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Wagner-Ring Bayreuth 2025: Familiendrama am Abgrund

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Bayreuth Festspielhaus Grüner Hügel

Der Wagner-Ring Bayreuth 2025. Von Barbara Röder.

„Die Ideen des Wagnerischen Werkes sind zeitlos gültig, da sie ewig menschlich sind.“
Wieland Wagner

Verhängnis im Regenbogenlicht

Wotan tanzt. Ausgelassen, hedonistisch und gewissenlos tänzelt der Göttergatte Frickas hoch oben auf seiner gläsernen Balustrade im Luxuspalais seinem fatalen Untergang entgegen. Im Finale des musikalisch ziselierend lichtdurchfluteten Regenbogenambientes „Das Rheingold“ hat der Schwerenöter und Bankrotteur noch gut lachen. Und dies tut er hämisch ausgelassen. Wotan weiß noch nicht, welch‘ verheerende Katastrophen, menschliche, allzu menschliche auf ihn und seinen super posh Multimillionärs-Clan zurollen werden. Wir wissen, wie es endet! Wir ahnen, dass im verheißungsvollen, gequält rufenden „Zurück vom Ring“ der Rheintöchter im finalen Weltenbrand der „Götterdämmerung“ – er spielt im heruntergekommenen Pool der einst piekfeinen Rheingold-Burg – alles zu spät ist für die Welt. Pessimismus pur! Schopenhauer hat zugeschlagen und nein! Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt.

Das Rheingold, 2. Szene: Patrick Zielke (Fasolt), Tobias Kehrer (Fafner), Christina Nilsson (Freia) und Statisterie der Bayreuther Festspiele Wagner-Ring Bayreuth 2025
Das Rheingold, 2. Szene: Patrick Zielke (Fasolt), Tobias Kehrer (Fafner), Christina Nilsson (Freia) und Statisterie der Bayreuther Festspiele
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Familienbande, Mythos, Netflix

Doch halt: Mal ganz von vorne. Knackig kurz, wie im Zeitraffer eine Serie über einen dysfunktionalen Familienclan, in welchem jede Generation mit den Konflikten ihrer Ahnen zu kämpfen hat. Willkommen im Serien-Marathon „Der Ring des Nibelungen“ in der Interpretationsfantasie des Regieteams um Regisseur Valentin Schwarz, der Bühne von Andrea Cozzi und den Kostümen von Andy Besuch. In diesem vierten letzten Durchlauf des „Rings“ verweist Schwarz auf „Generationengerechtigkeit“ und Generationskonflikte, die Schwarz 2025 intensiver fokussiert.

Prägnante visuelle Impressionen, die kurz geschildert die Wege, Lebenswege nachzeichnen, die das „Ring-Ensemble“ beschreiten. Frei fabuliert und inszeniert in Anlehnung an Wagners „Der Ring des Nibelungen“ von Valentin Schwarz.

Im Eröffnungsvideo „Das Rheingold“ am Vorabends – der Es-Dur Schlamm raunt und blubbert aus dem magischen, unverdeckten Graben – blicken wir in einen Mutterleib mit zwei Föten. Es sind die Zwillingsbrüder Wotan und Alberich. Das Gute und das Böse treffen bereits im Mutterleib aufeinander. Alberich zückt die Faust. Gefesselt bleiben beide, ungleiche und dennoch machtgierige Beherrscher der Welt – ihrer eigenen – durch die gemeinsame Nabelschnur. Alberich verzichtet auf die Liebe, eine Vorstellung davon, was sie sei, hat er ohnehin nicht. Ebenso wie Wotan, der sich zum Clan-Boss aufschwingt, alle zu manipulieren versucht und als Übergötter-Vater scheitert. Acht Töchter zeugte er mit seinem Kindermädchen Erda. Immer in der Hoffnung auf einen potenten Nachkommen der Großfamilie. Er scheitert. Er tanzt immer, ja immer auf einem brennenden, brodelnden Vulkan. Von innerer Leere, Depression und Hoffnungslosigkeit heimgesucht, will er nur noch „Das Ende“.

