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Menschen mit Musik: „M, M, M, My Corona“

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Kolumne von Susanne Falk.

Haben Sie einen Pandemie-Song? Ich schon, aber erst seit Lockdown Nummer Vier. Er ist altbekannt, fröhlich und in diesem Zusammenhang auch leicht zynisch. In meinem Kopf spielt es in Dauerschleife „Schöne Leute“ von Purple Schulz.

Zugegeben, man kann das Ganze nur dann mit Humor ertragen, wenn man emotional nicht so stark ins Pandemiegeschehen involviert ist. Wer einen liebsten Menschen verloren hat, der ist einfach nur traurig. Da hilft keine ironische, musikalische Brechung des Geschehens, da bleibt nur Trauerarbeit und die tut weh und ist grausam. Natürlich kann Musik hilfreich und auch heilsam sein, schon allein deshalb, weil sie alle inneren Schleusen öffnet. Ein paar Takte von Samuel Barbers „Adagio for Strings“ und ich heule wie ein Schlosshund. Das muss hin und wieder sein und baut innere Spannungen ab. Doch was für mich funktioniert muss ja nicht für andere gelten. Musik ist kein Allheilmittel. Und für die anderen Tage bleibt mir mein Galgenhumor.

Purple Schulz ist eines der wenigen Highlights aus einer geschmacksverirrten Phase der 80er-Jahre, die ich heute noch ertrage, denn die Zeilen „Guck mal, nur schöne Leute, wir haben heute die Hässlichen eingesperrt“ bekommt während eines Lockdowns plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Irgendwo muss der Frust über das Geschehen um mich herum ja einmal heraus und da gilt das Motto „Wenn es denn hilft…“. Man ersetze einfach hässlich durch ungeimpft. Und für alle die während der Pandemie verzweifelt auf Partnersuche sind, gilt der Spruch, der getrost als beste Textzeile der 1980er gelten darf: „Wir brauchen keinen Sex, wir haben Einbauküchen, in die man sich auch verlieben kann.“ Dafür gebührt der Band ein Platz im Pophimmel.

Auch so ein aktueller Superhit der anderen Art wäre „My Corona“ von The Knack. Eine Freundin steht nach wie vor auf Helge Schneiders „Forever at Home“ (https://www.youtube.com/watch?v=HF5XmrnmctE). Das kann ich zwar nachvollziehen, weil Helge Schneider hier einfach großartig ist, geht mir dann aber auch wieder zu nahe. Mir kommt es ja auch schon so vor, als sitze ich seit einer Ewigkeit zuhause herum. Wirklich zum Lachen gebracht hat mich dagegen unlängst Stephen Colbert mit einem Hinweis auf die aktuelle Tequila-Verknappung in den USA und dadurch bedingte Umdichtung des bekannten Werbesongs. Schauen Sie selbst hier.

Ich frage mich ja, welchen Song wir wohl rückblickend mit dieser Zeit verbinden werden. Ob wir uns da überhaupt auf einen einzigen Titel einigen können? Wir können uns ja jetzt schon auf nichts einigen, wie soll das denn musikalisch gehen? Schöne Kakophonie. Aber vielleicht wird es ja ein ganzer Soundtrack, so dass für jeden etwas dabei ist? Möglich wär’s. Was ist denn Ihr Corona-Song?

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