Ein bisschen Gruselfaktor ist dabei, wenn wir an Mumien denken: Seien es die Ägypter, deren hohe Kunst der Einbalsamierung wir heute nicht mehr kennen und deren vermeintliche Flüche die Ausgrabungen überschatteten, seien es die Mumien im Bleikeller des Bremer St. Petri Doms, deren erstarrte Gesichter und offene Münder uns schaudern lassen. Gern schlägt die Fantasie auch Kapriolen in Krimis mit Moorleichen oder wild gewordenen Mumien in Filmen wie „Nachts im Museum“. Mumien faszinieren uns, zeigen sie doch die Endlichkeit des Lebens besonders drastisch: In Toten, die als Mensch erkennbar sind, bekleidet und geschmückt, einen Einblick in die damalige, sehr weit entfernte Zeit gewährend.
Die bisher umfangreichste Mumienschau in Deutschland zeigt derzeit das Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Über 200 Mumien, darunter 26 Menschen, aus aller Welt sind zu sehen. Sieben Mumien repräsentieren den gesamten Zeitraum der ägyptischen Geschichte von 2686 v. Chr. bis Ende des 7./8. Jahrhunderts. n. Chr. Einzigartig ist die Mumie einer Frau aus der steinzeitlichen Guanchen-Kultur auf den Kanarischen Inseln. Untersuchungen haben ergeben, dass bei ihr sogar die inneren Organe erhalten geblieben sind. Die älteste Tiermumie der Ausstellung ist das Skelett eines Fischsaurer-Jungtieres von vor 180 Millionen Jahren.
Die Ausstellung, 2007 vom Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim als Wanderausstellung konzipiert, war bis dato die weltweit größte Mumienschau. Das German Mummy Project konnte damals bahnbrechende Forschungsergebnisse vorweisen. 2014 erfuhr die Schau eine Überarbeitung und ist nun in Hildesheim zu sehen. In den ersten zwei Tagen zog sie bereits 1.200 Besucher an.
Die Museumspädagogik rät übrigens davon ab, Kinder alleine in die Ausstellung gehen zu lassen, zu schaurig seien manche Exponate.
Welt online hält fest: „Es ist große Kulturgeschichte, die da in Hildesheim präsentiert wird.“
NDR.de meint: „Schaurig und faszinierend zugleich sehen die Körper der zum Teil vor Jahrtausenden Verstorbenen aus.“
Die Hessisch/Niedersächische Allgemeine fasst zusammen: „In dem Museum werden die mehr als 200 Mumien, darunter 26 vollständig erhaltene menschliche Mumien, nicht aufdringlich, sondern pietätvoll präsentiert.“
Mumien der Welt
Ausstellung noch bis zum 28. August 2016
Mumien-Flyer
Römer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim
Am Steine 1-2
31134 Hildesheim
10 Euro/8 Euro
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