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„Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“. Ein Interview mit Carina Bischof vom Modelabel aluc

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„Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“. Ein Interview mit Carina Bischof vom Modelabel aluc
aluc v.l.n.r. Luise Barsch, Jonathan Leupert, Arianna Nicoletti, Carina Bischof © Chiara Bonetti

Hingeschaut wird immer erst, wenn es Tote gibt. Als 2013 in Bangladesch eine Textilfabrik einstürzte und Tausende Menschen ums Leben kamen, war die Empörung groß. Die Medien diskutierten unsere schöne heile Modewelt und mit ihnen die Öffentlichkeit. Bis neue Nachrichten das Thema überlagerten. Mag sein, dass die Frage, wo unsere Kleidung herkommt, bei dem einen oder anderen Spuren hinterlassen hat, aber das Gros der Konsumenten hinterfragt wohl kaum, wer das Shirt produzierte, das in den Regalen unserer Kaufhäuser liegt.

Die Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“ will dies ändern. Nach der ersten Station in Hamburg ist sie derzeit im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden zu sehen. Sie rückt die Frage nach der Herkunft unserer Kleidung wieder in den Fokus und stellt Alternativen vor.

Feuilletonscout sprach hierzu mit Carina Bischof, die mit Luise Barsch, Jonathan Leupert und Arianna Nicoletti das Modelabel aluc – upcycling fashion Berlin gründete. Sie wollen mit nachhaltigen Strategien herkömmliche Produktionsweisen verändern. 2013 erhielt das Team  für das Upcycling Material Sourcing Projekt den FA!R-Handelspreis und den I:CO AWARD.

Feuilletonscout: „Fast Fashion war gerade in Hamburg zu sehen, Dresden ist jetzt die zweite Station. Warum ist eine solche Ausstellung wichtig?
Carina Bischof: „Fast Fashion“ zeigt der Öffentlichkeit, wie brisant das Thema ist. Gerade in einem Museum sind ja viele Leute, die mit dieser Thematik normalerweise nicht so sehr viel zu tun haben. Die Ausstellung vermittelt den Besuchern die Problematik in der Textilindustrie sehr gut. Selbst für mich gab es noch viele neue Informationen, obwohl ich täglich damit zu tun habe. Dennoch sind die Inhalte so gut aufbereitet, dass man sie auch als Laie gut versteht. Es ist eine sehr informative Ausstellung, die gleichzeitig sehr visuell ist. Das Thema Mode ist ja auch sehr emotional. Das aufzufangen, haben die Ausstellungsmacher gut hinbekommen. Zudem gibt es jede Menge Veranstaltungen um die Ausstellung herum. In Dresden wird es ein ganzes Wochenende lang ein Programm geben mit Theaterstück, Kinofilmen, Diskussionsrunden und Live-Workshops, in denen man Kleidung umnähen kann.

Feuilletonscout: Hat man nach der Ausstellung eigentlich noch Lust auf Mode und seine Kleidung zu Hause oder hat man eigentlich nur noch ein schlechtes Gewissen?
Carina Bischof: Wenn man durch den Pfad des „Fast Fashion“-Bereichs geht, ist es schwierig. Aber danach gibt es den „Slow Fashion“ – Bereich mit alternativen Lösungen und Formaten. Es gibt auch Antworten auf Fragen. Man kommt also nicht raus und ist total deprimiert, sondern durchaus positiv gestimmt.

„Es ist immer wieder beeindruckend, welche Kraft diese Menschen haben, schon zwei Monate nach dem Unglück wieder neu anzufangen.“

Das Invincible T-Shirt wird von Überlebenden des Rana Plaza Unglücks produziert. © Chiara Bonetti
Das Invincible T-Shirt wird von Überlebenden des Rana Plaza Unglücks produziert. © Chiara Bonetti