Wotan ist eine moderne Figur, die Rückschläge einsteckt wie ein maroder Serien-Antiheld. Er ist ein einsamer, stets herumwandernder Zeitgenosse im „Siegfried“ und in der „Götterdämmerung“. Fricka, seine Frau, weiß schnell, dass sie Wotan nicht genügt, nie genügen kann. Sie baut sich ihr eigenes Imperium im Luxus, für den sie nie arbeiten muss. Sie hat keinen Erben geboren, was sie für Wotan nicht begehrenswert macht. Dies stählt sie, macht sie zur spöttischen Freifrau. Eindringlich ist die letzte Szene „Die Walküre“. Wotan hat sich das Ende herbeigesehnt. Wieder hat er seine Machtlosigkeit gespürt. Siegmund, seine Hoffnung auf sein Vermächtnis, wurde durch seine Hand niedergestreckt. Fricka triumphiert. Sieglinde, Siegmunds Zwillingsschwester als Geliebte des Bruders? Ehebruch mit Hunding? Ein No-Go! Die freie Liebe sowieso nicht. Fricka hat ihren Willen bekommen, den Erben des Fremdgehers Wotan zu vernichten. Genüsslich schiebt sie einen Servierwagen auf die offene Bühne. Champagner funkelt in den Sektflöten. Ein Kerzlein brennt. Denn symbolisch ist diese der Walkürefelsen mit Feuerkranz. Brünnhilde, Wotans Lieblingskind, ist sie auch losgeworden. Diese hat sich dem Vater widersetzt und den Traum von der „wahren Liebe“ zwischen Siegmund und Sieglinde träumen wollen. Wotan ist aufgebracht. Frickas Wunsch hat er erfüllt, um des lieben Friedens willen. Sehr trügerisch! Wotan verweigert Fricka den prickelnden Champagner-Liebesgruß und schleicht davon in die marode Welt. Eine starke Szene!

Eine fatale Geschichte…

Im Herzstück, dem „Siegfried“, keimt Hoffnung auf in Wotan. Hausmeister Mime, der garstige, gedemütigte Halbbruder Wotans und Alberichs, hat Siegfried im Keller der einstigen Villa Walhall aufgezogen. Eine lebensechte Szene folgt. Die zwei Mafiosi, Fafner und Fasolt, hatten mit Schmiergeld den Bau der Villa bezahlt. Das höchste Gut aber sind im Schwarz-Ring die Kinder. The next Generation. Der Ring, der Macht verspricht, sind die Nachkommen, die Kinder. Manipulationsmasse, Kämpfer, Ideologienträger. Im „Das Rheingold“ raubte Fafner den kleinen Hagen. Illegitimer Sohn von Alberich. Siegfried will ja das Fürchten lernen. Geht also mit Mime zum schrecklich mächtigen, in einem Luxus-Pflegeheim dahinsiechenden Fafner. Einen geizigen, miesen, verachtenswerten Verwandten gibt es immer, in jeder Familie!

Der muss beerbt werden. Ein Altenheim als Neidhöhle. Fafner schikaniert und alle springen, auch der geraubte, jetzt erwachsene Hagen. Siegfried bändelt mit der Pflegerin Waldvöglein an, ist ungehobelt, erzwingt, dass der Greis sich erhebt und dann zusammenbricht. Wotan und Alberich fläzen derweil im Ledersessel vor dem Kamin. Mimes Drink aus der Mahagoni-Bar juckt Siegfried nicht. Ein Kissen aufgedrückt ist er auch diesen Gesellen los. Gewalt liegt in der Familie. Kurz mal zuschlagen. Problem gelöst. Serientauglich ist das allemal. Gier, Neid sind allen im Clan immanent. Siegfried ist auch nach der Tat unbelehrbar. Das liegt in den Genen. Fürchten wird er sich nie. Auch nicht so recht, wenn er Brünnhilde begegnet, eine kurze Ehe mit ihr eingeht und dann mit seinen Kumpels, pardon Verwandten, Hagen und Gunter zum Jagen losgeht. Zu retten ist nichts mehr. Wenn Waltraute Brünnhilde aufsucht und sie anfleht, das Imperium zu retten, den Ring, das gemeinsame Kind von Siegfried und ihr als Pfand zu opfern, weigert sich Brünnhilde. Später, nach dem Verrat von Siegfried, der sie nicht mehr erkennt, und nach dessen Tod durch Hagen, stirbt sie einen tristen Suizid: auf dem Boden des ehemaligen, mittlerweile rostig löchrigen Poolbeckens der Walhallvilla. Keine Zukunft für alle. Fine.

