Ein Ausstellungsbesuch von Barbara Hoppe.
Polaroids. Das waren diese kleinen, quadratischen Fotos, die sofort aus der Kamera kamen, hatte man erst einmal auf den Auslöser gedrückt. Festgebannt darauf der Augenblick, ohne Chance, in der Versenkung zu verschwinden. Allein die Tatsache, dass die Fotografie sofort sichtbar war und von niemandem mehr wegsortiert werden konnte, führte dazu, dass manch peinlicher Moment herumgereicht wurde wie es heute nur via Facebook und Co. noch schneller gelingt.
Aber es geht auch anders. Natürlich. Und wenn man Wim Wenders heißt, dann wird aus Sofortbildern Kunst. Ganz ohne Ironie. Dieser Mann hat einfach diesen Blick. Er weiß, wann es lohnt, auf den Auslöser zu drücken und dabei die Linse exakt zurechtzurücken, sodass eben kein peinlicher Moment entsteht. Sondern stimmungsvolle Momentaufnahmen: Von Filmsets, von Straßenschluchten, von erleuchteten Städten, von Freunden, von Räumen – innen wie außen.
Seit den späten sechziger Jahren ist die Polaroidkamera Wenders‘ ständige Begleiterin. 1973 erhielt er einen Prototyp der SX70, die in seinem Film „Alice in den Städten“ ein Jahr später auftauchen sollte. Heute rettet die Handy-Kamera viele Momente und Alltagsdinge vor dem Verschwinden. Damals waren es die Polaroids. Und doch sind manche Aufnahmen unwiederbringlich verloren. Zu häufig baten die Abgelichteten um den Abzug.
Doch das, was übrig geblieben ist, lohnt einen Blick. Rund 240 Aufnahmen sind in der aktuellen Ausstellung im C/O Berlin zu sehen. Erstmals und einzigartig. Am besten, man geht schnell noch hin und taucht ab in die Welt der Siebziger, aber auch – und vor allem – in die Welt eines großen Künstlers, der selbst Polaroids zu Kunst macht.
Wim Wenders
Sofortbilder
Ausstellung bis zum 23. September 2018
C/O Berlin Foundation
Amerika Haus
Hardenbergstraße 22-24
10623 Berlin
Öffnungszeiten:
täglich 11 bis 20 Uhr
10 Euro/6 Euro
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