Feuilletonscout: Ihr seid als Aussteller dabei. Was ist euer Beitrag?
Carina Bischof: In Hamburg waren wir mit unserem Laden, dem Upcycling Fashion Store, im Slow Fashion Bereich als Alternative zur Fast Fashion Industrie dabei. In Dresden gibt es eine Erweiterung, weil man sich dort besonders auf die Region Sachsen und sächsische Designer spezialisiert. Da in unserem Team Luise aus Dresden kommt, hat man uns auch mit unserer Firma aluc aufgenommen. Wir zeigen in der Ausstellung unser Invincible T-Shirt, das in Bangladesch mit den Überlebenden des Rana Plaza Unglücks von 2013, als eine Textilfabrik einstürzte und über 1.000 Menschen starben, hergestellt wird. Das hat damals viele wachgerüttelt und gezeigt, was eigentlich in der Modeindustrie los ist. Leider muss es immer erst zu so schrecklichen Ereignissen kommen, bevor die Öffentlichkeit auf Missstände aufmerksam wird und sie ernst nimmt. Daraus hat sich dann die internationale Kampagne „Fashion Revolution“ gegründet, die seitdem zum Gedenktag des Unglücks, am 24. April, verschiedene Aktionen durchführt. Wir sind auf deutscher Seite mit dabei und koordinieren online Events. Aber auch offline wird es an diesem Tag Workshops, Flashmobs und weitere öffentliche Veranstaltungen in vielen Läden und Museen geben.
Durch diesen Tag ist auch die Produktion von unserem Invincible T-Shirt entstanden, welche sich auch auf sozialer Ebene für die Überlebenden einsetzt. Es ist immer wieder beeindruckend, welche Kraft diese Menschen haben, schon zwei Monate nach dem Unglück wieder neu anzufangen. Das wollten wir unbedingt von hier unterstützen und nicht nur einfach Spendengelder sammeln. Darum haben wir mit der Produktion des T-Shirts vor Ort angefangen. Es soll ein Signal sein, dass wir die Menschen dort unterstützen und an sie glauben. Es macht, finde ich, keinen Sinn, sich jetzt aus dem Land zurückzuziehen. Vielmehr sollte man das Engagement unterstützen und erreichen, dass man weitere Produktionen dieser Art aufbauen kann. Die ersten 600 T-Shirts sind schon hergestellt, und es ist eine echte Herausforderung für uns, da wir normalerweise mit lokalen Produzenten in Deutschland zu tun haben. Übrigens werden unsere T-Shirts in Dresden in dem Theaterstück „Songs of the T-Shirt“ zu sehen sein. In der Ausstellung sind sie natürlich auch.

Feuilletonscout: Was heißt aluc?
Carina Bischof: Das sind die Anfangsbuchstaben der Kreativen bei uns: Arianna, Luise und Carina. Dann gibt es noch Jonathan, unseren BWLer, aber der passte irgendwie nicht in den Namen (lacht). Wir wollten nichts, das schon im Wort den Nachhaltigkeitsaspekt widerspiegelt, sondern wollten neutral sein und frei sein für unsere eigene Philosophie. 2010 haben wir mit aluc angefangen.

 

Der Upcycling Fashion Store in Berlin
Der Upcycling Fashion Store in Berlin

„Wir wurden zu einer Anlaufstelle für Leute, die in die Richtung Upcycling Fashion gehen wollten und nicht wussten, wie sie es angehen sollten.“

Feuilletonscout: Du bist Geschäftsführerin des Upcycling Fashion Stores in Berlin.
Carina Bischof: Ja, wir haben 2010 mit aluc angefangen und dann entstand der Wunsch, die Sachen auch in einem Laden zu verkaufen. Aber die Läden haben unser Produkt nicht so angeboten, wie wir es gern gehabt hätten. Sie sind ja sehr erklärungsbedürftig und limitiert. Wenn unsere Hemden neben herkömmlichen Hemden hängen, ist es oft schwierig, den Mehrwert zu erkennen. Und so haben wir uns gedacht, wäre ein Concept Store schön, in dem wir den Kunden das Thema Upcycling und alles, was damit zusammenhängt, näher bringen. Eigentlich sollte das Ganze nur drei Monate dauern, aber jetzt sind wir schon im vierten Jahr, weil es enorm gut anlief und wir auf ein großes, auch öffentliches, Interesse stießen. Nicht nur Konsumenten kamen zu uns, sondern auch Designer. Wir wurden zu einer Anlaufstelle für Leute, die in die Richtung Upcycling Fashion gehen wollten und nicht wussten, wie sie es angehen sollten.