Siegfried, II. Aufzug: Vorne: Klaus Florian Vogt (Siegfried), Tobias Kehrer (Fafner). Hinten: Victoria Randem (Waldvogel), Tomasz Konieczny (Der Wanderer), Ólafur Sigurdarson (Alberich), Statisterie der Bayreuther Festspiele 
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Wagner-Ring Bayreuth 2025
Siegfried, II. Aufzug: Vorne: Klaus Florian Vogt (Siegfried), Tobias Kehrer (Fafner). Hinten: Victoria Randem (Waldvogel), Tomasz Konieczny (Der Wanderer), Ólafur Sigurdarson (Alberich), Statisterie der Bayreuther Festspiele
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Vokale Urgewalten, starke Sängerdarsteller

Schon in „Das Rheingold“ überzeugten die Sänger der ungleichen Brüder Alberich und Wotan mit exzellenter Darstellung. Tomasz Konieczny besticht als mit sich hadernder Wanderer im „Siegfried“ und in der „Götterdämmerung“; in „Das Rheingold“ und in „Die Walküre“ als Wotan. Konieczny durchlebt Selbstfindungskatastrophen, singt bedacht, zwar nicht immer textverständlich, aber vorzüglich bühnenpräsent. Ihm glaubt man die Abgründe seiner Taten, in die er blickt. Ólafur Sigurdarson gibt den rachedurstigen Grobian Alberich mit rauer, knarziger Stimme. Immer einen Hinterhalt mehr ersinnend für die verhasste Verwandtschaft. Und eines vorweg: Alle „Ring“-Serien-Protagonisten leiden unter ihrem Schicksal, sind Getriebene im Spiel um Macht, Begehren, Anerkennung und einer gehörigen Portion Verlustangst.

Christa Mayer liefert als Fricka eine verhärmte, mit Mezzo_Eleganz singende, volltönende von Wotan Geschmähte par excellence ab. Sie präsentiert eine gedemütigte Ehefrau, die sich in „Die Walküre“ vom Joch der Ehe mit Wotan befreit und jubelnd ihr „Freifrau-Dasein“ zelebriert.

Dass Freia, silbrig tönend mit ausdrucksstarkem Sopran gesungen von Christina Nilsson, aus Verlangen nach dem Peiniger-Achtung-Stockholmsyndrom- Selbstmord begeht, ist vollkommen schlüssig für dieses Serienspektakel.

Patrick Zielke gibt einen glaubhaften Softi-Gangster Fasolt, der, ins Opfer Freia verliebt, von Fafner für seine Weichheit zu Fall gebracht wird.

Als süffisant verschlagener Loge glänzt Daniel Behle mit leidenschaftlich geführter Tenorstimme. Der spöttische Advokat Loge passt wunderbar in den mafiösen Clan.

Die Brüder Donner (Nicholas Brownlee) und Froh (Mirko Roschkowski) legen sich stimmlich schwer und tonschön ins Zeug, um ihre geliebte Freia vor dem Übergriff der Riesen zu retten. Ein formvollendeter stimmlicher Doppelpack an Clanzusammenhalt.

Die Entdeckung des diesjährigen „Rings“ war die „Erda“, gesungen von Anna Kissjudit. Mit sattem, gut ausbalanciertem Timbre und einer hervorragend artikulierenden vokalen Textverständlichkeit wurde sie zu Recht gebührend beklatscht.

Die Walküre, III. Aufzug: Tomasz Konieczny (Wotan)
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Wagner-Ring Bayreuth 2025
Die Walküre, III. Aufzug: Tomasz Konieczny (Wotan)
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Gefährliche Verwandtschaft

Sind Siegmund und Sieglinde wirklich ein Liebespaar? Das Cellosolo-Liebessmotiv, das am Anfang der „Walküre aus dem Graben dringt“, möchte dies uns glauben machen. Hochschwanger, wir rätseln immer noch, ob es Hundings Kind oder das des übergriffigen Wotans ist, wird Sieglinde von Siegmund umsorgt. Michael Spyres singt mit dunkel-lyrischer Baritenor mit eruptiver Sanftheit und kluger, fließender Diktion. Jennifer Holloway kreiert als Sieglinde die in Verliebtheit verzückte Wälsungenbraut. Ihr Sopran tönt in schöner Klangfarbbrillanz, verströmt Anmut und Leid der lange geknechteten Frau. Vitalij Kowaljow gestaltet profund bedrohlich den von Sieglinde betrogenen und von Fricka angeheuerten Todschläger Hunding.

