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Theater: „Das kalte Herz“ nach Wilhelm Hauff am Schauspiel Stuttgart

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Theater: „Das kalte Herz“ nach Wilhelm Hauff am Schauspiel StuttgartPeter Munk – der Kohlemunkpeter – ist unglücklich. Täglich rackert er sich ab, ist schmutzig und verdient dabei nicht einmal genug Geld, um feiertags ins Wirtshaus gehen zu können. Glasern, Flözern und Uhrenmachern geht es weit besser, und mehr Respekt bekommen sie auch, meint Peter. Und schreitet zur Tat. Im Wald, so hört er, ist ein Glasmännlein, das jedem, der an einem Sonntag zwischen 11 und 2 Uhr nachmittags geboren wurde – wie Peter – drei Wünsche erfüllt. Doch als Peter das Männlein aufsucht, klappt es nicht so recht mit den vernünftigen Wünschen. In seiner Verzweiflung wendet er sich schließlich an den Holländer-Michel, der mit dem Bösen im Bunde steht und der ihm einen Pakt anbietet: Gibt Peter ihm sein Herz, erhält dieser unermesslichen Reichtum und als Ersatz ein Herz aus Stein. Der Handel kommt zustande und fortan ist Peter reich. Doch Liebe und Freude, Wut und Trauer kann er nicht mehr empfinden, seine Gefühle sind gestorben.

Regisseur Armin Petras, bisher beim Maxim-Gorki-Theater in Berlin und seit dieser Spielzeit nebst ebenfalls gewechselten Schauspielern in Stuttgart, inszeniert Wilhelm Hauffs Erzählung unter den Gesichtspunkten „Was machen Einsamkeit und Ausgrenzung aus einem Menschen? Was passiert, wenn er zu Geld kommt? Wieviel Heimat steckt in uns? Wieviel Wald und wieviel Autobahn?“

taz online fasst zusammen: „Das Ende des Märchens wird dreifach erzählt: Es gibt den gütigen Schluss von der alten Märchenschallplatte für Kinder; es gibt den moralisierenden Schluss von den Schauspielern vorgetragen, […] Und es gibt den esoterischen Schluss vom Albverein, in dem Peter Munk in einen ritualisierten Schwerttanz aufgenommen wird. Aber keines der drei Modelle scheint wirklich tragfähig. Tatsächlich hat die Inszenierung ihre stärksten Momente in der Performanz der Schauspieler.“

nachtkritik.de meint: „Es ist eine bunte Mischung aus Revue, epischem Theater und durchaus kritischem Volksstück geworden – freilich ohne Dialekt oder einer entsprechenden Kunstvariante. Revue, weil der Abend lustvoll Szenen, Tableaus und Musiknummern aneinanderreiht. Episch, weil er das Publikum auf emotionale Distanz hält. Volksstück, weil er sich um die Verankerung in der regionalen Kultur bemüht: Petras hat dafür eine 30-köpfige Volkstanzgruppe aus Balingen mit an Bord geholt.“

Die Berliner Zeitung kritisch: „Es wird hier improvisiert und gealbert, parodiert und genervt, dass sich die Fichten biegen. Ständig ist man deshalb kurz davor, das ganze Projekt verloren zu geben. Aber dann kommt wieder ein Bild als Ruhepunkt, ein Augenblick, der alles klärt und ordnet.“

Schauspiel Stuttgart
Oberer Schloßgarten 6
70173 Stuttgart

Die nächste Aufführung am 8. Januar 2015.
Dann wieder im Februar und März.

 

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