
Nur zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung der „Blumen des Bösen“ starb Charles Baudelaire im Alter von 46 Jahren, nachdem er schon ein Jahr zuvor einen Schlaganfall erlitten hatte.
An sie, die allzufroh
Dein Haupt, dein Blick, dein Gang
Sind schön wie die schönsten Auen,
Wie frischer Wind im Blauen
Spielt Lachen dir um Augen, Mund und Wang
Der Gram, der dein Auge feuchtet,
An jener Kraft zerbricht,
Die hell wie klares Licht
Von deinen Armen, deinen Schultern leuchtet.
Die Farben in grellem Glanz,
Die dein Gewand bedecken,
In Dichters Geist erwecken.
Ein Bild von lieblich leichtem Blumentanz.
Die tollen Kleider passen
Zur Tollheit, deren Macht
Mich so zum Narren macht,
Dass ich dich glühend lieben muss und hassen.
Oft wenn im lichten Park
Ich schleppe meine Qualen,
Fühl‘ ich die Sonnenstrahlen
Wie Hohn mir brennen tief in Hirn und Mark.
So schwer ins Herz mich trafen
Des Frühlings Glanz und Glut,
Dass ich in heisser Wut
Auf Blumen schlug, um die Natur zu strafen.
So möcht‘ ich einst zur Nacht,
Wenn der Wollust Stunden klingen,
Zu deinen Schätzen dringen,
Ein Feigling zu dir kriechen stumm und sacht.
Dich züchtigen, du Gesunde,
Zerpressen deine Brust,
Ins blühende Fleisch voll Lust
Dir schlagen eine breite, tiefe Wunde.
Und – Wollust unerhört! –
Durch dieser Lippen Reine
Giess‘ ich das süsse, feine,
Mein schändlich Gift, das, Schwester, dich zerstört.
Anlässlich des 150. Todestages liegt bei Rowohlt eine Neuübersetzung von „Les fleurs du mal“ vor.
„Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen: Gedichte. Neu übersetzt von Simon Werle“ bei amazon
Der Übersetzer, Simon Werle, erhält für seine Leistung den mit 10.000 Euro dotierten Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2017. Die Preisverleihung mit Lesung findet am 7. September um 19 Uhr im Konferenzgebäude des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken statt.
Charles Baudelaire
Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen
Rowohlt Verlag, Hamburg 2017
Coverabbildung ©Rowohlt
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