Rezension von Barbara Hoppe.
Heiligabend im ländlichen England. Im Haus von Sir Eustace Vernon hat sich eine illustre Weihnachtsgesellschaft versammelt. Die Stimmung ist gut, das Essen ebenso. Doch kurz vor Ende des Dinners erhält der Hausherr eine beunruhigende Nachricht, verlässt die Tafel und ward nicht mehr gesehen. Nur wenige Zeit später ist Butler Purvis tot.
Eher durch Zufall stolpert Anthony Bathurst mit dem Direktor von Scotland Yard in den Fall und nimmt die Ermittlungen auf. Und nun beginnt mit das Beste, was das Goldene Zeitalter des Kriminalromans zu bieten hat. Diese Epoche zwischen den beiden Weltkriegen, in der die schönsten britischen Kriminalgeschichten entstanden sind, ist einfach reiner Lesegenuss: Immer ein bisschen exzentrisch, immer verwickelt und trotzdem schnörkellos geradlinig. Kaum der Rede wert sind Abschweifungen und Nebenschauplätze, persönliche Befindlichkeiten, Privates gar der Ermittler, was über den Wunsch hinausgeht, lieber am heimischen Kamin zu sitzen als Heiligabend ermitteln zu müssen. Eigenheiten und sonderbares Benehmen sind grundsätzlich relevant für die Aufklärung des Falls – warum, erfährt der Leser meist erst auf den letzten Seiten. Die Kombinationsarbeit findet im Kopf des Ermittelnden statt – in „Die Morde von Mapleton“ in dem des sympathischen und attraktiven Anthony Bathurst.
Rund fünfzig Romane hat Brian Flynn um den findigen Ermittler geschaffen. Das lässt hoffen für alle, die bereits nach diesem Band süchtig geworden sind. Süchtig nach dem Flair des good old England mit seiner Skurrilität und einem antiquierten Herrenhauscharme, die jede Hochglanzverfilmung nur in Ansätzen einfangen kann.
„Die Morde von Mapleton“ ist ein schöner, gemütlicher, amüsanter, gewohnt verwickelter, atmosphärischer und nostalgischer Kriminalroman, mit dem man sich am besten aufs Sofa wirft und ihn in einem Rutsch durchliest.
Brian Flynn
Die Morde von Mapleton. Ein Weihnachtskrimi.
DuMont Buchverlag, Köln 2019
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Coverabbildung © DuMont Buchverlag
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