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Große Flötenkunst: Isaac Makhdoomi spielt Domenico Maria Dreyer

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Blockflöte und Cembalo, was für ein hübsch gelocktes barockes Geschwisterpaar. Die Blockflöte zwitschert, trällert und tiriliert wie Amseln und Nachtigallen im Frühling, das Cembalo steuert perlende Tonkaskaden bei. Übermut und Leichtigkeit.

Beste Unterhaltung mit erstaunlichen Volten und akrobatischer Flötenkunst bescheren Isaac Makhdoomi (Flöte) und Sebastian Bausch (Cembalo) mit ihrer Erkundung des knapp erhaltenen, aber umso kunstvolleren Schaffens von Domenico Maria Dreyer. Nicht mehr als die vorliegenden acht Sonaten zeugen von Dreyers Meisterschaft. Sechs davon, die „Sonate da Camera á Oboe Solo col suo Basso“ befinden sich in einem undatierten Manuskript in der Französischen Nationalbibliothek in Paris. Auch die Sonaten für Blockflöte in C-Dur und a-Moll sind nur aus einer einzigen Handschrift bekannt. Sie sind Teil der Sammelhandschrift „Sinfonie di Varij Autori“, die in der Biblioteka Palatina in Parma aufbewahrt wird.

Der Papa Domenicos stammt aus Deutschland, der Bruder Giovanni Filippo Maria Dreyer war ein gefeierter Kastrat, Komponist und Impresario. Aufgewachsen in Florenz, tauchen die Geschwister später in St. Petersburg auf, wo Giovanni im Dienste des kaiserlichen Theaters seine Vokalkunst anpries bzw. Domenico als Oboist im Hoforchester wirkte. 1732 erhielt er den höchst zaristischen Auftrag, nach Italien zu reisen, um weitere Musiker für die kommende Spielzeit zu rekrutieren. Da konnte er noch einmal Sonne tanken, bevor er ca. 35-jährig verstarb. Ein Anlass, der auch seinen Bruder dazu bewogen haben dürfte, sich aus St. Petersburg zu verabschieden und wieder nach Italien zu gehen.

Die Musik Dreyers weist eindeutig stilistische Parallelen zu Antonio Vivaldi auf. Ebenso besteht zu den „12 Sonate a Violino, o Flauto solo, e Basso“ des Florentiner Komponisten und Geigers Francesco Maria Veracini aus dem Jahr 1716 eine klare Querverbindung, als Dreyer in seiner „Sonata Quinta“ das Anfangsmotiv aus Veracinis „Sonata Quinta“ – in Moll transponiert – zitierte.

Musikgeschichtlich interessant ist, dass Oboe und Blockflöte zu Beginn des 18. Jahrhunderts in ihrer Grifftechnik so ähnlich waren, dass sie von denselben Musikern beherrscht wurden. Das wirkte sich natürlich auf das Repertoire der beiden Instrumente aus, das sich fast beliebig mit kleinen Anpassungen austauschen ließ.

Isaac Makhdoomis Flötenspiel begeistert mit rund fülligem Ton, Salven an selbst kreierten funkelnden Verzierungen und hoher Präzision. Spielfreude und Entdeckungsgeist paaren sich mit technischer Bravour und erfinderischer Kraft. Eine garantiert nachhaltige Tankstelle für positive Energie und gute Laune.

Isaac Makhdoomi & Sebastian Bausch
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