Kolumne von Susanne Falk.
Die einen schwören auf Marvin Gaye, die anderen brauchen es klassischer und legen zum „Concierto de Aranjuez“ von Joaquín Rodrigo los. Sex und Musik gehen oft und gerne eine magische Verbindung sein. Dabei sind die Geschmäcker und Vorlieben in der Musik so divers wie die sexuellen Vorlieben der Menschen. Drum höre man gut hin, bevor man sich bettet.
Nahezu jede filmische Liebesszene wird mit einem Soundtrack unterlegt. Da spielt es entweder ganz romantisch Chopin oder auch mal ziemlich billigen 80er-Jahre-Pop, in jedem Fall drückt sich hier viel über die Musik aus. Machen Sie sich doch einmal den Spaß und schauen sie eine der vielen Sexszenen aus Bridgerton an, drehen Netflix den Ton ab und schalten stattdessen im Hintergrund YouTube mit „Can‘t Stop The Feeling“ von Justin Timberlake ein. Na? Das ist nicht einmal im Ansatz mehr derselbe Film bzw. dieselbe Serie. Plötzlich wirkt alles viel lustiger, alberner, leichter. Aber – nicht unbedingt weniger anreizend. Es ist nur eine gänzlich andere Form von Erotik als mit dem Original-Soundtrack. Und der ist, geben wir es zu, ohnehin gewöhnungsbedürftig.
Erotik in der Musik ist nicht erst sei Edvard Griegs gleichnamigem Stück ein beliebter Topos. Das Hinauszögern des Höhepunkts bis zum Schluss, an dem er sich musikalisch endlich entladen darf, hat in der klassischen Musik Europas eine lange Tradition. Bei Griegs „Erotik“ (https://www.youtube.com/watch?v=UBWRZvu0kMY) verläuft das Liebesspiel dann schon ein wenig anders. Einem langsamen Beginn folgt der Höhepunkt und geht dann wieder in die ruhige Wiederholung der Eingangspassage über. Das Ende ist so versöhnlich wie der Anfang. Aus Zuneigung wird Liebe, aus Liebe Leidenschaft, die dann, nach dem Höhepunkt, zum Ende hin wieder in tiefe, ruhige Zuneigung übergeht. Das Auf und Ab eines perfekten Liebesspiels. Grieg hält uns auch danach noch ein wenig im Arm, streicht zärtlich unsere Wange und bettet uns zum Schlaf.
Was wir hören, wenn wir das Kopfkino einschalten, ist unserem persönlichen Geschmack unterworfen. Der ist oftmals geprägt von dem, was wir in unserer Jugend zu hören bekommen haben. Und hier gilt: Je vielfältiger, desto besser. Denn wir können nicht immer davon ausgehen, dass unser Gegenüber musikalisch ähnlich sozialisiert wurde wie wir. Wenn wir uns von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ erotisch angesprochen fühlen, der oder die andere aber lieber zu Bon Jovi knutscht, kann das ein Problem sein. Oder eben auch nicht. Im besten Fall hält man Herzen und Ohren offen. Denn ob ein Partner, eine Partnerin zu uns passt, lässt sich manchmal auch am Musikgeschmack erkennen. Liebe macht zwar blind, aber nicht unbedingt taub…
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Hab viel Spaß gehabt beim Erinnern an meine Musik im Kopf bei den schönen Momenten und leider hab ich mich gerade vertippt. Ich gebe 5 Sterne. Bin gespannt auf die nächste Kolumne