Kolumne von Susanne Falk.
Sonnencreme eingepackt, Laptop geschultert, Fahrkarte gekauft: Der Sommer ist da! (Pass vom Kind vergessen zu erneuern, Ladekabel verlegt und, oh verdammt, wo ist jetzt wieder das große Badetuch?) Es wird Zeit, den Kopf auszuschalten, die Füße ins Wasser zu hängen und loszulassen.
Dieses Jahr ist der Grundlsee dran, mit bestem Dank an die Literar Mechana, die Autorinnen und Autoren zur Sommerfrische auch mal ins schöne Salzkammergut verschickt. Frische ist das Stichwort: Der Grundlsee ist relativ kalt und ich leide zudem an akuter Süßwasserskepsis, denn als Kind der Ostsee finde ich es nach wie vor merkwürdig, in Süßwasser zu baden, das nicht in Wannenform oder wenigstens als Freibad daherkommt. Kaltes Süßwasser! Wie absurd…
Nachdem der Totengräbertext fertig ist, stehe ich nun vor dem Luxusproblem zweier neuer Sommerprojekte. Einerseits würde ich gerne eine dritte Novelle schreiben, andererseits geistert in meinem Kopf seit acht Jahren eine Stückidee herum, die ich endlich umsetzen will. Wahrscheinlich mache ich beides parallel, weil ich super darin bin, mich selbst zu überfordern. Die Novelle dreht sich um einen Garten Eden, wozu ich mich gerade in historische Gartengestaltung einlese (ich habe keine Ahnung vom Gärtnern, das macht es interessant), das Stück handelt dagegen von Schoolshootings (furchtbare Recherchearbeit!), weshalb ich zwischendurch dringend ein paar Stunden in einem imaginären Garten verbringen könnte, zur Entspannung. Manchmal muss man auch die eigene Vorstellungskraft auf Sommerfrische schicken.
In meinem Kopf spielt es generell schon einige Extrastückerln und ich muss mich nicht selten am Riemen reißen, bevor ich Dialoge aus meinen Texten im Supermarkt vor mich hinmurmle. Wobei in meinem Bezirk eine ganze Menge Irre herumlaufen, die das hauptberuflich machen, beim Billa vor sich hinmurmeln. Da passe ich mich ganz gut ein. Außerdem ist das Max Reinhardt Seminar um die Ecke und ich habe schon Schauspielschüler vor dem Käseregal halbe Stücke aufführen sehen… Da falle ich gar nicht weiter auf. Andererseits ist so eine Sommerfrische ja dazu gedacht, endlich mal abzuschalten und sich zu entspannen. Das fällt mir schwerer, als dem Pfefferkäse nicht etwas über die Pflege von Rosen zu erzählen…
Du kriegst die Schriftstellerin nicht so einfach aus mir raus. Schickt man mich als Person in den Urlaub, ist die Autorin immer mit dabei. Das ist nun einmal kein Bürojob, den man nach zehn Tagen am Pool und bei entsprechend vielen Cocktails hinter sich lassen kann. Wobei das auf die Menge der Cocktails ankäme…
Wenn Sie einen Tipp haben, wie man das eine Ich daheim zurücklässt, während das andere Ich durch den Grundlsee schnorchelt, dann wäre ich ganz dankbar. Bis dahin suche ich mal nach dem großen Badetuch. Das muss irgendwo ganz hinten im Schrank verräumt sein.
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