Die Ausstellung »El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez« zeigt eine der glanzvollsten Epochen der Kunstgeschichte, jene des spanischen Goldenen Zeitalters im siebzehnten Jahrhundert, als Spanien ein Weltreich war, das bereits Zeichen der Auflösung zeigte. Die Schau war von Anfang an als Co-Produktion der Gemäldegalerie Berlin und der Kunsthalle München geplant. Sie wurde von Juli bis Oktober in Berlin gezeigt und ist nun in der Münchner Kunsthalle zu sehen.
Eine ausführliche Rezension zur Ausstellung, den wunderbaren Bildern und herausragenden Künstlern finden Sie hier.
An beiden Orten standen die Kuratoren vor der Herausforderung, bedeutende Werke der Kunstgeschichte an einem kunstfeindlichen Ort präsentieren zu müssen. Während die ehrwürdigen Hauptwerke des spanischen siebzehnten Jahrhunderts in Berlin in einer Allzweckhalle aufgehängt wurden, werden sie in München in einer Galerie mit verschiebbaren Räumen zwischen Kaufhäusern und Ladengeschäften präsentiert. Die Werke von Velázques, El Greco, Zurbarán und Murillo an solchem Ort zu betrachten ist etwa so, als würde man einer königlichen Hoheit in der Etagenwohnung in einem Hochhaus begegnen. Die Kuratoren haben versucht, das Beste daraus zu machen und die Bilder und Skulpturen in unterschiedlich großen, verschiedenfarbigen Räumen präsentiert. Die Ausstellung einer Modeschule neben dem Kruzifix von Luise Ignacia Roldán, die künstlichen Kerzen neben einem hölzernen Corpus Christi sind aber dann doch zugleich Kitsch und Blasphemie. Ein Besucher des siebzehnten Jahrhunderts, der diese Ausstellung besucht und am Ausgang sofort in die Auslagen der Konsumgesellschaft stolpert, würde feststellen, dass es der menschlichen Seele auch auf dem Scheiterhaufen besser erginge als hier.
Dennoch stellt die Ausstellung eine wertvolle Kompensation der Lücken dar, die sich derzeit in München durch den Umbau der Alten Pinakothek ergeben. Dort sind einige Räume geschlossen und große Teile der spanischen Malerei derzeit nicht zu sehen. Als unmittelbaren Anschluss an die Siglo de Oro Ausstellung hingegen kann man die herausragenden Portraits von Goya in der Neuen Pinakothek und die dort derzeit gezeigte Kammerausstellung »Drei Farben Schwarz« besuchen. Die Farbe Schwarz, die auch für das spanische siebzehnte Jahrhundert die dominante war, wird hier in 16 Gemälden des neunzehnten Jahrhunderts durchexerziert.
Spaniens Goldene Zeit. Die Ära Velázquez in Malerei und Skulptur.
Ausstellung bis zum 17. März 2017
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
Theatinerstraße 8
80333 München
Öffnungszeiten:
täglich 10–20 Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen)
14 Euro/12 Euro
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