„Quo Vadis, Mater?“, fragt ab heute das Verborgene Museum in Berlin (Radio-Feature: hier) und meint damit den Beginn der Veränderung der Frauenrolle Anfang des 20. Jahrhunderts. Weg von der Mutterrolle, mehr Teilnahme am öffentlichen Leben – dieses Streben manifestiert sich in Berlin vor allem in der Gründung des Berliner Lyceum-Clubs.
Der Berliner Lyceum-Club
1905 nach Londoner Vorbild gegründet, versammelte sich in dieser privaten Vereinigung die intellektuelle weibliche Elite aus der gehobenen Mittelschicht und aus dem Adel: Hedwig Heyl, Gertrud Bäumer Helen Lange, Marie-Elisabeth Lüders, Alice Salomon, Clara Viebig oder auch Bertha von Suttner gehörten zu ihren Mitgliedern. Frauen, die künstlerisch oder wissenschaftlich tätig waren und Austausch und Öffentlichkeit suchten in einer Zeit, als dies für Frauen in diesen Tätigkeitsbereichen noch nicht vorbehaltlos möglich war. Mit dem Ersten Weltkrieg verlagerte sich der thematische Schwerpunkt der Vereinigung auf soziale Aktivitäten, doch dem Zustrom tat dies keinen Abbruch: 1928 zählte der Club mehr als 1000 Mitglieder. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging auch die Blütezeit des Lyceum-Clubs zu Ende. Die jüdischen Mitglieder verschwanden, Ende der dreißiger Jahre gab es nur noch 600 Frauen im Club, 1943 wurde die Vereinigung dem Deutschen Frauenwerk angegliedert. Erst 1956 erfolgte die bescheidene Wiederbelebung unter Johanna von Siemens.
110 Jahre Berliner Lyceum-Club
Anlässlich des 110. Geburtstags des Berliner Lyceum-Clubs sind ab heute unter dem Titel „Quo Vadis, Mater? Künstlerinnen des Berliner Lyceum-Clubs 1905 – 1933“ rund 50 Werke von Mitgliedern der Vereinigung zu sehen, die in diesen knapp 30 Jahren vor allem in der Bildenden Kunst sehr aktiv waren, darunter Künstlerinnen wie Käthe Kollwitz, Sabine Lepsius, Clara Siewert oder auch Julie Wolfthorn.
Quo Vadis, Mater? Künstlerinnen des Berliner Lyceum-Clubs 1905 – 1933
Ausstellung bis zum 18. Juli 2015
Das Verborgene Museum
Schlüterstraße 70
10625 Berlin
Tel.: 030 / 3133656
Geöffnet nur, wenn Ausstellungen laufen:
Montag-Mittwoch: Geschlossen
Donnerstag-Freitag: 15:00 – 19:00 Uhr
Samstag-Sonntag: 12:00 – 16:00 Uhr
2 Euro/1 Euro
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