Mozart, Beethoven, Brahms stehen auf dem Programm – im Rahmen der Berühmten Instrumentalkonzerte spielen am kommenden Samstag gleich drei Top-Violinisten der Berliner Philharmonie gemeinsam mit dem Sinfonie Orchester Berlin unter der Leitung von Daniel Strabawa. Strabawa, selbst Ensemblemitglied der Berliner Philharmoniker und dort seit 1986 1. Konzertmeister, widmet sich schon seit vielen Jahren dem Dirigieren.
Feuilletonscout: Herr Stabrawa, Sie sind 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker und stehen am 31. Januar als Dirigent am Pult, um das Spiel Ihrer Kollegen zu leiten. Ist eine solche Rolle einfacher, wenn man mit Vertrauten arbeitet?
Daniel Stabrawa: Selbstverständlich ist es einfacher, vertraute Personen musikalisch zu begleiten, wir spielen tagtäglich Musik zusammen , unsere musikalische Denkweise wird dadurch ähnlicher. Das erleichtert die Arbeit.
Feuilletonscout: Sie bewegen sich zwischen dem Spiel im Ensemble und der Rolle des Dirigenten. Was macht der Reiz des einen wie des anderen aus?
Daniel Stabrawa: Als Dirigent muss man dasselbe Werk aus einer, zumindest am Anfang, völlig anderen Perspektive betrachten als ein Solist oder Orchestermusiker. Am Ende der Arbeit, wenn man schon auf der Bühne steht ist in allen Fällen die Musik das Allerwichtigste und nur die Kunst sollte das Ziel aller Bemühungen bleiben.
Feuilletonscout: 1985 gründeten Sie das Philharmonia Quartett Berlin, das vielfach ausgezeichnet wurde. Was bedeutet es Ihnen, in dem Streichquartett zu spielen?
Daniel Stabrawa: Kammermusik gilt als die intimste Art der Musik. Künstler treten damit auch auf und führen dem Publikum das Ergebnis der langen Überlegung und Auseinandersetzung mit jeweiligen Werken vor, aber das ist eigentlich nicht das Ziel. Der Reiz liegt mehr bei der Arbeit, in den Proben.
Feuilletonscout: Sie haben an der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker unterrichtet. Gab es eine Art Leitspruch, den Sie Ihren Schülern mit auf den Weg gegeben haben?
Daniel Stabrawa: Allen jungen Virtuosen würde ich heute sagen: versucht nicht Musik durch Perfektion zu TÖTEN. Es passiert leider zu oft….
Cornelia Gartemann spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Violine, bereits mit 15 Jahren studierte sie das Instrument in der Musikhochschule Detmold. Meisterkurse, diverse Auszeichnungen und Stipendien folgten. Im Jahr 2000 gründete sie mit ihrer Schwester Julia Gartemann (Viola) das Duo Vialto. Seit 2003 ist Cornelia Gartemann festes Ensemblemitglied bei den Berliner Philharmonikern.
Feuilletonscout: Frau Gartemann, Sie spielen bei den Berliner Philharmonikern Violine und haben 2000 zusammen mit Ihrer Schwester Julia, die Viola spielt, das Duo Vialto gegründet. Sie spielen auch gemeinsam bei den Berliner Philharmonikern. Wie kam es zu dem eigenen Ensemble?
Cornelia Gartemann: Schon als Jugendliche haben wir in dieser Formation zusammen gespielt. Aufgrund verschiedener Konzerte haben wir dann entschieden uns einen Namen zu geben.
Feuilletonscout: Ist Ihnen die Freiheit im Duo Vialto wichtig, Werke selbst arrangieren und interpretieren zu können?
Cornelia Gartemann: Ich spiele leidenschaftlich gern Kammermusik- sich im Moment seine eigene Freiheit in der Freiheit des Anderen zu suchen.
Wir spielen bisher nur Originalkompositionen und keine Arrangements.
Feuilletonscout: Am 31. Januar spielen Sie in der Berliner Philharmonie als Solo-Violinistin das Brahms-Violinkonzert. Ist es für Sie etwas Besonderes, solo zu spielen?
Cornelia Gartemann: Ich freue mich auf das Brahms- Violinkonzert.
Der Klangfarbenreichtum eines Orchesters, der sich um die Solostimme ausbreitet, beflügelt und inspiriert mich immer wieder aufs Neue.
Feuilletonscout: Welche Beziehung haben Sie zu den Werken von Brahms?
Cornelia Gartemann: Als Kind habe ich eine Aufnahme des Brahms- Violinkonzert von David Oistrach gehört, die mich sehr berührt und fasziniert hat. Es ist für mich ein großartiges, monumentales Werk, von lyrischer Schönheit und versteckter Virtuosität.
Philipp Bohnen ist ein musikalischer Globetrotter. Europa, USA, Südamerika und Asien stehen auf seinem Tourprogramm, von internationalen Meisterkursen bis zu internationale Festivals. 2008 gründete er das Mariani Klavierquartett. Als festes Ensemblemitglied bei den Berliner Philharmonikern ist Philipp Bohnen seit 2009.
Feuilletonscout: Herr Bohnen, man liest, dass Sie als Fünfjähriger das Weihnachtsoratorium von Bach hörten und sich danach entschlossen haben, Geige zu lernen. Welche Rolle spielt Bach heute für Sie?
Philipp Bohnen: Ich bin, wie sicherlich viele Musiker, praktisch mit Bach aufgewachsen. Meine Großeltern und Eltern waren und sind begeisterte Hobby-Musiker und Chorsänger. Demnach habe ich schon früh Bachs Passionen, Oratorien, Kantaten und später dann auch seine Violinkonzerte und Solo-Sonaten und Partiten kennengelernt.