Dass Ya-Chung als wirklich vorzüglich, niemals in krächzendem Klamauk verfallender Mime die Szenerie beherrscht, kündigte sich bereits in „Das Rheingold“ an, als er in Diensten seines gewalttätigen Bruders schuften musste. Im „Siegfried“ tritt sein bösartiger, hinterhältiger Charakter offen zu Tage. Er gestaltet mit Würde einen Verstoßenen, der nie eine Chance hatte, dazuzugehören. Im Dialog mit Wotan, der in der schäbigen Kellerbehausung der Villa Walhall stattfindet, punktet Huang mit einem gut geführten Tenor. Er ist ein Mime, der Charakter hat, wenn auch einen vertrackt miesen!

Von faszinierender Klangschönheit ist der Bass des fiesen Fafner, gestaltet von Tobias Kehrer. Schon im „Rheingold“ blitzt die Urgewalt seiner Stimme hervor. Im „Siegfried“ tritt Fafner despotisch auf, der gefesselt an ein Pflegebett im Luxus-Altenstift mit wenigen profund düsteren Tönen sagt, wer hier die Kohle, Aktien und somit die Macht hat. Hagen hat er seit der Entführung in „Das Rheingold“ als besonderen Schatz in seiner Gewalt. Eine großartige stimmliche Performance.

Victoria Randem gibt mit zuckersüßer Sopranfarbe Fafners Waldvogel-Pflegerin, die im Flirt mit Siegfried ein Schmunzeln beim Zuschauer hervorruft

Hell, von Astralfunken umhüllt, sind die sich aufbäumenden Gesänge der Brünnhilde, die Catherine Foster mit großer Glaubwürdigkeit dieser Heroin verleiht. Zusammen mit dem „hehrsten Helden der Welt“, dem tenoralen Helden aller Helden, Klaus Florian Vogt als Siegfried werden beide stürmisch gefeiert. Vogts traumwandlerische lyrische und dennoch erzig glänzende Stimme ist eine Jahrhundertstimme voll tiefer Erhabenheit und so, dass der Charakter der Figur darin immer zu erkennen ist. Ein grandioser Siegfried. Ein formidabler Sängerdarsteller

Igor Schwab verleiht Grane, der dazu erfundenen stummen Figur, dem Vertrauten Brünhildes, Würde und Liebeswürdigkeit. Er symbolisiert die Wärme, die menschliche Sorge und tiefe Empathie in der verruchten, unheilvollen Welt Wotans.

Nicht vergessen dürfen wir die anrührend bezaubernd singenden Kindermädchen-Rheintöchter im „Rheingold“: Katharina Konradi (Woglinde), Natalie Skrycka (Wellgunde) und Floßhilde (Marie Henriette Reinhold). In der Walkürefelsen-Schönheitsfarm tummeln sich die betörend tönenden Walküren: Alexandra Ionis (Siegrune), Dorothea Herbert (Helmwige), Margaret Plummer (Waltraute), Christa Mayer (Fricka), Brit-Tone Müllertz (Ortlinde), Noa Beinart (Rossweise), Catharine Woodward (Gerhilde). Ein Bild für alle It-Girls und Streaming-Besessenen.


Die Walküre, III. Aufzug: Tomasz Konieczny (Wotan), Margaret Plummer (Waltraute), Brit-Tone Müllertz (Ortlinde), Christa Mayer (Schwertleite), Catharine Woodward (Gerhilde), Alexandra Ionis (Siegrune), Noa Beinart (Rossweise), Dorothea Herbert (Helmwiege), Marie Henriette Reinhold (Grimgerde), Statisterie der Bayreuther Festspiele (c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Wagner-Ring Bayreuth 2025
Die Walküre, III. Aufzug: Tomasz Konieczny (Wotan), Margaret Plummer (Waltraute), Brit-Tone Müllertz (Ortlinde), Christa Mayer (Schwertleite), Catharine Woodward (Gerhilde), Alexandra Ionis (Siegrune), Noa Beinart (Rossweise), Dorothea Herbert (Helmwiege), Marie Henriette Reinhold (Grimgerde), Statisterie der Bayreuther Festspiele (c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Orchester und Gegenwart

Die fantastisch, ausgewogene Soundtrack-Kulisse mit Leittongeflechten und -strukturen, Wunderklängen der Natur, Waldweben und Vöglein-Lockrufen sowie Inferno-Raunen mit Liebesmotiv-Seufzern. Simone Young dirigiert gelassen, mit kühlem Kopf, beherrscht die Zusammenhänge und Klänge, lässt den Sängerdarstellern Raum zur Entwicklung der Personen und deren Charakteren.

