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Tödliches Silvester: „Die letzte Party“ von Clare Mackintosh

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Literatur

Unweit von Chester in der Grafschaft Cheshire verläuft die Grenze zwischen England und Wales. Und genau hier, irgendwo im Nirgendwo, zieht sie sich in „Die letzte Party“ von Clare Mackintosh längs durch den Mirror Lake. Ein See, klar und kalt, den die Waliser LLyn Drych nennen. An seinem Nordzipfel zieht sich ein Bergkamm entlang, auf der Westseite liegt das kleine walisische Dorf Cwm Coed, der Rest ist von dichtem, dunklen Wald gesäumt.

Und genau hier sind den Einwohnern von Cwm Coed die neuen, schicken Lodges von „The Shore“ ein Dorn im Auge. Sie liegen zwar auf der englischen Seeseite, doch ihr Bauherr ist Rhys Lloyd, einer der ihren, der es in London zu einem Musicalstar gebracht hat. Der Rhys Lloyd, Mitte vierzig, verheiratet mit zwei Töchtern, der nun mausetot im Smoking am walisischen Ufer des Mirror Lake liegt. Gerade noch hatten er und die Bewohner von The Shore die Einheimischen zu einer Silvesterparty geladen. Nun, am Morgen danach, ist das Neujahrsschwimmen der Waliser im eiskalten See gerade vorüber, als seine Leiche für Entsetzen sorgt.

Etwas widerwillig machen sich DC Ffion Morgan von der walisischen Seite und DC Leo Brady aus dem englischen Chester daran, den Todesfall zu klären. Dabei würden sich beide am liebsten gleich wieder aus dem Staub machen, hatte man doch die Silvesternacht zusammen verbracht in der Annahme, sich danach nie wiederzusehen. Nun ermitteln die beiden gemeinsam, denn schnell wird klar: Rhys Lloyd war alles andere als beliebt. Die Frage, die sich den Polizisten stellt, lautet plötzlich nicht mehr: War es Mord? Sondern: Wer schritt als erster zur Tat?

Cover: Knaur Verlag

Clare Mackintosh ließ sich für ihren Krimi von der Natur ihrer walisischen Wahlheimat inspirieren. Zudem schöpft sie aus beruflicher Erfahrung. Zwölf Jahre lang arbeitete sie bei der britischen Kriminalpolizei, bevor sie mit dem Schreiben begann. So wundert es nicht, dass „Die letzte Party“ eher behutsam daherkommt. Seine Spannung bezieht der Roman aus den Dramen der Vergangenheit, die zu Mordmotiven in der Gegenwart führen. Während Ffion und Leo Tag für Tag ermitteln, rollt Clare Mackintosh parallel das Geschehen vor dem Mord auf. Rückwärts erzählend werden ihre Figuren zu traurigen Gestalten. Cwm Coed und seine Bewohner, die exzentrischen Besitzer der Lodges und sogar Ffion scheinen Geheimnisse mit sich zu tragen, die vor allem menschliche Schicksale verdecken. Leo Brady muss geduldig sein und hartnäckig bleiben, bis sich ihm nach und nach die Zusammenhänge menschlicher Irrungen und Wirrungen enthüllen. Dass Clare Mackintosh ihrer ruhigen Erzählweise dabei treu bleibt, hebt den ersten Band ihrer Krimireihe um Ffion Morgan und Leo Brady wohltuend aus der Masse der Kriminalromane hervor.

Clare Mackintosh
Die letzte Party
a.d.Engl. von Sabine Schilasky
Knaur, München 2022
bei amazon
bei Thalia

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Dieser Artikel erschien am 24. Dezember 2022 in DAS WOCHENENDE! der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frankfurter Neuen Presse und Frankfurter Rundschau.

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