Kolumne von Susanne Falk.
Es muss ja nicht unbedingt Billy Ocean sein. Aber Musik und Autos gehen schon seit Jahrzehnten eine fruchtbare Verbindung miteinander ein. Das geht von dem nahezu unerträglich weichgespülten „Take Me Home, Country Roads“ eines John Denver bis zum bewusst monotonen „Autobahn“ der Band Kraftwerk. Es geht aber auch ganz klassisch. Kommen Sie mit auf eine musikalische Spazierfahrt!
Nun kann man ja mit allerlei Sourround-Effekten sein Auto zum perfekten Konzertsaal umfunktionieren, aber im Grunde tut es auch schon ein herkömmliches Radio und die Karre wird zur Klangmuschel. Was Autos (genau wie Duschkabinen) so besonders macht, ist der relativ kleine Raum, in dem sich die Musik entfalten kann. Und wir entfalten uns gleich mit. Hand aufs Herz: Wer singt denn nicht im Auto vor sich hin, wenn er oder sie alleine dahinschuckelt? Na? Eben. Ich mach das auch. Mit Hingabe. Es sei denn…
Ich besitze ja kein eigenes Auto, aus vielerlei Gründen. Reise ich in den Norden Deutschlands, so wie jüngst geschehen, miete ich einen Leihwagen. Das ist stets ein Überraschungspaket à la Forrest Gump – man weiß nie, was man kriegt. Diesmal hatte ich einen Opel bestellt und bekam einen Citroën. Auch schön. Aber ungewohnt. Wer auf fünf Gänge geschult ist, der tut sich mit sechs Gängen nicht immer ganz leicht. Vor allem dann nicht, wenn er bzw. sie nur einmal im Jahr Auto fährt. Arg war nur, dass der kleine französische Flitzer ein total modernes Display hatte, mit dem ich Lüftung, Heizung, Navi und Radio bedienen sollte. Und als mir eine Stimme auf Russisch erklärte, dass sie weder den Weg noch den Radiosender finden kann, bin ich schon zeitweilig verzweifelt… Am Ende kam dann das aus dem Lautsprecher, was rauskommen sollte und ich fand dorthin, wo ich hinwollte. Aber ich hatte durchaus nostalgische Anflüge im Sinne von: Früher gab es da bloß ein Rädchen, das hat man gedreht und dann kam Musik. Ich will so ein Rädchen!!!
Nun werde ich diesen Monat 45. Das ist nicht alt. Jung ist es aber auch nicht und ich erinnere mich an Zeiten, in denen Anschnallgurte hinten noch optional waren und mein Vater im Urlaub gerne abends im Auto saß, um nach langem Hin und Her am Radioknopf endlich Deutschlandradio zu finden und Nachrichten zu hören. Und ich erinnere mich an unseren uralten Käfer, der so laut war, dass man das Radio auch getrost abgeschaltet lassen konnte, weil man eh nichts verstand, wenn das Auto fuhr.
Meine Kinder bestehen, sobald sie in einen Wagen steigen, auf Dolby-Surround-Sound mit extra viel Wumms. Dann singen sie mit (oder finden mich meeega peinlich, je nach Altersklasse), wenn die neuesten und nicht mehr ganz so neuen Hits im Radio laufen. Vorausgesetzt ich krieg einen Sender rein. Zu meiner großen Freude war das diesmal (reiner Zufall) NDR Kultur. Da wird es dann ruhiger im Wagen (weniger Grölen, mehr Hören) und man lehnt sich zurück, fährt unter dem wilden Himmel zwischen den Meeren über schmale Landstraßen dahin und genießt Haydn oder Bach oder ganz laut Beethoven, hält irgendwo an, klaut, bei laufender Musik, ein paar Sonnenblumen vom Feld (die Blumenläden hatten alle zu… Sorry, Bauer Hansen) und freut sich, dass der Norden so schön ist.