Die Straße ist eisglatt, als sich ein LKW rund 80 km vor Berlin quer legt und umkippt. Der einsame Zeuge des Unglücks ist kurz im flackernden Blaulicht zu sehen: ein Wolf steht auf dem Streifen an der Straße. Seine Spur in diesem bitterkalten Winter führt bis nach Berlin, vorbei an Menschen und ihren Geschichten. Menschen, wie dem polnischen Bauarbeiter, der seine Freundin sucht, wie die Frau, die auf dem Balkon die Tagebücher ihrer Mutter verbrennt oder die beiden Ausreißer, die durch Stadt und Wald irren.
Roland Schimmelpfennig zählt zu den erfolgreichsten und meistgespielten Dramatikern Deutschlands. Seine Theaterstücke werden in über 40 Ländern gespielt. Mit „An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ legt der Theatermann seinen ersten Roman vor, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war.
Ein Romandebüt führte in den Feuilletons zu sehr gespaltenen Kritiken:
Deutschlandradio Kultur fasst zusammen: „Sein Ton ist ruhig, das Erzähltempo verlangsamt […]Schimmelpfennig ist ein Meister des Ungesagten. Auch des Leisen, der genauen Andeutung, des Umkreisens von Motiven.“
Zeit online hält fest: „Aus lose miteinander verwobenen Miniaturen schafft Schimmelpfennig einen Erzählreigen, in dem das Unheimliche ins Betongrau des Berliner Winters einzieht.“ Und kritisiert: „Während der eisige Wind der Moderne durch den Prenzlauer Berg pfeift, kommt in diesem Roman nahezu alles zusammen, was an Teilen der deutschen Gegenwartsliteratur so nervt: die Fantasielosigkeit, die gern mit Subtilität verwechselt wird.“
NDR online ebenso: „Nur eines bleibt: maßlose Verwunderung über so viel Wolfsgeheul um rein gar nichts.“
SWR online hingegen lobt: „Souverän wäre das treffendere Attribut. Hier weiß einer, was er erzählen will, und er weiß um seine Mittel. Schimmelpfennigs Sprache ist, wie in seinen Theaterstücken, so einfach wie poetisch.“
Spiegel online ebenso: „Roland Schimmelpfennigs lakonisches Romandebüt trifft ins Mark der spätmodernen Gesellschaft.“
Welt online hingegen vernichtend: „Vielleicht soll nach dem postdramatischen Theater nun auch das postnarrative Erzählen kommen. Schimmelpfennig verzichtet jedenfalls auf alles, was seine Kopfgeburt irgendwie lebendig machen könnte: auf interessante Figuren, auf Spannung, Überraschung, auf eine originelle Sprache, nicht zuletzt auch auf jeden Humor. Ein Roman ohne Seele […]“
WDR online ist begeistert: „Diese rhythmische Prosa geht einem durch Mark und Bein.“
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hier die Leseprobe:
Roland Schimmelpfennig_An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Am Donnerstag, dem 23. Juni 2016, 20 Uhr, liest Roland Schimmelpfennig aus seinem Roman.
Buchhandlung Braun&Hassenpflug
Fischerhüttenstraße 79
14163 Berlin
Roland Schimmelpfennig
An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2016
„An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ bei amazon
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