Kolumne Susanne Falk.
Da stehe ich nun in der Buchhandlung und weiß nicht recht weiter. Finde ich das nun gut? Schlecht? Bin ich solidarisch, denn… es sind ja auch irgendwie Kollegen? Oder ärgere ich mich, weil der „Platz an der Sonne“ so knapp bemessen ist und die mir hier die letzte Aussicht auf ein bisschen Wärme und Licht im Medienrummel verstellen?
Ein prominenter Name auf dem Cover reicht schon für den Verkaufserfolg, da ist der Inhalt oft egal. Könnte man meinen, denn nicht wenige Verlage handeln danach und widmen Promibüchern in ihren Programmen immer mehr Raum. Da wird dann über allerlei leidvolle Erfahrungen und deren Überwindung geschrieben, durchaus nicht immer schlecht und meistens findet sich nicht nur ein prominenter Name am Cover sondern auch das Foto der betreffenden Person. Schicksalsbücher sind so eine ganz eigene Sparte des Sachbuchs und da ich selbst gerne Biografien lese, kann ich ganz gut damit leben, dass sich so etwas halt auch verkauft.
Problematischer wird es bei prominenten Menschen, die auch Belletristik schreiben, im Erstberuf aber zum Beispiel Schauspielerin oder Moderator sind. Belletristik ist mein Metier. Und wie das halt so ist: Die Konkurrenz ist hart. Es gibt hunderte deutschsprachige Neuerscheinungen am Markt, zweimal im Jahr, da ist es schwierig, die nötige Aufmerksamkeit fürs eigene Werk zu generieren und Autorinnen und Autoren sind ja generell eher Einzelkämpfer und begreifen sich nicht so sehr als Kollegenschaft, auch wenn man sich meist gegenseitig leben lässt.
Aber nun sprießen die belletristischen Promiautoren wie Pilze aus dem Boden. Wer immer sein Gesicht regelmäßig in eine TV-Kamera hält, schreibt anscheinend auch einen Roman, ganz so, als gehöre das zum guten Ton dazu. Mein Haus, mein Auto, mein Buch! Aber so wenig wie ich eine gute Tatortkommissarin abgeben würde, so wenig sind TV-Sternchen oft als Autorinnen und Autoren brauchbar. Ausnahmen, also Joachim Meyerhoff, bestätigen die Regel. Aber der ist ja auch nicht im Fernsehen und außerdem in jeder Hinsicht einer der ganz Großen.
Um es klar zu sagen: Es ist nicht die Schuld der schreibenden Schauspielerschaft, dass man sie druckt. Wäre ich in derselben Lage, ich würde es vermutlich auch so machen. Ist ja nicht so, dass man im Schauspielfach immer gut verdient, und ein Roman tut niemandem weh. Denkt man. Und vergisst, dass Aufmerksamkeit begrenzt ist, dass Rezensentinnen und Rezensenten auch nur ein bestimmte Anzahl Bücher pro Printausgabe besprechen können, dürfen, wollen. Die Rezension fällt damit leider immer auf die prominent besetzte Butterseite der Autorenschaft. Die Rechnung geht nämlich so: Berühmte Person + Buch = Rezension (qualitätsunabhängig).
Wie gesagt, es liegt nicht an den Autorinnen und Autoren selbst. Es liegt an den Verlagen und es hängt am Feuilleton. Was sich einmal (spartenfremd) gut verkauft hat, verkauft sich auch wieder gut ist. Das ist leider der Grund, warum Medienkanäle zunehmend mit Promiliteratur verstopft werden. Sehr zum Leidwesen der Autorenschaft, die das tatsächlich als Hauptberuf betreibt.
Nun ist das mit der Mischkalkulation in den Verlagen aber so eine Sache: Verkauft sich das Promibuch gut, querfinanziert dies womöglich auch das Buch eines unbekannten Autors. Und so stehe ich da, in der Buchhandlung, ärgere mich und bin doch gleichzeitig solidarisch mit der Prominenz, spaziere schließlich hinaus aus dem Laden, um mich beim Gehen zu beruhigen und um meinen Platz im Licht besser in der realen Welt zu suchen. Ist ja schließlich Frühling, nicht nur Bücherfrühling. Außerdem ist die Welt gerade schlimm genug. Und Neid ein denkbar mieses Gefühl.
Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.