Ja, es gibt sie noch die Welturaufführungen, neuen Kompositionen, die noch keinem Publikum präsentierten Opern heutiger Zeit. Immerhin schon in Paris und Basel ihre Feuerprobe bestanden, erlebte American Lulu von Olga Neuwirth am Sonntagabend in der Komischen Oper in Berlin ihre Uraufführung. Instrumentiert für ein 27-köpfiges Jazzensemble und der Mississippi-Morton-Wonder-Orgel setzt sich Neuwirth in ihrer Stück mit Alban Bergs unvollendet gebliebenen Werk Lulu (uraufgeführt 1937) auseinander. Dabei hat sie die ersten beiden Akte musikalisch neu instrumentiert und gemeinsam mit Helga Utz textlich neu bearbeitet. Der bei Berg unvollendet gebliebene dritte Akt ist von Neuwirth textlich wie musikalisch neu komponiert.
Die Geschichte um Aufstieg und Fall von Lulu, der die Männer zu Füßen liegen und die ihr schließlich zum Verhängnis werden, wurde in der aktuellen Inszenierung in das afroamerikanische Milieu vor dem Hintergrund der Protestbewegungen der sechziger und siebziger Jahre in den USA verlegt.
Olga Neuwirth, 1968 in Graz geboren, gilt als eine der wichtigsten Komponisten der neueren Generation.
Die Frankfurter Rundschau online fasst zusammen: Eine mögliche Aktualität dieser Lulu wird in Serebennikovs Berliner Regiedebüt nicht sichtbar. Dennoch ist Neuwirths American Lulu ein zweifellos origineller, diskussionswürdiger Beitrag zur Vollendung von Bergs letzter Oper. Er wurde in der Komischen Oper freundlich und ohne Widerspruch begrüßt.
Der Deutschlandfunk positiv: Der österreichische Komponist Friedrich Cerha plusterte das Werk vor Jahren auf zu einem dreiaktigen Monster. Die österreichische Komponistin Olga Neuwirth geht den umgekehrten Weg. Sie dampft es ein. Und das Ergebnis darf man als über weite Strecken gelungen nennen.
American Lulu an der Komischen Oper Berlin
Spielplan und Tickets: hier
Komische Oper Berlin
Behrenstraße 55-57
10117 Berlin