Rezension von Carsten Schmidt.
Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Hat Victor Hugo mal gesagt.
Und so kann es einem gehen, wenn man wusste: Barbara Weitzel ist doch die mit den coolen Kolumnen – und Kornelius Wilkens ist doch der mit den Geschichten in Bildern. Und zack, wirkt es umso logischer und folgerichtig, dass die beiden Text- und Bildkünstler mal etwas gemeinsam starten. So ist der druckfrische Bild-Geschichten-Band „Ansichten in stillem Blau“ geschlüpft.
Kornelius Wilkens hat sich weit über Berlin hinaus als Maler einen Namen gemacht und beeindruckt nicht nur in Sachen Farbgebung, sondern auch beim In-Szene-Setzen, den perfekten Ausschnitt finden sowie Storytelling. Als langjähriger Fotograf und Werbegrafiker wirken seine Beiträge gleichzeitig sanft, aber auch kräftig und wie Einladungen zum Geschichten schmieden.
Um Barbara Weitzel als Erzählerin der kürzeren und mittellangen Form hat sich nicht nur eine anständig große Community gesammelt, die minütlich darauf wartet, endlich wieder eine neue Kolumne der Berliner Zeitung oder ihres Blogs laufendlesen.de zu ergattern; sie ist auch für Kirsten Fuchs nachgerückt als dritte Mit-Gestalterin des Berliner DEO Lesebühnen-Abends mit Susanne Schirdewahn und Franziska Hauser.
Für ihr gemeinsames Werk reagierten Frau Weitzel und Herr Wilkens nun künstlerisch aufeinander, mal ohne Bild, mal ohne Text im Kopf – und so wuchs dieser Band aus den Federn und Pinseln der beiden.
Jegliche plumpe, abgegriffene Sprache verbietet sich jedoch, wenn man dieses Buch beschreiben möchte, und auch zu viel verraten wäre schlimm – denn Bilder – und manchmal auch Texte – zu beschreiben, ist wie zu Architektur zu tanzen, das muss man höchst individuell austesten. Und so kann man nur Brosamen legen wie bei Gretel und Hänsel. Frau Weitzel schleicht sich in die Aufmerksamkeit mit Verbalpflänzchen wie „Sonnenuntergänge sind Angeber“ oder „Ratschläge sind auch Schläge. Auch getänzelt“ oder „den Mond nachahmend, der von allen angehimmelt wird“ – das ist schon großes Tennis der kleinen Form. Nun muss man sich nicht gemalte, nicht einfach hingepatschte, sondern herbeischimmernde, hervornebelnde Bilder mit überirdischem Orange und aquarell sich herandunstendem Blau dazu vorstellen von Herrn Wilkens. Im Grunde ist das Werk so, als hätten Norah Jones und Lenard Cohen ein Album zusammen aufgenommen, nur eben als Buch.
Am besten selbst herausfinden und zu jeder Tageszeit mal einen Löffel voll probieren.
Barbara Weitzel, Kornelius Wilkens
Ansichten in stillem Blaub. Gedichte und Bilder
Treibgut Verlag, Berlin 2019
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Coverabbildung © Treibgut Verlag
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