Serienfieber am Grünen Hügel

„Fünfzehn Stunden Serie, das muss man sich mal vorstellen. In vier Teilen! So alles habe ich nicht verstanden, aber bei Wagner ist ja auch nicht alles schlüssig.“ Meine Zugnachbarin nickte ihrem Partner zu. „Und nächstes Jahr dann mit KI“, flüsterte er. „Das klingt ja vielversprechend.“ sagt sie fast summend nachdenklich. Die „Ring“-Serieninszenierung von Valentin Schwarz geistert auch mir durch die Sinne während meiner Rückreise. Einzelne Szenen rauschen am inneren Auge und Ohr vorüber.

Wagners vierteiliges opus magnum „Der Ring des Nibelungen“, der als „Netflix-Serien-Ring“ in die Annalen eingehen wird, ist ein zeitgeistpräsentes Image immanent. Gefeiert nein. Mit höllisch vielen Buhs versehen im Premierenjahr 2022, hat auch dieser „Ring“ Serien-Patina angelegt. Die Buhs sind abgeebbt. Letztmalig dieses Jahr auf dem Hügel zu sehen, werden die vom Regieteam Schwarz 2025 neu eingeführten Symbole für die Handlung, die vertrackten Menschenbilder und Konstellationen, die allesamt aus dem Wagnerschen Œuvre zu deuten sind, dem Experimentier- und Werkstattcharakter der Bayreuther Festspiele seit 1876 gerecht. Progressivität stand immer schon auf der Agenda dieses bedeutenden Festivals. Ebenso wie das Einfangen und Abbilden des Lebensgefühls des 21. Jahrhunderts seitdem Katharina Wagner die Impulsgeberin und künstlerische Leiterin der Bayreuther Festspiele ist.

Wer will verhehlen, dass das Faszinosum „Serie“ in unserer Jetztkultur Kultstatus genießt? Und „den Glauben an den Kultcharakter einer „Parsifal-“ oder „Ring“-Aufführung“ ist so schnell nicht wegzuleugnen. Im Wagnerschen „der Ring des Nibelungen“ mit seinen menschengleichen Göttern, seinen götternahen Menschen ist und war schon immer der Zeitgeist präsent, wehte uns um alle Sinne. Und, Valentin Schwarz folgte nicht dem Credo Bertolt Brechts: „Er hat Vorschläge gemacht.“-? Nur angenommen haben wir sie nicht alle.

Epilog

Nächstes Jahr, im Jubiläumsjahr 2026, steigt Dirigent Christian Thielemann in den „Ring“. Künstliche Intelligenz und Realistisches mischen dann die Szenerie auf. Die Werkstatt Bayreuth wird ganz groß sich und 150 Jahre „Ring“ auf dem Grünen Hügel feiern. Wir sind dabei. Zeitnah, neugierig, gespannt und offen für Neues, viel Neues!

Der Ring des NibelungenBayreuth 2025
Regie: Valentin SchwarzDirigentin: Simone Young

Warum die Aufführungen sehenswert sind:

  • Wagner-Ring Bayreuth 2025: Serienreife Familiendynamik
  • Starke Stimmen, intensive Rollenporträts
  • Bildstarke, moderne Regiehandschrift

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

Wagner Ring Bayreuth 2025: Family drama on the brink

Wagner-Ring Bayreuth 2025: Valentin Schwarz transforms Wagner’s “Ring des Nibelungen” into a dark, serialized family drama, brimming with bubbling power struggles, generational conflicts, and the downfall of supposed giants. Wotan staggers as an anti-hero, Fricka builds her empire, Siegfried rebels. Striking visuals: a luxury palace teetering on the edge, modern costume design, and a murderous clan seeking meaning and succession. Tomasz Konieczny (Wotan), Christa Mayer (Fricka), and Catherine Foster (Brünnhilde) shine vocally, while Simone Young ensures orchestral clarity and tension. The mythological plot feels utterly contemporary, each role filled with tragedy, power, and human failure. At the heart is Wagner’s intention: to view the present through the legends of the past. Serial aesthetics, media dramatization, and deep vulnerability of the characters form a modern “Ring” that resonates today. The train rolls home after fifteen hours of opera and countless fleeting truths.

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