Feuilletonscout: Was ist genau das Gesamtkonzept von aluc und dem Upcycling Store bzw. was heißt Upcycling genau?
Carina Bischof: Upcycling ist eine Form von Recycling. Man verwendet vorhandene Stoffe, die für die Industrie nicht mehr interessant sind oder entsorgt worden wären und entwickelt daraus ein neuwertiges und hochwertiges Produkt. Z.B. können, wie bei aluc, Industriereste verwendet werden. Wir benutzen Stoff- und Musterreste und Farbproben von vergangenen Kollektionen einer österreichischen Weberei und entwickeln daraus neue Hemden. Es kann aber auch second-hand Material verwendet werden. Zum Beispiel gibt es bei uns im Laden das Label Steinwidder, das getragene Socken wieder aufwertet. Hierbei verarbeitet eine österreichische Designerin ein Produkt, das keiner mehr so richtig tragen will, so geschickt, dass man nicht mehr erkennt, dass das Kleidungsstück aus alten Socken besteht. Das ist wunderschön. Und wirklich eine richtige Handwerkskunst. Sie entwickelt aus den Socken Pullover, Mützen und Schals und setzt sie so ein, dass sie Trend werden. Der Used-Look z.B. ist ja total in, nur bei unseren Produkten wurden sie nicht künstlich erzeugt.

Feuilletonscout: Kann man mit Upcycling Fashion trendy sein? Oder muss man selbstbewusst einen ganz eigenen Stil vertreten jenseits vom Mainstream und von dem, was gerade in Mode ist?
Carina Bischof: Das Schöne an der Upcycling Bekleidung ist, das sie nicht nach „Öko“ aussieht. Man kann sie auch mit dem Trend entwickeln. Die Designer, die wir in unserem Laden haben, kommen meist über das Material zum endgültigen Produkt, weil sie so fasziniert von einem bestimmten Material sind, dass sie daraus ein stylisches Produkt entwickeln. In den letzten Jahren war es vielmehr so, dass unsere Designer den Trend entwickelt und beeinflusst haben. Denn gerade das Ressourcenthema gehört ja für große Firmen zur Tagesordnung: Wie gehe ich mit meinen Resten um? Wie kann man alternativ Mode herstellen? Es war spannend zu sehen, dass sich auch renommierte Designer von den kleinen Labels inspirieren lassen, die schon weiter gedacht haben.

Feuilletonscout: Ist eure Mode teurer?
Carina Bischof: Im Vergleich zu anderen Produkten aus dem Green Fashion oder nachhaltigen Modebereich ist es ähnlich teuer. Es kommt aber auch immer darauf an, ob das Teil z.B. handgefertigt ist, wie z.B. die Socken, die komplett neu angeordnet werden müssen, was sehr aufwändig ist und schon fast in die Richtung High Fashion geht. Das hat natürlich seinen Preis. Wir haben z.B. auch einen Designer bei uns, Daniel Kroh, der aus alter Arbeitskleidung hochwertige Männersakkos, -westen und –hosen macht. Diese Sachen sind teurer, da der Änderungsaufwand enorm ist, auch wenn der Designer den Stoff kostenlos bekommen hat. Das verstehen viele Verbraucher nicht. So ein Sakko kostet dann etwa 400 Euro. Es ist aber auch in Deutschland hergestellt. Und wenn man das dann wiederum mit einem anderen Produkt vergleicht, dass hier hergestellt wurde, ist es total gerechtfertigt.
Unser T-Shirt, das in Bangladesch hergestellt wird und ganz andere Produktionspreise hat als in Deutschland, auch wenn wir überdurchschnittliche Löhne zahlen, kostet 30 Euro. Also ganz normal.
Der Preis hängt immer vom Material und vom Mehraufwand ab. Es gibt aber auch Designer, die es verstanden haben, mit wenig Aufwand Dinge zu umzuändern. Das macht z.B. das österreichische Label Milch. Die Designerin stellt aus ehemaligen Anzughosen Kleider her. Sie entwickelt nicht jede Saison einen neuen Style, sondern hat von Anfang an nur ganz bestimmte Designs, die sich nur durch die Stoffe unterscheiden. Sie hat also weniger Innovationscharakter. Bei ihr kostet ein Kleid um die 100 Euro.
Unsere Hemden z.B. kosten ebenfalls um die 100 Euro. Wenn man das mit anderen Hemden aus dem nachhaltigen Modebereich vergleicht, können sie dort sehr gut mithalten. Man muss auch berücksichtigen, dass wir teilweise nur zehn solcher Hemden haben. Der Stoff ist limitiert und deshalb ist auch die Anzahl unserer Hemden begrenzt.

