Matthias Claudius, 1740 in Reinfelden (Holstein) als Sohn eines Pfarrers geboren, 1815 in Hamburg gestorben wer kennt nicht Der Mond ist aufgegangen? Nun ist nach vielen Jahren die erste Biografie über den Dichter erschienen. Die Germanistin und Journalistin Annelen Kranefuss beschreibt einen Mann, der als Journalist in den Diskussionen der Zeit zu Hause war, sich zunächst als gottesfürchtiger Aufklärer durchs Leben bewegte, bis er durch die Französische Revolution sein Weltbild neu sortieren musste. Die berufliche Karriere des studierten Juristen führte ihn als Sekretär nach Kopenhagen, als Journalist zum Wandsbecker Boten, als Verwaltungsbeamter nach Darmstadt und als Übersetzer und Bank-Revisor nach Hamburg. Doch Claudius war auch ein Familienmensch, gemeinsam mit seiner Frau Rebecca um die 12 Kinder (von denen drei starben) bemüht, voller Späße und Spiele. Es ist diese Umgebung, die ihn zu seinen Dichtungen inspirierte. Ab 1775 publizierte er seine Werke in unregelmäßiger Reihenfolge.
Deutschlandradio Kultur resümiert: Annelen Kranefuss beschreibt das verblüffende Nebeneinander von bissigem Sarkasmus und stiller Gottergebenheit von Claudius‘ Werk her. Das ist wissenschaftlich ehrenhaft, aber für Laienleser streckenweise etwas arm an Anekdoten.[…] Spannend dagegen schildert sie Claudius‘ spirituellen Ausflug zu den Freimaurern und schlesischen religiösen Schwärmern; seinen Wandel vom jungen Nonkonformisten zum alternden Gegner der französischen Revolution; seine teils innigen, teils komplizierten Freundschaften zu Herder und Klopstock.
Die ZEIT (38/2011) positiv: Anders als im späteren 19. Jahrhundert, da sich die Väter immer weiter aus dem Kreis ihrer Lieben entfernen und zum entrückten Jupiter werden, ist Claudius ganz Familiensonne. Aus diesem Haus-, diesem Tages- und Jahreskreis heraus entstehen seine Gedichte. Ihre innige Magie bleibt ein Geheimnis, ihr Zauber währet ewiglich.
Annelen Kranefuss:
Matthias Claudius
Eine Biographie
Hoffmann und Campe Verlag
Hamburg 2011
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