Das Takácz Quartett holt sich Bläserverstärkung, präsentiert zwei preußische Quartette eines Bayern und zwei Quintette eines Instrumentalpioniers. Im Mozarteum werden vier Diamanten auf dem Silbertablett dargereicht, was nicht nur den Damen gefällt, die zum Shopping nach Salzburg gekommen sind.
So wie die Brandenburgischen Konzerte kamen auch die Preußischen Quartette zu ihrem Epitheton, weil ein Komponist eine Werkfolge einem preußischen Herrscher anempfehlen wollte. Im Falle des Bayern Wolfgang Amadé Mozart handelte es sich um den cellospielenden Monarchen Friedrich Wilhelm II. Das Takácz-Quartett musizierte diese hoch anspruchsvollen Kleinodien der Kammermusikliteratur im Großen Saal des Mozarteums in einer Weise, in der Spannung und Selbstverständlichkeit zusammenfielen; mit anderen Worten: vollkommen. Das unüberbietbar Austarierte von Themenmaterial und Durchführung, Themencharakter und Gesamtanlage, Gehalt und Diktion; all das verkörpert, was wir an der Musik dieses Komponisten das Klassische nennen.
Klassische Vollendung inmitten der Zerstörung
Hans Sedlmayr, Begründer der strukturanalytischen Kunstgeschichte und Ordinarius in Salzburg, vertrat die Ansicht, dass das Stadtgestalt von Salzburg in der Zeit Mozarts seine optimale, seine klassische Ausprägung erfuhr. Jahrzehntelang kämpfte er gegen die Zerstörung von Stadt und Umgebung. So berührt es nachgerade schmerzhaft, die vollkommenen Kammermusikkompositionen des größten Sohnes der Stadt inmitten einer Situation zu hören, in welcher der Salzburger Magistrat sich anschickt, architektonisch und sozial restlos zu zerstören, was von Salzburg noch übriggeblieben ist. Immerhin kann man sagen, dass die Mozartwoche uns keine so widerwärtige Atmosphäre von Vulgarität und Billigtourismus bietet, wie das im Sommer inzwischen der Fall ist.
Leere Plätze und der wahre Adel
Neben den beiden Streichquartetten in B-Dur und D-Dur standen das Hornquintett in Es-Dur und das Klarinettenquintette in A-Dur auf dem Programm. Das Thema des Variationssatzes im letzteren diente seit den sechziger Jahren als Erkennungsmelodie eines Seniorenprogramms im Deutschen Fernsehen, und auch in diesem Konzert waren die meisten Besucher jenseits der Pensionsgrenze, indes viele Sessel leer blieben. Das muss nicht sein. Jugendliche möchten gern in Konzerte gehen, werden nur von den hohen Preisen abgeschreckt. Die EU ist eh schon ein Altersheim, und ein Intendant ist auch ein Verantwortung tragender Pädagoge. Hier sollte wirklich etwas geschehen, um das Publikum der Mozartwoche jugendlich aufzuforsten. Allzu jugendlich indes gab sich Klarinettist Andreas Ottensamer, dessen histrionisches Gehabe besser zu dem Sänger einer Boygroup gepasst hätte. Schaute man allerdings weg, gewahrte man seine elegante und vitale Klarinettenklang. Hornist Radek Baborák wiederum machte das Horn zu einem strahlenden, eleganten, einem wahren Adelsinstrument.
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