Von Kirsten Niemann
Gleich im ersten Raum umtost das nasse Element den Betrachter. Ein bisschen Strand ist am unteren Bildrand angedeutet, weiße Schaumkronen setzen Akzente. Wo Walter Leistikow (1865-1908) das Meer als Seeblick und blauschattierte Fläche beschreibt, geht Karl Hagemeister (1848-1933) ganz dicht dran: Hier schwappt eine einzelne Riesenwelle auf den Besucher zu. Da hat einer mit Leidenschaft die Farbe auf die Leinwand geklatscht. Genau genommen mit Fingern, Fäusten und Hasenpfoten, wie die Erklärtafel mitteilt.
Beide Maler gingen raus in die Natur und nahmen das Naturschauspiel als Anlass zum Experimentieren: etwa mit der Farbe. Mal erscheint sie flächig und grell, wie auf Leistikows Bäumen oder dem Hafenstück. Hagemeister nutzt sie, um Naturgewalten wie Wind, Wetter und Jahreszeiten auszudrücken.
Die Ausstellung „Landschaft zwischen Impressionismus und Expressionismus“ ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Ausstellungsreihe zur Malerei der Berliner Secession. Die meisten der rund 100 Bilder kommen aus dem eigenen Bestand des Bröhan-Museums. Die alten, dekorativen Rahmen hat man abgelegt, viele Bilder wurden neu gerahmt. Etliche haben nun gar keinen Rahmen mehr. Ein toller Kniff, der einen frischen und unverstellten Blick auf die gut 100 Jahre alten Werke ermöglicht. Er zeigt, wie radikal modern die beiden Landschaftsmaler damals waren: Abstraktion, Expressionismus und Farbfeldmalerei sind nun wirklich nicht mehr weit.
Landschaft zwischen Impressionismus und Expressionismus. Meisterwerke von Hagemeister und Leistikow.
Ausstellung bis zum 28. Januar 2018
Bröhan Museum
Schloßstr. 1a
14059 Berlin
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Montag: geschlossen
8 Euro/5 Euro
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