Usbekistan ist ein Land, das die Bewahrung seines Kulturerbes als Aufgabe für das friedliche Zusammenleben der Völker sieht. Ein Reisebericht in drei Teilen von Birgit Koß.
Mehr als 350 Historiker, Archäologen, Orientalisten, Islamwissenschaftler und Museumsfachleute aus über 40 Ländern waren im September zu einer einwöchigen Kongress-Reise nach Taschkent, Khiva und Nukus in Usbekistan geladen. Der Veranstalter war “The World Society for the Study, Preservation and Popularization of the Cultural Legacy of Uzbekistan”. Mit der Unterstützung der usbekische Regierung und der UNESCO wurde dieses Treffen bereits zum fünften Mal ausgerichtet.
Von Khiva nach Nukus setzte sich die moderne Kongress-Karawane in Reisebusse. Vorbei an Baumwollfeldern ging es zur archäologischen Ausgrabungsstätte Toprak Kala, einer antiken choresmischen Stadt, die zwischen 1945 und 1950 ausgegraben wurde. Die Stadt war von einer Mauer aus luftgetrockneten Ziegeln umgeben, außerdem wurde ein aus drei Teilen bestehender Palastkomplex gefunden. Der Komplex wird auf das zweite bis vierte nachchristliche Jahrhundert datiert.
Nukus ist die Hauptstadt der Autonomen Republik Karakalpakistan. Diese junge Wüstenstadt wurde erst 1932 gegründet. In den 60er Jahren lag diese Oase in der Wüste am dem reißenden Fluss Amudarja in der Nähe des Aralsees. Nachdem extrem viel Wasser für den Baumwollanbau genutzt wurde, ist der Fluss zu einem Rinnsal geworden und der Aralsee um die Hälfte geschrumpft. Inzwischen gibt es Bestrebungen, die riesige Umweltkatastrophe zu mindern. Herausragend für die Kultur ist das Kunstmuseum Nukus nach seinem Gründer auch Sawitzky Museum genannt.
„Louvre der Wüste“
Das 1966 eröffnete Kunstmuseum beherbergt nach St. Petersburg die zweitgrößte Kollektion an Kunstwerken der russischen Avantgarde. Der Archäologe und Kunstsammler sowie spätere Maler Igor Sawitzky, 1915 in Kiew geboren, kam 1950 nach Karakalpakistan und eröffnete 1966 das Museum in Nukus. Seine eigene Sammlung bildete die Basis dafür. Während die Werke der Russischen Avantgarde zum großen Teil der stalinistischen Säuberung anheimfielen, bewahrte Sawitzky so viele Bilder wie möglich vor der Vernichtung. Immer wieder wurde er angewiesen bestimmte Werke nicht auszustellen. Wenn die Inspektoren aus Moskau erschienen, nahm er die entsprechenden Bilder ab, nur um sie später wieder zurückzuhängen. Bekannter Künstler sind untern anderem der usbekische Maler Alexander Volkov (1886 – 1957)
K. Saipov (1939 -1972) ist einer der ersten Künstler aus Karakalpakistan, der sich besonders den Lebensbedingungen seiner Landsleute widmete. Das Portrait ist von seiner Frau Zaure, kurz nachdem ihr neugeborenes Kind verstorben ist. Ihr blaues Kleid symbolisiert ihre Trauer, aber der gelbe Hintergrund lässt auf Hoffnung schließen.
2010 wurde die Geschichte von Igor Sawitzky und seiner besonderen Sammlung in Hollywood verfilmt „The Desert oft Forbidden Art„.
Das Museum beherbergt mehr als 85 000 Exponate. Neben der Russischen Avantgarde zeigt es zeitgenössischen usbekische Kunst und eine umfangreiche Sammlung der Volkskunst.
Bakhasi Art Festival
Den Abschluss der Reise bildete die fulminante Eröffnungsfeier des „International Bakhasi Art Festivals“ im Amphitheater von Nukus. Fahnenträger aus vielen Nationen zogen ein und erinnerten an Bildern von den Eröffnungsfeiern der Olympiade.
Mit prächtigen, farbenfrohen Kostümen, atemberaubenden Tanzvorführungen und Gesang, zum Teil mit dröhnenden Technobässen unterlegt, zeigten die Künstler überströmende Lebensfreude und viel Vergnügen am Feiern – und natürlich wurden die Gäste nicht nur aufgefordert, gemäß der Gastfreundschaft, das Brot miteinander zu teilen, sondern auch zum Tanz auf den Rängen. Nach einem sprühenden Feuerwerk hieß es Abschiednehmen von dieser Welt aus 1001 Nacht.
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