Rezension von Barbara Hoppe.
Mit „Hiersein ist herrlich“ hat die französische Autorin Marie Darrieussecq jüngst der Worpsweder Künstlerin Paula Modersohn-Becker ein Denkmal gesetzt. Umso schöner ist, dass man derzeit im Bremer Paula Modersohn-Becker Museum in der Böttcherstraße viele der von Darrieussecq beschriebenen Bilder sehen kann. „Ich bin Ich“ heißt die Ausstellung, die erstmals 50 frühe und späte Arbeiten der Künstlerin präsentiert, darunter Gemälde und Zeichnungen, die noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt wurden.
Die Schau illustriert den künstlerischen Werdegang einer Malerin, die in Worpswede ihre Heimat fand, Paris liebte und dort viel lernte, während sie gleichzeitig im Korsett der Zeit als Ehefrau und freischaffende Malerin aufgerieben wurde. Spiegelten die frühen Werke noch die Versuche einer naturgetreuen Wiedergabe, entfernt sich Paula Modersohn-Becker bereits Anfang des Jahrhunderts von der akademischen Malweise. Immer grob-abstrakter werden ihre Selbstporträts, bisweilen maskenhaft. Höhepunkt der Schau ist zweifellos das „Selbstbildnis zum 6. Hochzeitstag“, der erste weibliche Selbstakt der Kunstgeschichte. Dem Werdegang des Bildes, vor allem aber auch der Frage, wer das Foto machte, das als Vorlage diente, geht die Ausstellung ebenfalls nach.
Es ist ein aufschlussreicher Spaziergang, auf dem man ganz neue Seiten der eigenwilligen Malerin, die zu Lebzeiten nur drei Bilder verkaufte, kennenlernt. Ihre schönen und zarten frühen Kreide- und Aquarellbilder stehen den späteren viel härteren Werken gegenüber. Kaum mag man glauben, dass sie von ein und derselben Person stammen. Neben einer Auswahl weiterer bedeutender Werke und Landschaftsbilder der Künstlerin komplettieren sie die Biographie einer Frau, die nur 31 Jahre alt wurde und 1907 an einer Thrombose nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde starb.
Ich bin Ich. Paula Modersohn-Becker. Die Selbstbildnisse
Ausstellung bis zum 9. Februar 2020
Paula Modersohn-Becker Museum
Museen Böttcherstraße
Böttcherstraße 6-10
28195 Bremen
Öffnungszeiten:
täglich von 11 bis 18 Uhr
montags geschlossen
10 Euro / 6 Euro
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