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Menschen mit Musik: „Nomen est omen“

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Menschen mit Musik

Kolumne von Susanne Falk.

Meine Band hieß „Kettenfett“. Oder, besser gesagt, sie hätte so geheißen, wenn ich je die Gelegenheit ergriffen und eine Frauen-Punkrock-Band gegründet hätte. „Kettenfett“ war ein guter Bandname, finde ich. Was soll dagegen schon ein Name wie „Rollende Steine“ ausrichten?

Gute Bands haben nicht immer außergewöhnliche Namen. Oft werden nur die Anfangsbuchstaben oder die Namen der Bandmitglieder verwendet. „Bon Jovi“ ist jetzt nicht allzu originell, „Van Halen“ auch nicht wirklich und die österreichische Band „S.T.S.“ stand auch nur für „Steinbäcker – Timischl – Schiffkowitz“. Andere lieben es kurz und bündig und mit Wiedererkennungseffekt. „Queen“ gibt es schlicht nur einmal. Sprechende Bandnamen waren auch mal schwer in, wir erinnern uns etwa an „U2“. Und dann gibt es da noch die Fraktion der selbstironischen Bandnamen wie „Red Hot Chilli Peppers“ oder, wer das ganze gleich auf Deutsch will, „Die fabulösen Thekenschlampen“. Darunter fiele dann wohl auch „Kettenfett“.

Richtig merkwürdig wird das ganze erst, wenn man es anfängt zu hinterfragen. Warum noch einmal mochte ich als Teenie so gerne eine Musikgruppe mit dem reichlich bekloppten Namen „Fury in the Slaughterhouse“, kurz auch „Fury“ genannt? Ach ja, weil das guter, solider, rockiger 1990er-Jahre-Sound war. (Gut, die Band ist älter, aber meine Jugend datiert in die 1990er…Sei es drum.) Der Name war eher abschreckend, wenn auch einprägsam. An den „Prinzen“ war nichts Aristokratisches, „Die Ärzte“ haben noch nie jemanden geheilt und wenn ich mir heute Bands wie „Coldplay“ ansehe, dann sind die auch nicht wirklich „unnett“ sondern sehr marktkonform vegan und kundenorientiert.

Je älter ich werde, desto mehr weiß ich Musiker zu schätzen, die ganz einfach das drauf schreiben, was drin ist, nämlich sie selbst. „Max Raabe und das Palast Orchester“ sind eben auch nur Max Raabe und das Palast Orchester. Da gibt es keine Missverständnisse. Wobei man das auch übertreiben kann… (Wir erinnern uns an dieser Stelle an „Ich + Ich“.) Allzu simpel klingt dann auch schon wieder blöd. Und man muss auch nicht so tun, als ob ein Mensch allein eine ganze Band ausmacht (Stichwort „Eels“).

Und dann gibt es da natürlich noch die Bandnamen mit Geschichte. Der ist gerne mal der großen Weltliteratur entliehen („Steppenwolf“) oder spielt auf bedeutsame Ereignisse an („Franz Ferdinand“). Nicht so einfach das Ganze, weil sich der Blick auf die Welthistorie über Jahrzehnte hinweg auch mal verändern kann und ehe man es sich versieht, bleibt so ein doofer Bandname dann Jahrzehnte lang bestehen, weil man zufällig die eine Musikgruppe gegründet hat, die nicht im Drogenrausch untergeht oder deren Bandmitglieder ganz unbedingt überaus anstrengende japanisch-amerikanische Künstlerinnen heiraten müssen.

Wenn ich heute eine Band gründen würde, dann stünde mir vermutlich mein Ego im Weg und statt einen coolen Namen zu wählen, benenne ich die dann wahrscheinlich nach mir selbst. Das ist insofern ein Problem, als dass die Band mich dann wohl auch nicht überdauern wird. Das war es dann mit der Unsterblichkeit. Aber die opfere ich gerne, wenn ich bis dahin so viel Geld gescheffelt habe wie Jon Bon Jovi. Dann kann mich die Ewigkeit mal.

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Ein Gedanke zu „Menschen mit Musik: „Nomen est omen““

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