Attentats- oder Unfallopfer abzulichten und zu zeigen verbietet der deutsche Pressekodex. Lateinamerika geht damit jedoch ganz anders um. Eine Ausstellung in Kassel zeigt erstmals Bilder des Mexikaners Enrique Metinides, der schon mit 12 Jahren seine erste Leiche fotografierte. 1934 geboren, lichtete er 30 Jahre als Pressefotograf Bilder des Grauens ab und schaffte dabei ganz besondere Bildkompositionen. Die Kunst dieser vermeintlichen Presse-Schnappschüsse entdeckte man erst vor gut zehn Jahren. In Metinides erster Ausstellung in Deutschland sind davon nun 70 im Museum für Sepulkralkultur in Kassel zu sehen.
kultiversum urteilt: Metinides‘ Verdienst ist es, das wichtigste Ereignis des Daseins in den Gesichtskreis zu holen; indem er es weder beschönigt noch vulgarisiert. Ebenso wie das Museum für Sepulkralkultur, das Tod und Gedenken in unserer Kultur beleuchtet. Beides ist eine Meisterleistung und lebenswichtiger als manche blutleere Konzept-Künstelei. Ganz abgesehen vom ästhetischen Schauwert dieser Bilder.
Ausstellung vom 2. Juni bis 4. September 2011
Enrique Metinides:
Schauspiel des Tatsächlichen
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25 – 27
34117 Kassel
Öffnungszeiten:
täglich außer montags 10 – 17 Uhr
mittwochs bis 20 Uhr
5 Euro/3,50 Euro