Bis heute spielt die Musik von Johann Sebastian Bach für mich eine immens große Rolle. Allerdings beschäftigt mich mittlerweile auch die Frage, was vor Johann Sebastian war und was seine Söhne komponiert haben. Es ist eine Epoche voller Schätze, die es zu pflegen und immer noch neu zu entdecken gilt.
Feuilletonscout: Sie sind als Solist auf der ganzen Welt unterwegs – Europa, USA, Südamerika und Asien. Was bedeutet es für Sie, in der Kammerphilharmonie Berlin zu spielen?
Philipp Bohnen: Der Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie ist ein toller Saal, den ich mit glücklicherweise schon einigen besonderen Erlebnissen in Verbindung bringen kann. Ich habe beispielsweise mein Probespiel für die Karajan Akademie im Kammermusiksaal gespielt. Solche Erlebnisse vergisst man natürlich nicht.
Feuilletonscout: Auch Sie haben ein eigenes Ensemble gegründet. Gemeinsam mit Gerhard Vielhaber, Barbara Buntrock und Peter-Philipp Staemmler sind Sie das Mariani Klavierquartett. Wie kam es zu diesem Namen? Sie selbst spielen doch Violine.
Philipp Bohnen: Wir, also das Mariani Klavierquartett, haben uns nach dem Geigenbauer Antonio Mariani benannt. Unsere Bratschistin Barbara Buntrock spielt ein wundervolles Instrument von ihm und nicht zuletzt ist es auch der Bratsche zu verdanken, dass der Farb- und Klangreichtum eines Klavierquartetts so facettenreich und verschiedenartig klingen kann.
Mehr zum Mariani Klavierquartett hier
Feuilletonscout: Am 31. Januar spielen Sie Beethoven. Was gefällt Ihnen an ihm besonders gut?
Philipp Bohnen: Das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven fasziniert mich schon viele Jahre. Es ist ein Werk, welches nicht durch eine virtuose Solo-Stimme, sondern durch Stimmführung, Harmonie und Form begeistern will. Was nicht bedeutet, dass wir es mit einer nicht virtuosen oder gar einfachen Solo-Stimme zu tun haben. Ganz im Gegenteil: jeder Ton will mit Sinn erfüllt sein. Das Zusammenspiel der Solo-Geige und dem Orchester ist von großer Bedeutung. Es ist vielleicht das kammermusikalischste Violinkonzert unter den Großen.
Christoph von der Nahmer begann als Fünfjähriger mit dem Geigenspiel. Ausgebildet an der Hochschule der Künste in Berlin, bestritt er bereits zahlreiche Solo-Konzerte. Zudem ist er Mitglied in den Kammermusikensembles Philharmonische Camerata und Ensemble Berlin. Seit 1997 ist er festes Ensemblemitglied bei den Berliner Philharmonikern.
Feuilletonscout: Neben Ihrer Tätigkeit als Orchester- und Solomusiker findet man Sie auch in YouTube-Videos, in denen Sie Geigen-Masterclasses geben? Wie kam es dazu?
Christoph von der Nahmer: Zu der Masterclass kam es, weil das YouTube Symphonie Orchester bei uns angefragt hat, ob wir das Projekt unterstützen, indem wir diese Masterclasses aufnehmen.
Ich habe mich daraufhin gerne bereit erklärt, den Clip zu drehen und den Geigen damit ein paar Tips zu geben.
Feuilletonscout: Am 31. Januar spielen Sie in der Berliner Philharmonie als Solo-Violinist. Normalerweise sind Sie Ensemblemitglied der Berliner Philharmoniker, haben aber auch immer schon Solo-Konzerte gegeben. Was macht für Sie den Reiz des einen wie des anderen aus?
Christoph von der Nahmer: Bei den Berliner Philharmonikern Mitglied zu sein, ist für mich beruflich die Erfüllung meines Traumes und jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung und Inspirierung zugleich. Ein Solokonzert zu spielen bereitet mir ebenfalls große Freude und fordert einem ganz andere Dinge ab, da man seine eigene Interpretation und Vorstellung verwirklichen kann. So gesehen ist für mich eines eine Ergänzung zum anderen und es ist toll, beides ausüben zu können.
Feuilletonscout: Ebenso wie Cornelia Gartemann haben auch Sie ein Familienmitglied im Orchester, Ihren Bruder Martin. Ist es eine Hilfe, wenn man sich gut kennt und auch familienintern über die Arbeit sprechen kann?
Christoph von der Nahmer: Dass mein Bruder Martin ebenso wie ich vom Orchester aufgenommen wurde, war natürlich eine riesige Freude für uns beide. Selbstverständlich tauschen wir uns viel über die Musik aus und sind dadurch auf unserem Lebensweg noch enger verbunden.
Feuilletonscout: Am 31. Januar spielen Sie A-Dur-Konzert KV 219 von Wolfgang Amadeus Mozart. Auf CD gibt es von Ihnen Barockkonzerte. Was bedeutet Mozart für Sie?
Christoph von der Nahmer: Mozart war für mich immer ein Komponist, zu dem ich schon früh einen direkten, natürlichen Zugang hatte und bis heute habe. Tatsächlich habe ich mit dem A-Dur-Konzert 1997 das Probespiel bei den Philharmonikern gewonnen. Deshalb freue ich mich besonders, im Kammermusiksaal der Philharmonie mit diesem Konzert auftreten zu können.
Berühmte Instrumentalkonzerte
Samstag, 31. Januar 2015
20 Uhr, Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Christoph von der Nahmer:
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219
Philipp Bohnen:
Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61
Cornelia Gartemann:
Johannes Brahms
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77
Eine Veranstaltung der Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels.
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