Er lebte von 1868 bis 1941 und sein Leben war, im Vergleich zu denen vieler seiner Künstlerkollegen, fast unspektakulär normal: Emile Bernard. Geboren als Sohn eines wohlhabenden Textilunternehmers zog er im Alter von zehn Jahren mit seiner Familie von Lille nach Paris. Er musste nicht den Fußstapfen seines Vaters folgen, sondern konnte mit 16 Jahren ins Atelier des Historienmalers Fernand Cormon eintreten, wo er Louis Anquetin und Henri de Toulouse-Lautrec kennenlernte.
Nach nur zwei Jahren musste Bernard die Malklasse wegen Differenzen mit Cormon wieder verlassen. Er wanderte in Richtung Normandie und Bretagne, traf Emile Schuffenecker, der ihn mit einem Empfehlungsschreiben an Paul Gauguin ausstattete. Doch in Pont-Aven angekommen, hatte Bernard wenig Kontakt zu dem berühmten Maler.
Erst ein Jahr später begann die künstlerisch kreative Zeit Emile Bernards. Er reiste ein weiteres Mal nach Pont-Aven, wo nun eine kurze, aber intensive Arbeitsphase mit Paul Gauguin begann. Gleichzeitig entspann sich ein intensiver Briefkontakt mit Vincent van Gogh, der sich in Paris fortsetzte und bis zum Tod des Niederländers andauerte. In der so genannten „Schule von Pont-Aven“ entwickelten Bernard und Gauguin Aufsehen erregende neue Malstrategien, die unter den Begriffen Cloisonismus und Synthetismus in die Kunstgeschichte eingingen und der Begeisterung der Künstler für japanische Holzschnitte und vereinfachter Darstellung von Farbflächen entsprang. Ausgelöst durch den Tod von Van Gogh und das Gefühl, Gauguin beanspruche alle künstlerischen Errungenschaften aus Pont-Aven für sich, geriet Emilie Bernard in eine persönliche Krise. Gleichzeitig musste er seit 1888 versuchen, sich der Wehrpflicht zu entziehen, was ihm schließlich gelang: Von 1893 bis 1904 lebte er in Ägypten. Er blieb dem Synthetismus treu, wandte sich künstlerisch jedoch immer stärker einem mystischen oder orientalisierenden Traditionalismus zu. Zurück in Frankreich, pflegte er eine enge Beziehung zu Cézanne.
Emile Bernard im Spiegel seiner Zeitgenossen Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin und Vincent van Gogh
Die Kunsthalle Bremen zeigt in Kooperation mit dem Musée d’Orsay und dem Musée de l‘Orangerie derzeit eine umfangreiche Retrospektive des französischen Künstlers, der Zeit seines Lebens im Schatten von Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin und Van Gogh stand, und stellt ihn diesen gegenüber. Dabei widmet sich das Museum auch der weit weniger bekannten späten Schaffensphase des Künstlers, die eine Hinwendung zum Stil der italienischen Renaissance zeigt und damit gegen den Zeitgeist stand. Ein besonderes Highlight der Schau ist ein Skizzenbuch Bernards, das rund 850 frühe Zeichnungen des Künstlers enthält und erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen ist.
Der Deutschlandfunk hält fest: „Émile Bernard erscheint so als irrender Ritter durch die Kunstgeschichte, sein Leben als eine Abfolge von Moden und Visionen, Umwegen und Sackgassen. Am Ende des Parcours durch diese intensive wie oft verstörende Ausstellung wünschte man sich, Bernard wäre in den verschlafenen Dörfern der Bretagne geblieben, so wie er sie gemalt hat: mit goldenen Weizenfeldern, roten Pferden und gelben Schweinen. Dort wäre er glücklich geworden.“
Emile Bernard – Am Puls der Moderne
Ausstellung bis zum 31. Mai 2015
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen
Öffnungszeiten
Dienstag 10 – 21 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Montag geschlossen
Karfreitag, Ostersonntag, Ostermontag (3./5./6.4.2015): 10 – 18 Uhr
1. Mai 2015: 10 – 18 Uhr
Christi Himmelfahrt (14.5.2015): 10 – 18 Uhr
Pfingstsonntag, Pfingstmontag (24./25.5.2015) 10 – 18 Uhr
12 Euro/9 Euro