Inspektor Sifkovits ermittelt in Stinatz. Rezension von Barbara Hoppe.
Nun hat auch das Burgenland seinen Ermittler. Man könnte jetzt seufzen. Noch ein Regionalkrimi. Aber ja! könnte man auch rufen. Noch ein Regionalkrimi! Warum auch nicht?
Der österreichische Kabarettist Thomas Stipsits hat mit seinem Inspektor Sifkovits einen ganz liebenswerten Ermittler geschaffen, der durch seine alte Heimat wandelt, um den Tod an einer jungen Frau aufzuklären, die am Tag ihrer Hochzeit verschwindet und kurz drauf tot aufgefunden wird. Sifkovits soll ermitteln, und er tut dies mit seiner ganz eigenen Gemütlichkeit. Da seine Frau mit den Ärzten ohne Grenzen in Kenia ist, ist der Ausflug zu Mama vor allem ein kulinarisches Fest. Zudem erweist sie sich mit ihren zwei Freundinnen – zusammen sind sie die titelgebende „Kopftuchmafia“ – als wertvolle Informationsquelle für den Inspektor. Denn die drei Damen wissen mehr als Facebook, Amazon und Google zusammen.
So fragt sich Sifkovits einem Inspektor Columbo nicht unähnlich durch seinen Heimatort, wo, wie er, immer noch 60 Prozent der Bevölkerung kroatische Wurzeln hat, trifft alte Bekannte und fügt sich in seiner Rolle als Sohn und Bruder einer stets stichelnden Schwester. Mit seinem alten, quietschenden Peugeot ist er schon zu hören, bevor er zu sehen ist. Gern dreht auch er sich im letzten Moment noch einmal um und hat noch eine letzte Frage. Die Dienstwaffe ist ihm ein Gräuel, sein junger, schneidiger Vorgesetzter ebenso, der die behäbigen Ermittlungsmethoden seines besten Ermittlers nicht leiden kann. Mit viel Lokalkolorit, einer Prise Humor und einem Hauch von „Wer ist denn nun der Mörder?“ folgt der Leser einem durch und durch sympathischen Inspektor, dessen graue Zellen schon kombinieren, wo wir selbst noch lesen. Und das ist auch gut so, denn die Lektüre dieses Krimis ist einfach nur entspannend und reiht sich damit hervorragend in das Wohlbehagen auslösende Moment von Regionalkrimis ein.
Thomas Stipsits
Kopftuchmafia. Ein Stinatz-Krimi.
ueberreuther Verlag, Wien 2019
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