Ist es wirklich möglich, dass das Festhalten an Schönheitsritualen dabei hilft, in Ausnahmesituationen seine Würde nicht zu verlieren und mit festem Blick dem Gegner gegenüber zu treten? „Ja“, sagt die Journalistin Henriette Schroeder. 23 Frauen hat sie befragt – KZ-Überlebende, Frauen, die in Gefängnissen saßen, von Diktaturen gepeinigt wurden, in Straflagern arbeiten mussten, in Kriege verwickelt waren – und erzählt dabei nicht nur über die Umstände, in denen Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller in Rumänien, Buchautorin Emily Wu in China oder auch Fernsehmoderatorin Edda Schönherz in der DDR im Widerstand lebten, sondern vor allem über die Macht des eigenen Ausdrucks und die Stärke, die daraus erwächst. So benutzten Insassinnen stalinistischer Lager ihr karge Margarineration als Gesichtscreme, russische Soldatinnen lösten Zucker auf, um daraus so etwas wie Haarfestiger zu machen und englischen Frauen in Gefangenschaft rieben sich das Rot von Bucheinbänden ab, um sich Wangen und Lippen zu färben. Gerade letzteres war, so die Autorin, ein Ausdruck von Lebenslust und Erotik im Gegensatz zu dem Grauen, mit dem sich die Frauen konfrontiert sahen.
Die ZEIT (51/2014): „Sie lassen sich nicht brechen, bewahren ihre Menschlichkeit. Banal? Nein, wahr: Lippenstift kann Leben retten.“
BR online resümiert: „Henriette Schröder lässt die Frauen erzählen – von ihrer großen Sehnsucht nach Normalität und Ästhetik in den Wirren von Krieg, Verfolgung und Flucht. Und von ihren kleinen Tricks, mit denen sie die Zeit des Mangels und der Not zu überbrücken wussten.“
Vogue online fasst zusammen: „Berührende Gespräche über ein Leben in Zeiten großer Not, über Verfolgung, Krieg, Erniedrigung – aber auch über Stolz, Widerstand und Haltung.“
Henriette Schroeder
Ein Hauch von Lippenstift für die Würde.
Weiblichkeit in Zeiten großer Not.
Elisabeth Sandmann Verlag, München 2014
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