Ein Gedicht von Stephan Reimertz
ich nuckel an der pfeife
und will daß man begreife
wie schlecht die welt
im heimatdialekt
sprech ich ganz verschreckt
vom großen geld
ich laß mich mit der macke
und einer lederjacke
im fernsehen blicken
und mach ich es mir nett
trag ich ein tweedjackett
mit lederflicken
damit ich was verdiene
hab ich ne schreibmaschine
von triumph
für meine inspiration
brauch ich die transpiration
von gabis strumpf
der duft von ihrer wade
liegt in der schublade
stets griffbereit
wenn ich nicht onaniere
tipp ich und kritisiere
die schlimme zeit
in meinem souterrain
urteile ich sehr streng
über die da oben
nur von der akademie
oder bundesverband industrie
laß ich mich loben
wer auch regiert
was auch passiert
ich bin betroffen
von intellekt
und deutschem sekt
total besoffen
Stephan Reimertz, Deutschlands poeta doctus, ist bekannt für Gedichte von unnachahmlicher Anmut. In seinen Short Stories ist er jenem Phänomen auf der Spur, das wir Liebe nennen. In seinem vielgelesenen Roman Eine Liebe im Porträt setzte er der Malerin und Wagnersängerin Minna Tube ein Denkmal, die daraufhin wiederentdeckt wurde. Sein Klassiker Papiergewicht beschreibt die Erosion einer Oberschichtsfamilie der siebziger Jahre. Viel diskutiert werden seine kunstgeschichtlichen und philosophischen Essays.
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