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Neu im Kino: „Neo Rauch – Gefährten und Begleiter“. Einblicke in die Welt des Künstlers

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Neu im Kino: „Neo Rauch – Gefährten und Begleiter“. Einblicke in die Welt des KünstlersDrei Jahre  lang begleitete Filmemacherin Nicola Graef den Maler Neo Rauch (geb. 1960). Der Wegbereiter der Leipziger Schule machte die figurative Malerei wieder populär. Seine Figuren entspringen dem sozialen Realismus und bescherten ihm nach der Wende eine ungeheure Beliebtheit bis in die USA, wo man ihn gerade wegen seiner Motive als exotisch schätzt.  In der Dokumentation gewährt der Künstler Einblicke in seine Arbeit, erläutert seinen Zugang zur Kunst und seinen Schaffensprozess.

Bis zum 30. April 2017 ist in der Grafikstiftung Aschersleben übrigens noch die Doppelausstellung „Hanno & Neo Rauch – Vater und Sohn“ zu sehen. Der 21-jährige Vater starb gemeinsam mit der erst 19-jährigen Mutter bei einem Zugunglück in Leipzig, als Neo Rauch vier Wochen alt war. Der Junge wuchs bei seinen Großeltern in Aschersleben auf. Heute wohnt er in Markkleeberg bei Leipzig.

Zitty online lobt: „Erhellende Doku über den Maler […] Hier spricht ein zurückhaltender, aber extrem artikulierter Künstler, der ein Stück weit an seinem Schaffensprozess teilhaben lässt, seinen persönlichen und künstlerischen Hintergrund erläutert und die Beziehung zu seinen introspektiven Figuren beschreibt.“

Focus online meint: „ […] erst der Künstler selbst eröffnet in sensiblen Interviews den Zugang zu seiner Welt.“

Der MDR hält fest: „Ein Film, in dem nicht nur die Bilder nachklingen, sondern auch die Worte eines nachdenklichen, sensiblen Malers.“

Der SWR hingegen kritisiert: “ Letztlich ist dieser Film weder ein angemessenes Portrait von Neo Rauch noch der im Titel angesprochenen „Gefährten und Begleiter“. Vieles wird angerissen, aber es bleibt ein collage-artiger Zusammenschnitt diverser Einstellungen und Interviewsequenzen.“

 

Ein Gedanke zu „Neu im Kino: „Neo Rauch – Gefährten und Begleiter“. Einblicke in die Welt des Künstlers“

  1. NEO RAUCH – NOMEN EST OMEN….

    Eine großartige Dokumentation, die tief berührt – danke an Katja Wildermuth und Nicola Graef für die Hingabe und Geduld, dieses Portrait entstehen zu lassen.

    Hingabe – das ist es, was Neo Rauch ausstrahlt.
    Fast scheint es so, als ob alles Außen nur Notwendigkeit des Seins sei.

    Es geht offensichtlich nicht darum, Teil eines Kunstbetriebs zu sein, egal welche astronomischen Summen für seine Werke bezahlt werden.

    Es ist die Kunst selbst, die mit unbeirrter Gewissheit den Weg zum Ich, und zugleich zum Betrachter, findet.

    Der Schlüssel liegt wohl im Trauma des tragischen Bahn Unfalls, des frühen Verlusts beider Eltern. Das Entgleisen, aus der Spur geraten, drüber hinwegfahren, der dunkle Tunnel ohne Ahnung, wann das Licht am Ende desselben erreicht sein wird, das verletzte Vertrauen, Einsamsein, Zerstören einer Kindheit und die Hilflosigkeit, es notgedrungen hinnehmen zu müssen. Wer solches Leid erfährt, kann solche faszinierenden Albtraumwelten in Bildern erzählen…

    Die Gleichzeitigkeit der Arbeit an diesen Großformaten, der starke Schaffensdrang, ja geradezu das Getriebensein, macht ihn zum Werkzeug seiner Intuition.
    Das Entdecken, das Schöpferische in seinem komplexen kryptischen Universum, ist seine Therapie.

    Das Talent des Vaters, dass in ihm weiterlebt und sich eigene kreative Wege bahnt….

    Die mysteriöse Farbgebung, die schlafwandlerisch-entrückten Gestalten, welche an alte Werbegrafiken oder die Jahrhundertwende erinnern – universell in ihrer Präsenz, unnahbar und in sich gekehrt wie er selbst – nie in Interaktion.

    Das Verwobensein von Architektur, Natur und grafischen Ebenen mit den Eigenartigkeiten der dargestellten „Gefährten“: Neo Rauch greift meisterlich verschiedenste Elemente von Kunst-Epochen und Stilmitteln auf und gibt ihnen ein eigenes Dasein.
    In jedem düsteren Szenario ist knallige Farbe zu finden und Schlangen – symbolisch für Nichtgreifbares, die Vertreibung aus dem Paradies, aber auch Heilung -winden sich immer wieder in die surrealen Bildwelten hinein, werden Körperteile.
    Das Genie und Gespür für Plastizität und Dimensionen, die das rationale Verstehen weit überschreiten, die Präzision seiner Kunst ist überragend.

    Hier geht es offensichtlich um das Wegschieben einer großen Last der Seele, Teil eines Ganzen sein, das tägliche „ stellen Sie heute die Fragen…..vielleicht leben Sie“, um es mit Rilke zu sagen, „eines fernen Tages, in die Antworten hinein“.

    Alles, was Neo Rauch spricht, wirkt, als sei er ein Medium, der Botschaften einer anderen Sphäre kundtut. Es ist druckreife Poesie in unerwarteter Offenheit.

    Dieser Künstler symbolisiert schmerzhafte Nähe und kühle Ferne in einem, ohne widersprüchlich zu erscheinen.

    Er hat den geschützten Raum seines Ateliers,
    seiner Musik, seiner Lebensbegleiter, und dennoch steht seine Einsamkeit genauso monumental vor dem Betrachter wie seine großen Leinwände.

    Was in seinen Händen entsteht, nimmt den Umweg über grobe Arbeitshandschuhe, um filigrane Gesichtszüge aufleben zu lassen – fast so, als dürfe er es sich selbst nicht zu leicht machen, um die Analogie und Bürde seines Lebensschmerzes zu verdeutlichen.

    Diese Handschuhe sind die Schutzmauer zu seiner wahren Verletzlichkeit, und wenngleich er über Farben und Bildelemente mit Ehefrau und Galeristen spricht, folgt er doch ausschließlich seinem inneren Kompass.

    Es wurde ihm vorgeworfen, seine Bilder nicht zu erklären. Warum sollte er?

    Die Käufer seiner Kunst jedenfalls, die im Film gezeigt werden, scheinen mehr am Statussymbol als an den Spuren seiner Kreativität und Bildaussagen interessiert zu sein, schade.

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