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PENG-Festival 2024: Ungezähmte Freiheits-Musik in Essen

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Von Stefan Pieper.

Das alljährliche Festival des feministischen Essener PENG-Kollektivs hat mal in bestem Sinne „geliefert“. Die Macherinnen haben ihr ganzes Know-how zusammengeworfen, um spannende, exklusive Gastspiele nach Essen zu holen, ebenso, um bei langjährig erfahrenen Konstellationen den aktuellen künstlerischen Stand auf die Bühne zu bringen. Über allem lag diese friedlich-harmonische, von Begeisterung getragene Stimmung, die von allen Beteiligten auf, vor und hinter der Bühne ausging.

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Jorik Bergman Trio beim PENG Festival (c) André Symann

Das alles war allein schon bei den drei Konzerten des zweiten Festivalabends spürbar. Im Maschinenhaus der Essener Zeche Carl läuft es rund, und wie! Schon beim Reingehen wehen einem erstaunlich vitale Flötenarabesken entgegen. Da ist schon jemand mächtig im Flow. Wie Jorik Bergmann traumverloren soliert, lyrisch und virtuos zugleich, das stellt klar, dass wir es bei der Niederländerin mit einer der tonangebenden jungen Stimmen auf der Jazz-Querflöte zu tun haben. Das beweist sie abwechselnd auf mehreren Instrumenten in verschiedenen Tonlagen. Was für eine Phrasierungskunst diese Musikerin draufhat und wie sie alle Hörenden in diesen Kosmos hineinzieht! Mal schöpft sie aus lyrisch-balladesken Songstrukturen, richtig sportlich-herausfordernd wird es, wenn sie sich lustvoll an aufgetürmten Akkordbrechungen abarbeitet. Auch ihre beiden Bandmitglieder Viktor Gelling (Kontrabass) und Simon Below (Piano) gehen perfekt und symbiotisch in diesem Konsens auf.

Jazz im Fokus: Die Vielfalt der Auftritte beim PENG-Festival 2024

Die Auftritte bei PENG repräsentieren immer wieder einen Querschnitt durch die Vielfalt künstlerischer Ansätze im Jazz, und der atmosphärische Rahmen in der Maschinenhalle spornt zu einer ganz besonderen, von vielen Menschen geteilten Leidenschaft an (siehe Fotos), die wohl nur an diesem Ort diese spezifische Farbe entfaltet. In dieser Hinsicht hatte die jüngste Festivalausgabe ihren klaren Höhepunkt: Maria Portugal, diese Universalmusikerin, Konzeptionalistin, Menschenfängerin, präsentierte in ihrem EROSAO-Septett ein Projekt, das auf Songs aus einem ihrer aktuellen Alben aufbaut, aber vor allem die Freiräume darin groß schreibt. Die einstige Improvisor in Residence beim Moers-Festival, aus São Paulo stammend und heute in ihrer Wahlheimat Duisburg lebend, spielt nicht nur fantastisch Schlagzeug, sondern entfaltet ihre Präsenz und ihr musikalisches Denken konsequent über ihr Instrument hinaus, sodass sie auch, ohne ständig viel spielen zu müssen, zum Epizentrum einer reichen Bläsersektion plus Klavier und Bass wird, in der kollektiv improvisiert wird – in diesem Fall zu einer echten, hochengagierten Allstar-Besetzung aus der NRW-Jazzszene: Angelika Niescier (Altsaxophon), Filipe Nader (Altsaxophon), Moritz Wesp (Posaune), Carl Ludwig Hübsch (Tuba), Reza Askari (Kontrabass) und Maria Portugal (Schlagzeug, Vocals).

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Maria Portugal Septet beim PENG Festival_ (c) André Symann

Zu Anfang reichten Maria Portugal einzelne Trommelschläge, um die Parameter zu definieren, aus denen immense Kraft- und Klangentfaltungen erwachsen. Genial verknüpft sind damit die fragilen, in brasilianischer Diktion ausgeführten Songs von Maria Portugal, die manchmal fast wie ein zärtliches Auge im Hurrikan anmuten und hier als strukturierende Basis einer entfesselten Interaktion dienen. Vor allem John Dennis Renken und Angelika Niescier versetzten mit ihren Crescendo-Ausbrüchen die berühmten Herzen in Wallung. Alle zusammen liefern assoziative Resonanzräume für fragilen Selbstausdruck. Und auch das Finale dieser ungezügelten Freiheits-Musik war dann wieder typisch PENG-Festival: Gegen Ende wird es spürbar leichtfüßiger, als sich die ganze Band auf brasilianische Rhythmen einschwingt und schließlich, einer Marching Band gleich, die ebenerdige Bühne verlässt. Bis auf Bassist Reza Askari, der noch mit einem Flageolett-Ton einsam die Stellung hält.

Natalie Greffel beim PENG-Festival: Eine Botschaft von Selbstliebe und Humanität

Brasilien wurde danach noch nicht verlassen – nun allerdings in einem weiten, kulturenübergreifenden Sinne: Natalie Greffel zog in ihrer Songlyrik feine Verbindungslinien zwischen diesem Land und Mosambik, was allein schon wegen der gemeinsamen Sprache auf der Hand liegt. Ihre Songs sind starke Botschaften für Humanität und die finale Nummer ihres Sets ist eine Liebeserklärung an sich selbst. Ganz wichtig so etwas: Denn erst wer sich selber liebt, kann auch aufrichtig andere lieben, und wenn dies alle so praktizierten, wäre die Welt vermutlich eine bessere.

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Natalie Greffel beim PENG Festival (c) André Symann

Natalie Greffels Trio erwies sich aber auch musikalisch als mit allen Wassern gewaschen. Die Bandleaderin beeindruckte mit kraftvoller Stimme und steigerungsfähiger Live-Präsenz. Und ja – sie ist auch eine hervorragende Bassistin, die wunderbar mit den feinen Gitarrenlinien von Carlos Corona harmoniert. Pure Wonne auch, wie sich Johannes von Ballestrem auf dem Fender Rhodes in die vitalen Grooves einzuklinken wusste – ganz zu schweigen von Schlagzeuger Philipp Dornbusch.

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PENG Festival 2024: Untamed Freedom Music in Essen

This year’s PENG Festival in Essen impressed again with diverse jazz performances and a unique atmosphere. The feminist PENG collective presented exclusive guest performances and established artists showcasing their latest work. Flautist Jorik Bergmann captivated with lyrical and virtuosic solos on multiple instruments.

Another highlight was the EROSAO project by drummer Maria Portugal. With her septet and an all-star cast from the NRW jazz scene, she created spaces for collective improvisation, thrilling the audience with powerful crescendos and Brazilian rhythms. The band finished by playing like a marching band through the venue.

Natalie Greffel also impressed with her powerful voice and a musical homage to Mozambique and Brazil. Her message of self-love ran through the entire performance, culminating in a final song, a love letter to oneself.

The PENG Festival once again proved to be a unique space for musical diversity and creative freedom.

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