"Es war spannend zu sehen, dass sich auch renommierte Designer von den kleinen Labels inspirieren lassen, die schon weiter gedacht haben."© Chiara Bonetti
„Es war spannend zu sehen, dass sich auch renommierte Designer von den kleinen Labels inspirieren lassen, die schon weiter gedacht haben.“© Chiara Bonetti

Feuilletonscout: Und womit verdient ihr euer Geld im Store?
Carina Bischof: Wir haben sehr viele verschiedene Projekte. Zum einen haben wir unser Label, dann den Laden und wir engagieren uns ehrenamtlich, wie z.B. für das Fashion Revolution Projekt. Außerdem haben wir einen Verein gegründet. Der Laden an sich trägt sich schon von allein. Ich selbst arbeite noch für die Ethical Fashion Show, was sich toll ergänzt und es mir einfacher macht, mich auf meine eigenen Projekte zu konzentrieren. Insgesamt überlegen wir gerade intensiv, wie wir unsere Leistungen vernünftig vergüten lassen können. Denn bisher sind unsere ausführlichen Beratungen, weitestgehend kostenlos. Sowas trägt sich auf Dauer natürlich nicht. Da auch immer mehr Schulen auf uns zukommen, haben wir im letzten Jahr angefangen, Green Fashion Touren in Berlin anzubieten, die wir auch bezahlt nehmen. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen, denn die Leute suchen Orte, wo sie hingehen können, wenn sie sich für nachhaltig produzierte Mode interessieren. Wir versuchen dann auch immer, Begegnungen mit Designern zu ermöglichen.

Feuilletonscout: Du bist selbst Modedesignerin. Wie hast du das Thema Upcycling für dich entdeckt?
Carina Bischof: Ja unser Team besteht aus drei Modedesignern. Kennengelernt haben wir uns in London bei der Modedesignerin Orsola de Castro von From Somewhere, die zu den Pionieren der Upcycling Fashion zählt. Sie macht das schon seit 1997, und es hat mich damals sehr inspiriert, dass man das ganze Thema Öko-Mode auch anders angehen kann. Im Grunde war ihr Atelier in London wie ein Hub für Gleichgesinnte. Das Klima dort hat uns motiviert ein eigenes Label zu gründen. Ich glaube nicht, dass ich mich selbständig gemacht hätte, wenn ich in Deutschland geblieben wäre. Aber wir haben gesehen, dass es in England funktionierte. Und da zu der Zeit alle über Berlin geredet haben, aber in Berlin selbst Upcycling Mode noch gar kein Thema war, haben wir uns entschieden, es hier zu probieren. Bis dato sprachen immer noch alle von Recycling, was zu sehr nach Second Hand klingt, aber nicht nach einem neuen, hochwertigen Produkt, in das viel Kreativität geflossen ist. Wir haben uns dann noch Jonathan an Bord geholt und mit dem Blog Upcycling-fashion angefangen, über verschiedene Designerkonzepte zu berichten. So hat sich eines nach dem anderen entwickelt.

„Das Schwierige ist, das Thema genau dort zu platzieren, wo es hin sollte.“

Feuilletonscout: Ist es schwierig, mit dem Thema beim Verbraucher zu landen?
Carina Bischof: Wenn man sich mit einem Modelabel in Deutschland etablieren möchte, ist es nicht einfach. Als wir anfingen, war das Thema gerade am Aufkommen, auch in der Presse. Das hat es uns sicher ein kleines bisschen leichter gemacht. Und wir sind noch lange nicht am Ziel. Das Schwierige ist, das Thema genau dort zu platzieren, wo es hin sollte. Man muss sehr offen sein, sich überlegen, wo kann man noch hingehen. Wir haben z.B. schon in Projekten mit Greepeace und Otto zusammen gearbeitet. Aber das sind immer nur einzelne Projekte, und wir würden gern auch einmal längerfristig unseren Ansatz in einer Firma etablieren. Die Designer und das Netzwerk, das wir aufgebaut haben, sind wichtig und gut, aber jetzt müssen wir auch die Industrie erreichen. Schließlich hat jede Industrie diese Art von Resten, und wir müssen erreichen, dass unser Ansatz zu einem eigenen Teil in der Produktionskette wird. Dass man beim Design schon darüber nachdenkt, wie mit den Resten umgegangen werden soll. Da liegt noch viel Arbeit vor uns, und ich denke, bis Upcycling Fashion beim Mainstream ankommt, wird es noch eine Weile dauern. Wir müssen einen Trend schaffen, um die Leute zu erreichen. Wobei es auch schon sehr viele bewusste Einkäufer gibt, die sich dafür entscheiden, lieber etwas weniger, aber dafür Ordentliches, einzukaufen, das hält und von dem man weiß, woher es kommt.

