Kolumne von Susanne Falk.
Früher war alles… langsamer. Sie hätten jetzt das Wort „besser“ erwartet, richtig? Nein, besser war es nicht, aber dass die Laufzeit von Büchern sich zunehmend verkürzt, ist in der Tat keine positive Entwicklung. Bücher sind ja eigentlich für eine (halbe) Ewigkeit gemacht. Tatsächlich aber werden sie schon nach rund drei bis vier Monaten wieder remittiert. Was läuft da falsch?
Zweimal im Jahr erscheinen die klassischen Verlagsprogramme, in der Regel ist das im Februar/März sowie im September der Fall. D.h. zweimal im Jahr wechselt das Sortiment in den Buchhandlungen, die Frühjahrstitel weichen also den Herbsttiteln. So war das wenigstens die längste Zeit. Allerdings fangen Buchhandlungen mittlerweile oft schon nach wesentlich kürzerer Zeit an, Bücher zurückzuschicken, um Platz zu machen für Neues. Denn neben den klassischen Herbst- und Frühjahrsprogrammen gibt es mittlerweile auch Sommer- und Winterbücher, die die Lücken füllen sollen, die es eigentlich gar nicht gibt.
Bücher haben also eine immer kürzere Laufzeit, es sei denn, es handelt sich um Longseller bzw. Bestseller. Die dürfen bleiben. Was dagegen immer seltener geschieht, ist, dass der Buchhandel Titel, von denen er alle vorab bestellten Exemplare verkauft hat, auch nachbestellt. Wozu auch, es kommt ja schon die neue Ware und der Platz in den Buchhandlungen ist nun einmal stark begrenzt. So setzen Verlage und Buchhandel einen unseligen Kreislauf in Gang, der Bücher zur Kurzzeitware macht. Wer nicht mitzieht, ist dagegen das Feuilleton und sind die Autorinnen und Autoren.
Buchbesprechungen erscheinen nach Möglichkeit gleich zum Veröffentlichungstermin des jeweiligen Werks und das gebündelt, um genügend Aufmerksamkeit zu generieren. Erstrecken sich die Besprechungen dagegen auf einen längeren Zeitraum, verpufft deren Wirkung im Handel meist. Und wird auch zunehmend sinnlos. Eine Rezension, die drei Monate nach Erscheinen des Werks herauskommt, erreicht leider niemanden mehr, weil das Werk da schon häufig nicht mehr in den Buchhandlungen aufliegt bzw. nur noch in Einzelexemplaren vorhanden ist. Und statt Bücher zu bestellen, nimmt die Leserschaft dann oft das mit, was vor Ort aufliegt. Das sind, sagen wir es deutlich, in der Regel die großen Spitzentitel aus den großen Verlagen. Also reduziert sich die Aufmerksamkeit, medial und auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten, immer stärker auf wenige Titel. Für Mundpropaganda bleibt also keine Zeit. Titel können sich im Verkauf kaum bis gar nicht mehr entwickeln.
Ein Patentrezept dagegen gibt es nicht. Es liegt in der Verantwortung von Buchhandel und Verlagen, dem Schnelldurchlauf von Büchern entgegenzuwirken. Damit auch kleine Titel eine Chance bekommen. Bücher sind zwar Nahrung für die Seele, aber deshalb trotzdem länger verkäuflich als Supermarktkarotten.
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