Die Harfenistin Praxedis Hug-Rütti und die Pianistin Praxedis Geneviève Hug setzen auf ihrem neuen Album „Signature“ ihre künstlerischen Mission fort – diesmal mit schweizerischen und französischen Komponisten zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert. Die lupenreine Aufnahmequalität vom Label ARS-Produktion sorgt dabei für ein brillantes Hörerlebnis.
Von Stefan Pieper.
Wer dieses Schweizer Duo kennt, weiß auch den typischen „Praxedis-Sound“ zu schätzen: Die filigrane Harfe von Praxedis Hug-Rütti und der Klavierton ihrer Tochter Praxedis Geneviève Hug bilden eine konzentrische Einheit, die sich durch kaum etwas erschüttern lässt. Eine tiefe Symbiose im Menschlich-Künstlerischen hat hier eine beständige Kammermusik-Karriere hervorgebracht. Die letzte Einspielung dieses begabten Mutter-Tochter-Duos war ein überzeugender Beitrag zum Piazzolla-Jahr, der jener tiefen Wahrheit in der Musik des argentinischen Komponisten besonders nahe kam. Wie kann man nach so etwas weitermachen? Die Harfenistin und die Pianistin setzen auf ihrem neuen Album „Signature“ ihre künstlerischen Mission fort – unaufgeregt, aber voller Neugier, die keine Grenzen kennen will.
Die neu eingespielten Stücke, bevorzugt von schweizerischen Komponisten, eröffnen Räume für raffinierte Interaktion und neugieriger Klangsuche, der sich die beiden Musikerinnen auf ihren Instrumenten mit ganzer Leidenschaft verschreiben. Leichtfüßig zwischen musikalischen Zeitaltern, aber auch zwischen Länderkulturen schwebt das zwölfminütige „La Folia“ von Rudolf Lutz (*1951). Südamerikanisches Flair trifft auf Polyphonie und bei all diesen Verbindungen gelingen dem Duo tiefe Emotionen. Das „Grand Duo du Couronnement“ von Henri Herz (1802-1888) ist das wohl „älteste“ Stück in diesem Programm – vor allem der Variationensatz über die Hymne „God Save The Queen“ verbreitet eine friedvolle Heiterkeit. „Coucher du soleil“ ihres Landsmannes Rolf Urs Ringger (1935-2019) gibt den beiden Schweizerinnen alle Gelegenheit, in die musikalische Gegenwart vorzustoßen. Was hier aber nie akademisch oder abstrakt wirkt, sondern stattdessen das Duo in immer neue, experimentierfreudige Interaktionen hinein zieht, in denen ein funkelnder Impressionismus die Sinne betört. Großartig auch, was für impulsive dynamische Gegensätze zwischen Harfe und Klavier für Spannung sorgen.
Praxedis Hug-Rütti und Praxedis Geneviève Hug haben die Auswahl für diesen Tonträger sorgsam getroffen. Sämtliche Kompositionen bieten konzentrierte Ideen auf engem Raum. Dennoch gibt es genug Raum für ausgiebige Fantasiereisen, zu denen das Zusammenspiel von Harfe und Klavier einlädt. So geht es weiter und kommt schon wieder ganz anders: In den romantisch geprägten, miniaturhaften „Nocturnes“ des Franzosen Charles Oberthür reiht das Duo sechs lyrische Kleinode abwechslungsreich an einer imaginären Perlenkette auf.
Von Xavier Dayer kommt das neueste Stück in diesem Programm. Trickreich hat dieser in Genf geborene Komponist eine alte Liedmelodie verarbeitet, welche hier von der Harfe zitiert und manchmal auch verfremdet wird, während das Piano die Tonfolgen mit rätselhaften Klangassoziationen umkreist. Schließlich verschafft sich ein Klassiker des Harfen-Repertoires Gehör, nämlich Jean-Francois Nadermanns „Duo et Fantaisie“. Heraus kommt eine sensible und anmutige Musik, die in bestem Sinne die Seele streichelt. Das neueste Album dieser beiden engagierten Musikerinnen beweist einmal mehr: Beide Instrumente offenbaren ein riesiges Potenzial an Tönen, Klangfarben und dynamischen Möglichkeiten – es geht darum, sich auf all dies einzulassen. So wie es diese beiden engagierten Schweizer Musikerinnen tun, dass man nicht genug davon bekommen kann.
Duo Praxedis: Signature
Rudolf Lutz | Henri Herz | Rolf Urs Ringer | Charles Oberthür | Xavier Dayer Jaen-Francois Naderman
Praxedis Hug-Ruetti | Harfe
Praxedis Geneviève Hug | Klavier
ARS Produktion 2023
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