Wer „eins und eins…“ in den CD-Spieler legt, hört Barbara Barth und das fantastisch aufspielende, virtuos improvisierende JassLab de Cologne. Nicht etwa die raue Stimme der Hildegard Knef. Und das ist gut so. Es muss nicht immer das Original sein. Das zeigt das Jazz-Sextett eindrucksvoll.
Feuilletonscout: Wie entstand die Idee, Lieder von Hildegard Knef neu zu bearbeiten und als Album herauszubringen?
Barbara Barth: Die Idee zum Programm kam von Georg Ruby. Die Band JassLab de Cologne gibt es schon seit 2008. Und die Hildegard Knef Lieder bzw. ihre Bearbeitungen gab es bereits eine Weile, allerdings nur für Instrumentalbesetzungen. Ich kenne Georg Ruby schon sehr lange, noch aus der Zeit des Landesjugendjazzorchester Saar, in dem ich gesungen habe. Als ich dann 2013 zu JassLab dazu stieß, kam bald die Idee auf, jetzt mit mir als Sängerin, das Hildegard Knef-Programm so zu gestalten, dass auch die Texte gesungen werden. Wir haben es einfach probiert und erstaunlicherweise funktionierte jede Bearbeitung auch mit Gesang. Wir mussten nur ein paar Arrangements für unsere Besetzung anpassen. So ist das Programm entstanden.
Feuilletonscout: Was waren dabei die größten Herausforderungen?
Barbara Barth: Wenn ich Stücke von anderen interpretiere, denke ich nie, ich müsste denjenigen nachahmen. Eine Herausforderung war sicherlich, in dieser Band mit dem Material so frei umzugehen. Also nicht einfach nur die Melodie abzusingen, sondern zu variieren und zu interpretieren. In der Band bin ich in diese Art zu singen reingewachsen und habe viel Freude daran. Vieles geht z.B. auch über das Sprechen. Man muss gar nicht immer schön singen, sondern kann auch mal etwas mehr sprechen, flüstern oder auch schreien. Das geht mit den deutschen Texten noch besser als mit den Englischen, weil es einem näher ist
Bereits auf Ihrem Debütalbum „This is…“, das im Frühjahr dieses Jahres herauskam, zeigte Barbara Barth den bemerkenswerten Variantenreichtum ihrer klaren Stimme. Und so sind auch die schönsten Passagen auf „eins und eins…“ die Momente, in denen die Sängerin ganz bei sich und ihrer Stimme ist, gar nicht oder zart begleitet von den Musikern.
Feuilletonscout: Haben Sie Ihre Stimme durch die Arbeit mit den Lieder von Hildegard Knef weiterentwickelt? Bemerken Sie eine Veränderung, eine Art Reife?
Barbara Barth: Ja, ich glaube schon. Gerade, weil ich nicht so viel Wert auf den Klang der Stimme an sich gelegt habe, auf das „Schön und gut klingen“. Teilweise habe ich gar nicht darüber nachgedacht, wie es sich anhört. Manches Mal mache ich auch einfach nur Geräusche. Aber gerade dadurch hat die Musik ganz verschiedene Facetten. Und ich habe neue Möglichkeiten entdeckt, mit meiner Stimme umzugehen.
Feuilletonscout: Wie war das Zusammenspiel mit der Band?
Barbara Barth: Die Musik ist ja überhaupt nicht danach ausgelegt, dass ich als Sängerin im Mittelpunkt stehe. Alles ist sehr offen und kann aus dem Moment heraus entstehen. Auch wenn einiges festgelegt ist, heißt das nicht, dass nicht immer auch Strukturen aufgebrochen werden können. Dass sich ein anderer Musiker einmischt. Wir improvisieren und variieren ständig. Niemand sticht besonders hervor. Wir sind ein Kollektiv, hören aufeinander und sind immer voll dabei.
Überrascht darf man sein, wie experimentell, wie improvisiert, wie frei das Ensemble mit dem Ausgangsmaterial jongliert. Und doch erkennt man die feinen Nuancen zum und die Reminiszenzen an das Original, den Respekt gegenüber einer großartigen Künstlerin.
Feuilletonscout: Was würden Sie Hildegard Knef gern einmal fragen?
Barbara Barth: Hildegard Knef ist eine spannende Person. Ich hätte mich gern einmal mit ihr von Frau zu Frau unterhalten, über ihren Blick aufs Leben, auf Beziehungen. Nicht unbedingt über ihre Musik, sondern über ihre Einstellung zum Leben. Das ist es ja auch, was ihre Musik und ihre Texte so ausmachen.
Feuilletonscout: Wie sind ihre weiteren Pläne?
Barbara Barth: Durch Georg Ruby bin ich total angesteckt worden, mich mit dieser Art von Musik, mit Liedern aus der Hildegard Knef-Zeit zu beschäftigen. Es gibt ja noch viele andere tolle Sänger und Sängerinnen wie Theo Mackeben oder Marlene Dietrich. Ich habe gemerkt, dass es mir sehr liegt, diese Texte zu singen und es mir auch leichtfällt, dazu eigene Arrangements zu schreiben. Auch der Kontakt zum Publikum stellt sich leichter her, weil jeder diese deutschen Texte versteht. Da werde ich erst einmal weitermachen – mit meiner eigenen Band, aber auch mit dem JassLab de Cologne.
Feuilletonscout meint: „eins und eins…“ ist ein experimentelles, aufregendes Album, das uns Hildegard Knef näher bringt und doch ganz Barbara Barth und das JassLab de Cologne ist.
Das JassLab Cologne ist mit „eins und eins…“ auf Tour.
Alle Termine auch auf der Homepage der Künstler.
Januar
Samstag, 30.01.2016, 20:00 // Hürth
Februar
Freitag, 19.02.2016, 20:00 // Burg Frankenberg, Aachen
Donnerstag, 25.02.2016, 20:00 // Brunnenhof, Trier
Freitag, 26.02.2016, 22:00 // Le Terminus, Saargemünd (FR)
März
Samstag, 12.03.2016, 20:00 // Bunker Ulmenwall, Bielefeld
Eins und Eins … bei amazon zum Reinhören.
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Oh, neues Layout. Hypsch :-)
Danke! :-)