Unser Theater is jut,
hier fließt Herzblut
4 Künstler geben
nicht nur Seele
ooch Töne aus
Klavier und Kehle
da bleibt keen
Ooge trocken
los – macht euch
auf die Socken
Zille sein Miljöh
weitere Infos: hier
Spielplan hier
Theater im Nikolaiviertel
Nikolaikirchplatz 5-7
10178 Berlin