Mit geteilter Meinung nahmen die Feuilletons die neue Inszenierung von Rob Wilson am Berliner Ensemble auf. Nach Inszenierunge wie Woyzeck, Leonce und Lena oder auch dieDreigroschenoper zeigte Wilson bereits, wie man Sprechtheater mit Musik von Tom Waits oder Herbert Grönemeyer verbinden kann. In Lulu steuerte Lou Reed nun mit zum Teil neuen Songs die musikalische Untermalung bei. Die 66jährige Angela Winkler spielt Lulu, die männerverführende und-mordende Frau, die schließlich nach Tat, Haft und Flucht Opfer von Jack the Ripper wird.
FAZ net: Da werden die Leidenschaften mit strategischer Finesse umzingelt, nie erfasst, die Begierden höchstens verbalisiert oder bevorzugt ins Mikrophon gerockt, Küsse bleiben in der Luft hängen, niemand zieht sich aus: […] In diesem Designtheaterkosmos aber sind alle gleich, auch wenn niemand weiß, warum und wozu. Gegen derlei stets sauber und niedlich herausgeputzte l’art pour l’art haben freilich weder Frank Wedekind noch seine Lulu eine Chance, wirklich wahrgenommen zu werden.
Deutschlandradio Kultur urteilt: Wilsons „Lulu“ behält zwar fast alle Kern-Passagen vom dramatischen Entwurf bei, treibt dem aber fast alles aus, was ihn in besseren Inszenierungen so interessant und modern erscheinen lässt: speziell das halsbrecherische Tempo. […] Und perfiderweise wirkt Wedekind durch solcherlei Zurichtung nun geradezu langweilig; aufgeplustert zwar, aber voll von heißer, ach was: bestenfalls warmer Luft. […] Grundsätzlich aber ist diese „Lulu“ nicht im Gleichgewicht der Bühnenkünste.
Berliner Ensemble
Theater am Schiffbauerdamm
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin