Kolumne von Susanne Falk.
Was ist Erfolg? Die Antworten auf diese Frage sind so vielseitig wie die Menschheit selbst. Geld? Macht? Ruhm? Glück? Ein geflügeltes Pony? Da kommt es ganz auf die Perspektive an.
Kürzlich habe ich für die Podcastreihe der „Kaffeehausgespräche“ die Autorin Susanne Kristek interviewt und wir waren uns beide einig, dass kommerzieller Erfolg als Autorin erstens selten und zweitens nicht alles sein kann. Soll heißen: Das Glück am Schreiben ist schon ein Teil des Erfolgs, die positive Resonanz auf das Publizierte macht dann den Erfolg so richtig spürbar. Aber ist das alles?
Ich wollte schon als Kind nicht einfach nur Schriftstellerin werden, nein, Bestsellerautorin sollte es sein. Daraus ist bislang nichts geworden und nun sitze ich da, nach acht Büchern und mit Mitte 40 und muss mir ernsthaft Gedanken darüber machen, ob ich entweder meine Kindheitsträume überdenken sollte oder ob ich gleich ein gänzlich neues Selbstverständnis von mir als Autorin brauche. Denn: Ich kann sie nicht beantworten, die Frage was für mich Erfolg wirklich bedeutet.
Geld ist durchaus eine Form von Anerkennung für geleistete Arbeit. An der Höhe des Gehalts lässt sich gesellschaftliche Wertschätzung messen. Dass Autorinnen und Autoren diesbezüglich ganz weit unten auf der Hungerskala hocken ist nichts Neues, dass die meisten von ihnen vom großen (auch kommerziellen) Erfolg träumen ebenfalls nicht. Doch wie so oft hängt Erfolg nicht in erster Linie von einem selbst ab. Autorinnen und Autoren wollen beworben, gekauft und gelesen werden. Daran sind viel mehr Menschen beteiligt, als nur man selbst und es spielen viele Kräfte hinein, die man nicht beherrschen kann, etwa die Steigerung von Papierpreisen oder das veränderte Kaufverhalten von Leserinnen und Lesern aufgrund der hohen Inflation.
Die Abhängigkeit von anderen beim Thema kommerzieller Erfolg steht im krassen Missverhältnis zum Einzelkämpferdasein der Autorinnen und Autoren. Ich kann zwar ein großartiges Manuskript abliefern, aber ob dem Buchprojekt Erfolg beschieden sein wird, hängt nicht mehr von mir ab. Obgleich Verlage das gerne anders sehen: Misserfolge gehen immer auf das Konto der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Erfolge verbucht man dagegen als Ergebnis guter Verlagsarbeit. Man ist als Autorin eben immer nur so gut, sprich erfolgreich, wie das letzte Buch.
Ich habe die Wahl: Ich kann Verkaufszahlen ignorieren, mich vom kommerziellen Druck befreien und schreiben, worauf ich Lust habe, nicht wissend, ob ich dafür auch einen Verlag finden werde (was ich mit meiner Totengräbernovelle aktuell tatsächlich tue) oder ich versuche, mich dem Markt anzupassen, unter der Gefahr, mich als Autorin zu verbiegen und das, obwohl ich auf die Gegebenheiten letztlich kaum bis gar keinen Einfluss habe. So gesehen erscheint es plötzlich gar nicht mehr so unsinnig, Erfolg für sich abseits des Geldes zu definieren und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren: das Schreiben. Das Loslassen von Kindheitsträumen ist eben nicht nur schmerzhaft, es schafft auch neue Räume, die sich mit dem füllen lassen, was tatsächlich machbar ist.
Ganz nebenbei bemerkt: Ich wollte auch mal ein Haus besitzen, in der Zeit zurückreisen, die Menschheit von Hunger und Elend befreien, blaue Haare haben, mit Tieren sprechen, silberne Glitzerschuhe tragen, einen Oscar gewinnen, mit einem Baguette durch Paris laufen, Chefverhandlerin mit Außerirdischen werden (so eine Art UN-im-All-Chefin a la Star Trek), Bauchreden lernen… Oh, halt! Bauchreden kann ich immer noch lernen! Ich glaube, ich fang mal damit an. Das mit den Zeitreisen wird eh überschätzt…
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Das mit den Glitzerschuhen, dem Baguette in Paris und den Zeitreisen habe ich schon geschafft…Alltagsheldin zu sein oder Texte gedruckt zu sehen, die das dämliche Korrekturprogramm nicht verhunzt hat…-es ist List angesagt! machen mich glücklich. Genau, die Perspektive ist es!