Von Barbara Hoppe.
Schon die Vorgängerreihe um das Ermittler-Duo Jeppe Kørner und Anette Werner hat Krimifans begeistert und die dänische Autorin Katrine Engberg weit über ihr Heimatland bekannt gemacht. In Dänemark ist die Autorin zudem aus dem Fernsehen und Theater sowie als Tänzerin, Choreografin und Regisseurin landesweit bekannt. Eine berufliche Mischung, die ihr Talent für Spannungsbögen und Dramaturgie erklären. Mit dem ersten Band „Glutspur. Die Wurzeln des Schmerzes“ ihrer neuen Krimireihe aus Kopenhagen beweist sie nun erneut ein untrügliches Gespür für packenden Krimistoff gepaart mit literarischer Qualität.
In ihrem ersten Fall muss sich Privatermittlerin Liv Jensen zunächst einmal im eigenen Leben neu zurechtfinden. In Jütland, wo sie als Polizistin gearbeitet hatte, ging der Job schief. Nicht mehr im Polizeidienst, hat sich Liv entschlossen, in Kopenhagen neu anzufangen. In einer kleinen Souterrainwohnung im hübschen Stadtteil Vesterbro mit dem Neuen Theater und seiner goldenen Kuppel und dem als Klein-Paris bezeichneten Værnedamsvej findet sie ein neues Zuhause. Ihre Vermieter sind Hannah Leon und ihr Vater, ihr Nachbar ist Nima Ansari, ein Iraner mit einer Werkstatt für Oldtimer. Während Vater und Tochter noch um ihren Bruder und Sohn trauern, der sich während des Haftfreigangs das Leben nahm, muss sich Nima dem Vorwurf erwehren, seine Ex-Freundin umgebracht zu haben.
Liv ahnt von all dem noch nichts, als sie von ihrem Mentor bei der Kopenhagener Polizei einen sogenannten Cold Case anvertraut bekommt: Vor drei Jahren wurde ein Journalist ermordet und der Mörder konnte nie gefasst werden. Die Chancen stehen gut, dass Liv mit der Lösung dieses Falls zurück in den Polizeidienst kann. Voller Schwung beginnt sie ihre Ermittlungen, die sie zunächst genau dorthin führen, woher sie kommt: Nach Jütland, in die schroffe Landschaft mit ihren offenen Ebenen, zu den vereinzelten Häusern zwischen Nordsee und Marschland und der Brücke mit ihren markanten Metallbögen, die Nordjütland mit der Halbinsel Thyholm verbindet. Schon bald findet Liv Lücken in der früheren Ermittlungsarbeit. Und sie stößt auf eine Geschichte, die weit in die Vergangenheit reicht, als 1943 Juden auch aus Dänemark vor den Nazis flüchten mussten. Stück für Stück arbeitet sich Liv voran, deckt Geheimnisse auf und stellt Zusammenhänge her.
Dabei lernen die Leser eine eigenwillige, einzelgängerische Ermittlerin kennen, die mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Katrine Engbergs Gefühl für ihre Figuren und für deren Menschlichkeit, ihre Sorgen und Ängste macht aus „Glutspur“ mehr als nur einen Krimi. Hier liegt das Potenzial für die Fortsetzung einer Kriminalroman-Reihe, die durch die Spannung ebenso besticht wie durch die charakterliche Tiefe ihrer Figuren.
Katrine Engberg
Glutspur. Die Wurzeln des Schmerzes.
Der erste Fall für Liv Jensen
Piper Verlag, München 2023
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Dieser Artikel erschien am 11. November 2023 in DAS WOCHENENDE! der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frankfurter Neuen Presse und Frankfurter Rundschau.
Copenhagen, Crime, and Characters: ‚Glutspur‘ by Katrine Engberg
The previous series featuring Jeppe Kørner and Anette Werner captivated crime fiction fans and propelled Katrine Engberg to international fame. Her diverse professional background as an author, dancer, and director is reflected in her ability to craft gripping mysteries with literary quality. In the first installment of her new series, „Glutspur: The Roots of Pain,“ private investigator Liv Jensen takes center stage. After a failed job in Jutland, she embarks on a new life in Copenhagen. While solving a cold case that could potentially bring her back into the police force, she uncovers gaps in previous investigations and encounters a story from the time of World War II. Readers witness a determined investigator grappling with her past. Engberg’s empathy for her characters elevates „Glutspur“ beyond a mere crime novel and promises an enthralling continuation of the series.
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