Wer kennt nicht „Der Mond ist aufgegangen“?
Matthias Claudius (1740 – 1815) war sowohl in verwaltenden Tätigkeiten, die ihm ein Einkommen brachten, als auch in der Literatur und dem Journalismus zu Hause, wobei letzteren seine Leidenschaft gehörte. In Holstein als Sohn eines Pastors geboren und über die Mutter mit Johannes Brahms und Theodor Storm verwandt, begann Matthias Claudius zunächst Theologie zu studieren und wechselte dann zu den Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Als Sekretär des Grafen Ulrich Adolph von Holstein kam er nach Kopenhagen, wo er Friedrich Gottlieb Klopstock kennenlernte, was Matthias Claudius literarisch maßgeblich prägte. Zurück in Deutschland, arbeitete er in Hamburg als Redakteur, lernte Herder, Lessing und viele andere Aufklärer kennen und zog 1771 nach Wandsbeck (bis 1879 noch mit „ck“ geschrieben),eine Stunde von Hamburg entfernt, wo er für den „Wandsbecker Bothen“ schrieb. Sein Haus blieb jedoch intellektuelles Zentrum, zahlreiche Briefwechsel, Post und Zeitschriften hielten ihn, den durchaus auch Romantischen, am Puls der Zeit. Nach einem kurzen Intermezzo als Verwaltungsbeamter 1777 in Darmstadt, kehrte Matthias Claudius nach nur einem Jahr nach Hamburg zurück, wo er 1815 starb.
Umgeben von elf Kindern, war Matthias Claudius durchaus Familienmensch. Auch wenn die finanzielle Lage häufig prekär war, war es die familiäre und liebevolle Atmosphäre seines Zuhauses, die ihn zu seinen literarischen Werken inspirierte.
Der Tod und das Mädchen
Das Mädchen
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod
Gib deine Hand, du schon und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
Nachdem im Jahr 2011 erstmals nach vielen Jahren eine Biographie über den Dichter von Annelen Kranefuss erschienen war (vgl. Feuilletonscout v. 10.10.2011), liegt pünktlich zum 200. Todesjahr des Dichters eine weitere Biographie von dem Musikwissenschaftler Martin Geck vor.
FAZ net positiv: „Martin Geck hat eine von großer Sympathie getragene, farbenreiche Biographie geschrieben. Besser noch als die Verskunst und philosophische Orientierung leuchtet sie die gewissermaßen vorästhetische Existenz des Schriftstellers aus, in der sich äußerlich die vielen Berufe und geselligen Zusammenhänge, innerlich Frömmigkeit, Aufklärung, Konservatismus sowie ein seelenphysiognomischer Impuls überschnitten.“
Wenn Sie wissen möchten, wie anderen Lesern die Biographie gefällt, klicken Sie hier
Lesungen:
Donnerstag, 5. März, 19.30 Uhr
Evang.-Luth. Kirchengemeinde Alswede
Hedemerstr. 69
32312 Lübbecke-Alswede
Dienstag, 28. April 2015, 20 Uhr
Lesung und Gespräch mit Prof. Dr. Martin Geck und Daniel Werner (Rezitation und Dialog)
Musikalische Begleitung: Prof. Hans Gebhard (Klavier)
Christuskirche Wandsbek
Schloßstr. 78
22041 Hamburg
Dienstag, 16. Juni, 19 Uhr
St. Ulrici – Brüdern Kirche
Kreuzgang
Schützenstr. 21a
38100 Braunschweig
Abendlied: Der Mond ist aufgegangen
in der Vertonung von Johann Abraham Peter Schulz (1790)
Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!