Feuilletonscout: Was kann jeder einzelne tun, um Upcycling populärer zu machen und ein Upcyclist zu werden?
Carina Bischof: Jeder kann im Laden fragen, wo das Kleidungsstück hergestellt wurde. Das kann man immer machen, auch bei konventionell produzierter Kleidung. Natürlich kann die Verkäuferin die Frage höchstwahrscheinlich nicht beantworten. Aber sie leitet sie weiter. Und damit kann jeder einzelne Impulse setzen, die dann hoffentlich irgendwann in der Managementebene ankommen. Außerdem kann man zum Fashion Revolution Day über die Sozialen Medien Fragen an die Firmen stellen.
Und was auch immer interessant ist, wenn man die Menschen wieder mit der Tätigkeit Nähen in Kontakt bringt. Viele können das nicht mehr. Und erst, wenn man es einmal selbst probiert, weiß man, wieviel Arbeit in einem Kleidungsstück steckt. Ich bin immer wieder schockiert, wie weit die Menschen heutzutage von den Produkten entfernt sind. Früher hatte fast jeder eine Nähmaschine im Haus. Heute erzählen mir junge Leute, dass sie immer dachten, die Kleidung würde aus Maschinen kommen. Ausstellungen wie „Fast Fashion“ sind da sehr wichtig, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Genauso wie der Film „The True Cost“, der jetzt auch in Deutschland in den Kinos zu sehen ist und unter anderem in Dresden im Rahmen der Ausstellung gezeigt wird.

Der Stoff ist limitiert und deshalb ist auch die Anzahl unserer Hemden begrenzt. © Chiara Bonetti
„Der Stoff ist limitiert und deshalb ist auch die Anzahl unserer Hemden begrenzt.“ © Chiara Bonetti

Feuilletonscout: Trägst du selbst Upcycling Mode?
Carina Bischof: Ja. Aber sich komplett in Upcycling Mode zu kleiden ist noch schwierig. Durch unseren Laden haben wir den Designern in den letzten Jahren immerhin schon klarmachen können, dass ihre Mode auch verkäuflich sein muss. Also z.B. macht es Sinn, verschiedene Größen anzubieten, als nur One Size.

Feuilletonscout: Wie geht es bei euch jetzt weiter?
Carina Bischof: Wir möchten uns wieder mehr auf aluc konzentrieren. Der Laden startete unheimlich schnell durch. Dann kamen die anderen Projekt und noch ein monatlicher Stammtisch zum Thema. Aber jetzt wollen wir wieder aluc und das T-Shirt in den Fokus rücken. Wir fahren dafür im März nach Bangladesch und wollen damit signalisieren, dass wir mit den Kräften vor Ort weiter zusammenarbeiten möchten. Denn bisher ist die Kommunikation noch ein bisschen chaotisch. aluc ist in diesem Jahr ganz klar die Nummer eins unter unseren Projekten.

Feuilletonscout: Gibt es eigentlich in deinem Leben noch etwas anderes als Upcycling Fashion?
Carina Bischof: Als wir anfingen, nicht. Jetzt, nach ein paar Jahren, versuchen wir, uns wieder ein paar Freiräume zu schaffen. Wir merken, dass genau diese Freiräume wichtig sind, um Kraft und Energie zu tanken, wie jetzt auch die Reise nach Bangladesch.

Feuilletonscout: Du hast sehr früh angefangen als Entrepreneurin…
Carina Bischof: Ja, das stimmt. Aber es blieb auch nicht mehr viel übrig. Ich hatte die Wahl, entweder in England zu bleiben und weiter als Angestellte zu arbeiten oder zurück nach Deutschland zu gehen und etwas Eigenes zu beginnen. Da England und London sehr schnelllebig sind, hat es mich zurück nach Deutschland gezogen. Nur gab es hier noch nichts in Sachen Upcycling Fashion. Aber mit den richtigen Leuten und der richtigen Idee haben wir dann einfach mal losgelegt.

Feuilletonscout: Bist du optimistisch?
Carina Bischof: Ja.

Vielen Dank für das Gespräch, Carina Bischof!

Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode
Eine Ausstellung des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg,
zu Gast im Deutschen Hygiene-Museum bis
bis zum 3. Juli 2016

Die Ausstellung wird von einem umfassenden Programm begleitet.

Songs of the T-Shirt
Theaterstück am 27. Februar 2016

Deutsche Hygiene-Museum Dresden
Forum für Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft
Lingnerplatz 1
01069 Dresden

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und Feiertage: 10 bis 18 Uhr

7 Euro/3 Euro

 

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