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Salzburger Pfingstfestspiele 2025: Venedig-Rausch

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Von Barbara Röder.

Im Foyer des Mozarteums steht er: Mozart als Orpheus mit Leier und Lorbeerkranz. Vielleicht ist er der heimliche Schirmherr dieser opulent farbig singend und klingenden Pfingstfestspiele-Freuden-Oase des Wohlklangs. Nach dem grandiosen Erfolg des barocken, visuellen und musikalischen Vivaldi-Ovid Pasticcios-Feuerwerk „Hotel Metamorphosis“ feierten weitere klingende Schönheiten des Vergänglichen Premiere. Allesamt mutige, künstlerisch außergewöhnliche Spektakel, die ganz in den Bannen der Serenissima verzauberten, verwandelten!      

Vom Wohlklang der Serenissima oder vom Lieben und Sterben in Venedig

Große Oper, Verdis „La Traviata“ konzertant, eine Uraufführung, Monteverdis „Marienvesper“, John Neumeiers ikonische Ballett Inszenierung „Der Tod in Venedig“, eine puristische Klavier-Lied Matinee und die „Rossini in Venedig“- Gala überzeugten in ihrer Einzigkeit davon, wie Komponisten und Poeten dem Faszinosum Venedig erlegen sind. 500 Jahre Inspiration, Staunen und künstlerische Muße begegnen uns in diesen von Cecilia Bartoli dramaturgisch klug und fulminant kreativ durchkonzipierten Salzburger Pfingstfestspielen 2025.

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Geistliches Konzert – Marienvesper 2025: Gianluca Capuano (Musikalische Leitung), Les Musiciens du Prince – Monaco, Il Canto di Orfeo © SF/Marco Borrelli

Monteverdi als Brücke der Epochen

Als der Komponist und Dirigent Paul Hindemith 1954 erstmals den „L’Orfeo“ von Claudio Monteverdi bei den Wiener Festwochen präsentierte, der Komponist hatte die Partitur eingerichtet, war dies die Geburtsstunde für die Alte Musik Bewegung. Es war ein historischer Meilenstein der Interpretationsgeschichte und läutete die Monteverdi-Renaissance für die am Hofe von Mantua 1607 uraufgeführte Oper ein. Die 1610 gedruckte „Vespro della Beata Vergine“ – „Marienvesper“ beschieden Monteverdi 1613 die Stelle des Domkapellmeisters von San Marco in Venedig. Seinen an der menschlichen Stimme orientierten Opernstil übertrug der Komponist in seine sakralen Werke und begründete den Übergangsstil von der Renaissance zum Barock. Mit Klarheit und ausgewogener Kenntnis dirigiert Gianluca Capuano Monteverdis „Marienvesper“. Les Musiciens du Prince — Monaco und der Chor „Il Canto di Orfeo“ (Jacopo Facchini) lassen beseelt den Originalklang einer vergangene Epoche voller musikalischer Anmut auferstehen. Eine wahre Freude! Die Uraufführung „Venezianischer Morgen“ für gemischten Doppelchor a cappella nach Gedichten von Rainer Maria Rilke von Bruno Mantovani lehnt sich an die alten, ikonischen Klänge Monteverdis an.

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Gala · Rossini in Venedig 2025: Cecilia Bartoli (Mezzosopran), Les Musiciens du Prince – Monaco, Mitglieder der Würth Philharmoniker © SF/Marco Borrelli

Ein Rausch der Lebenslust 

Cecilia Bartolis Salzburger Pfingstfestspiele-Hommage an die Lagunenstadt Venedig endet, wie sie begonnen hat: Mit überschäumender Lebenslust, im funkensprühenden Rossinitaumel. Hier hätte Verdis „Falstaff“ Pate stehen können: „Tutto nel mondo è burla…“. „Alles auf der Welt ist Scherz… wir sind alle betrogen!“ –.

Die abschließende „Rossini in Venedig“- Gala verführt und entführt in Lebenslust und Wonnefreuden atmende Rossiniwelten. Das Belcanto- und Virtuosen- Arien schreibende Genie begann seine künstlerische Laufbahn in Venedig 1810. Sein „Tancredi“, „Semiramide“, und L’italiana in Algeri“ feierten am Teatro La Fenice Triumphe. Natürlich fehlte das von Bartoli mit anreizender Anmut und mit warmer und samtiger Innigkeit gesungene Lied von der Trauerweide und Gebet der Desdemona „Assisa a pie’ d’un salice“ aus Otello nicht. Die Handlung spielt ja in Venedig. Im grandiosen szenisch witzigen Wonnegesang „Una poco voce fa“ aus Rossinis „Barbier“, der Cecilia Bartoli aus der Kehle wie goldene Perlen zu springen scheint, erleben alle eine funkensprühende Sternstunde.

Melissa Petit’ s zuckersüßer Sopran und blitzender Witz in der Cavatine „Come dolce all’almamia“ aus Tancredi macht staunen, da Klarheit und genaue Diktion nie außer Acht gelassen werden. Tenor Sergey Romanovsky zauberte mit tenoralem Schmelz und strahlender Kühnheit einen Otello der Extraklasse. Giorgi Manoshvili, Bass, bot, nuancenreich und voller Tiefenschärfe gesungen, eine überwältigend schöne, Mustafà Arie (L’italiana in Algeri). Das Finale aus „L’italiana in Algeri“ mit dem berühmten Concertato „Nella testa ho un campanello“ wurde mit stehenden Ovationen gefeiert. Dirigent Gianluca Capuanos umsichtiges sowie famoses Dirigat, die detailtreu spielenden Les Musiciens du Prince — Monaco, die Mitglieder der Würth Philharmoniker und der klangintensiv tönende Chœur de l’Opéra de Monte-Carlo machten diese Rossini-Hommage zum beseelt denkwürdigen Spektakel, das lange nachhallt.

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Salzburger Pfingstfestspiele 2025: Venice Frenzy

Mozart as Orpheus greets from the foyer of the Mozarteum: a symbol for a dazzling festival journey curated by Cecilia Bartoli, devoted to Venice. Following the opulent success of “Hotel Metamorphosis,” more sonic visions of transience emerged—bold, magnificent, and enchanting. Verdi’s “La Traviata,” Monteverdi’s “Vespers,” Neumeier’s “Death in Venice,” and the “Rossini in Venice” gala offered musical portraits of a city that has captivated artists for 500 years. A highlight of early music: Monteverdi’s “Vespro della Beata Vergine,” soulfully conducted by Gianluca Capuano.Mantovani’s world premiere “Venetian Morning” gave Rilke’s verses resonant depth.The final gala celebrated Rossini’s brilliance with Bartoli, Petit, Romanovsky, and Manoshvili. Ovations crowned the event.

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