Ein Ausstellungsbesuch von Barbara Hoppe.
Im antiken Griechenland wohnten in ihnen die Götter. Sie symbolisierten Macht oder die ideale Schönheit. Die Kopien, entstanden in der römischen Kaiserzeit, vermittelten eine Aura von Bildung und Gelehrsamkeit. Aus wertvollem Stein gemeißelt, über Jahrtausende verschüttet, fehlt es den meisten Skulpturen heute an äußeren Gliedmaßen: Füße, Hände, Arme, der Kopf. Häufig blieb nur der Torso, was Puristen nicht ändern wollten, auch wenn die Skulpturen früher ganz anders aussahen. Man kann sich nur noch schwer vorstellen, dass der heute naturfarbene Stein einst mit Farbe überzogen war und den Götterstatuen Lebendigkeit verlieht.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bewahren einen der bedeutendsten Bestände antiker Skulpturen. Bevor sie Ende nächsten Jahres in die dann renovierten Räume des Semperbaus zurückkehren, machen sie Station in Potsdam – glücklicherweise und wohl für lange Zeit das letzte Mal. Denn so eine Statue wiegt schnell bis zu eineinhalb Tonnen. Es lohnt sich, einen Abstecher zu den 45 Exponaten zu machen. Wunderschön und großzügig arrangiert, füllen die gewaltigen Monumente griechischer Mythologie die Räume, eingerahmt von roten Wänden, die die hellen Skulpturen besonders schön zur Geltung bringen. Rund 2000 Jahre alt sind diese steinernen Zeitzeugen. Der „Dresdner Zeus“ ragt mächtig unter ihnen hervor. Und natürlich Aphrodite, der über die Jahrtausende ausnahmsweise der Kopf erhalten geblieben ist. Immer wieder umrundet man die Statuen, staunt über die Ebenmäßigkeit und die Präzision im Faltenwurf der Kleidung. Kaum vorstellbar, wie bunt und lebensecht sie gewesen sein sollen.
Doch nicht nur die schwere Prominenz beeindruckt. Beim Durchwandeln der Räume fällt der Blick auf eine kleinere, zarte Statue aus Alabaster. Es ist vermutlich Athena. Allein die natürliche Marmorierung des glänzenden Materials verzaubert und stiehlt den großen Göttern fast die Schau. Kopf und Arme fehlen und doch scheint die zarte Gestalt anmutig zu raschem Schritt anzusetzen, die Beine umspielt vom transparenten Gewand. Hier braucht es keine Farbe, nicht einmal ein Antlitz, um der Fantasie freien Lauf zu lassen
Die kleine, aber sehr feine Ausstellung ist eine Entdeckung. Man sollte sich etwas Zeit nehmen für die Götter, die ihre Anziehungskraft bis heute nicht verloren haben.
Götter des Olymp. Aus der Dresdner Skulpturensammlung
Ausstellung bis zum 17. Februar 2019
Museum Barberini
Alter Markt
Humboldtstraße 5-6
14467 Potsdam
Öffnungszeiten:
Montag und Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 19 Uhr
jeder erste Donnerstag im Monat 10 bis 21 Uhr Dienstag: geschlossen
14 Euro/10 Euro
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