Das Goldene Zeitalter niederländischer Malerei strahlt in der Bremer Kunsthalle. Ein Ausstellungsbesuch von Barbara Hoppe.
Es ist die bedeutendste Gruppe niederländischer Gemälde, die der Kunstverein Bremen je erhielt. Die großartige Sammlung von 32 Werken ist ein Geschenk des Bremer Kaufmanns Carl Schünemann. Sie umfasst beeindruckende Meisterwerke des Goldenen Zeitalters, jener Epoche, die im 17. Jahrhundert die Blütezeit der Niederlande war. Nie vorher und nie später gab es so viele Maler in dem kleinen Land und anderswo. Rund 7.000 Künstler schufen in den rund einhundert Jahren jährlich um die 70.000 Bilder. Eine kleine Auswahl kann nun in der Kunsthalle Bremen bestaunt werden.
Maler wie Jan van Goyen, Salomon van Ruysdael, Aert van der Neer, Adriaen van Ostade und die Künstlerin Rachel Ruysch, eine der wenigen malenden Frauen, hängen hier an den Wänden und laden zum Verweilen ein. Landschaften, Seestücke, Alltagsszenen, die so genannten Genrebilder, und wunderbare Stillleben, darunter die ersten vier Blumenstillleben im Bestand der Kunsthalle, sind ein beeindruckendes Zeugnis dieser produktiven Zeit. Vor allem die Blumenstillleben lohnen einen genauen Blick: Nie wäre man damals auf die Idee gekommen, die kostbaren Pflanzen abzuschneiden und in Körben und Vasen zu arrangieren. Was wir hier von Ambrosius Bosschaert dem Jüngeren (Blumenkorb, 1631) sehen, ist eine Komposition nach den Studien einzelner Blüten. Blüten, die sich mangels Alternativen durchaus auch in anderen seiner und seiner Malerkollegen Stillleben wiederfinden.
Verträumt schaut man auch auf die wunderbaren Winterlandschaften. Schnee und Eis waren damals nicht selten. Rund 400 Jahre, vom Beginn des 15. bis ins 19. Jahrhundert hinein, überzog die „Kleine Eiszeit“ die Erde und sorgte dafür, dass in den Niederlanden Grachten und Seen zufroren. Bilder wie die „Elegante Gesellschaft auf dem Eis“ von Adam van Breen aus dem Jahr 1611 zeugen von dieser Periode, in der die Zeiträume von etwa 1570 bis 1630 und 1675 bis 1715 besonders kalt waren.
Nichts ist für die Ewigkeit, und auch das Goldene Zeitalter neigte sich irgendwann seinem Ende. Reich geworden durch internationalen Seehandel und regionalen Heringsfang, verschlechterte sich die Situation der Niederlande durch politische Unruhen und Handelskrisen Ende des 17. Jahrhundertsa zusehends. Was bleibt, sind die wunderbaren Gemälde dieser Zeit. Wie schön, dass sie den Weg aus der privaten Sammlung in die Öffentlichkeit gefunden haben.
Tulpen, Tabak, Heringsfang
Niederländische Malerei des Goldenen Zeitalters
Ausstellung bis zum 26. August 2018
Katalog zur Ausstellung
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr
Dienstag: 10 bis 21 Uhr
Montag: geschlossen
9 Euro/5 Euro
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