Die Berliner Kultur startet wieder durch und offenbart spannende Perspektiven: eine Ausstellung auf einem Boot und eine Opernpremiere im Autokino sind einige der Highlights, die Ronald Klein in Kurzform vorstellt.
Die isländische Künstlerin Borghildur Indriðadóttir plant, innerhalb der kommenden Jahre zum Mond zu fliegen, um dort eine Performance aufzuführen, die über Stream auf die Erde übertragen wird. Während in der Vergangenheit die Missionen von Astronauten mit dem symbolischen Hissen der Flagge einhergingen, lehnt sie diese Form von Kolonialismus dezidiert ab und will stattdessen Herrschaftsstrukturen dekonstruieren. Auf dem Schiff im Berliner Zentrum wird eine Laborumgebung simuliert, die aus wissenschaftlicher Perspektive mit Indriðadóttirs Projekt „Artist on the Moon“ korrespondiert. Ebenso sind Motive aus dem bisherigen Oeuvre Borghildurs zu sehen, beispielsweise die Weiterentwicklung von „The Missing Rock“, einer Installation und Performance, die 2019 im Espacio Union in Mexiko-Stadt stattfand und die die Rückgabe des Mondgesteins thematisiert, das Neil Armstrong 1969 mit zur Erde nahm. Positionen der Künstlerin beleuchtet der „Artist am Donnerstag“ näher.
Spacelab – Into The Unknown
Mi.-Sa. 19-22 Uhr
Hošek Contemporary
auf dem Motorschiff Heimatland
Fischerinsel
Berlin-Mitte
www.hosekcontemporary.com
Artist Talk
10. Juni, 19 Uhr (mit Publikum)
Finissage
12. Juni, 19 Uhr
Einen Blick in den Nachthimmel wagt – zumindest dem Namen nach – das Musikensemble stargaze, das am Donnerstag und Freitag zum Post-Beethoven-Fest in die Volksbühne lädt. Zuschauende sind im Saal nicht vorgesehen, das Event wird ausschließlich gestreamt. Ausgehend von Beethovens erster, zweiter, siebter und neunter Sinfonie haben so unterschiedliche Komponistinnen und Komponisten wie Sarah Nemtsov, Nicole Lizée, Matthew Herbert und Aart Strootman ästhetische Innovationen des Komponisten in die heutige Zeit übertragen. Aufgrund der Pandemie wurden die Uraufführungen dieser Werke, die an unterschiedlichen Orten stattfinden sollten, bisher verschoben und können nunmehr auf einer Bühne präsentiert werden. Das Programm ergänzen unter anderen Holger Hiller (Palais Schaumburg), der Nietzsche interpretiert sowie stargaze selbst, die Tracks der kanadischen Klangvisionäre Boards of Canada neu arrangiert haben.
Post Beethoven Fest
10.+11. Juni, 20 Uhr
www.volksbuehne.berlin
Die Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ bedeutete nicht nur für seinen Komponisten Richard Wagner das Opus magnum, sondern ist aufgrund der aufwendigen Umsetzung auch für die Opernhäuser eine Herausforderung. Götz Friedrich inszenierte 1984 an der Deutschen Oper seine legendären „Ring“, der bis 2017 auf dem Spielplan stand. Sein einstiger Student, der Norweger Stefan Herheim, mittlerweile einer der gefragtesten Musiktheaterregisseure, wagt sich nun an eine Neuinszenierung, um den Stoff ins 21. Jahrhundert zu übersetzen. In der kommenden Spielzeit steht die Tetralogie Wagners auf dem Spielplan, der erste Teil gibt vor der Sommerpause bereits einen Vorgeschmack. Ursprünglich bereits für den letzten Sommer angekündigt, wurde aufgrund der Corona-Maßnahmen statt der Wagner-Fassung im vergangenen Sommer Jonathan Doves Bearbeitung auf dem Parkdeck gespielt.
Das Rheingold
12. Juni, 19.30 Uhr (Premiere)
Deutsche Oper Berlin
Bismarckstraße 35
Charlottenburg
www.deutscheoperberlin.de
Am Deutschen Opernhaus, wie die Deutsche Oper einst hieß, fand 1913 die Deutschlandpremiere von „La fanciulla del west“ statt. Die Neuinszenierung des Puccini-Werks aus dem Jahr 1910 erfolgt am Sonntag in der Staatsoper Unter den Linden. Im Gegensatz zu den Klassikern des Komponisten, beispielsweise „La Bohéme“ oder „Madame Butterfly“, kommt die nur noch selten aufgeführte Oper ohne bekannte Arien aus. Die Handlung spielt in Kalifornien zur Zeit des Goldrauschs. Die US-amerikanische Regisseurin Lydia Steier, die zuletzt unter anderem bei den Salzburger Festspielen brillierte und erstmalig an der Staatsoper arbeitet, bringt das Melodram auf die Bühne. Die musikalische Leitung obliegt dem designierten Chefdirigenten des London Symphony Orchestras, Antonio Pappano. Die Premiere wird auch in einem Pop-up-Kino vor den Toren des ehemaligen Flughafen Tempelhofs übertragen.
La fanciulla del west
13. Juni, 19 Uhr (Premiere)
Staatsoper Unter den Linden
Unter den Linden 7
Berlin-Mitte
www.staatsoper-berlin.de