Wie wird jemand zum Feind? Und vor allem, wie bildet sich der Archetyp eines Feindes heraus, Grundlage von Ängsten in der Gesellschaft, von Fremdenfeindlichkeit und Munition rechtsnationalen Gedankenguts?
In dem Theaterstück „Wo die Barbaren leben“ des chilenischen Autors Pablo Manzi wird die Frage konkret dargestellt: Drei Cousins treffen sich nach langer Zeit wieder. Friedlich soll das Zusammenkommen nicht werden, denn Roberto, Gastgeber und Leiter einer erfolgreichen NGO, ist in den Mord an einer jungen Frau verwickelt. Eine Tatsache, die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen lässt und eine Gewaltspirale auslöst.
Die Inszenierung des chilenischen Theaterkollektivs Bonobo begeisterte beim iberoamerikanischen Festival ¡Adelante!. Für die deutschsprachige Erstaufführung wählte das Theater Heidelberg einen ungewöhnlichen Ort: Ins Tropenhaus des Botanischen Gartens der Universität Heidelberg.
Deutschlandfunk Kultur positiv: „Die Feinde, die Barbaren, die wir lauthals und voller Angst beschwören, sind wir wohl oft nur selber, oder sie stecken jedenfalls auch in uns – Pablo Manzis Theaterskizze, in Chile entworfen, hat das Zeug zum Zeit-Kommentar auch für die politische Gegenwart der Alten Welt – nicht nur im Heidelberger Tropenhaus.“
SWR online fasst zusammen: „Die Gesichter der Figuren erscheinen in Heidelberg als verfremdete Projektionen auf riesigen Heliumballons – großes Horror-Kino. […]Der schmale Gedanke, dass „die Barbaren“ eigentlich wir selber sind, ist nicht besonders neu und kann Manzis Stück nicht durch den Abend tragen. Und die Regie macht aus dem sprachorientierten Stück ein Spektakel, eine aufwendige Kunstinstallation, die leider bald ermüdet.“
„Wo die Barbaren leben“
Aufführungen noch bis Ende Oktober
Tickets online beim Theater Heidelberg
Aufführungsort:
Botanischer Garten der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 340
69120 Heidelberg
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