Kolumne von Susanne Falk.
Florida ist anders. Obwohl ich Anderssein in den allermeisten Fällen für etwas Gutes oder doch wenigstens Spannendes halte, trifft das nicht unbedingt auf Florida zu. Im Sunshine State gehen ab sofort die Leselichter aus, stattdessen glimmt sanft das Höllenfeuer und wirft ein schales Licht auf diejenigen, die für die aktuellen Bookbans verantwortlich sind.
„House Bill 1069“ nennt sich der zum Gesetz gewordene Wahnsinn rechtskonservativer Vollidioten. Dieses ermöglicht Eltern, Bücher, die sie für „verstörend“ halten, aus Schulbibliotheken zu entfernen. Dazu zählen mittlerweile Klassiker der Weltliteratur wie etwa „Wem die Stunde schlägt“ von Ernest Hemingway oder Anne Franks Tagebuch. Doch mehrt sich jetzt der Protest gegen diese so genannten Bookbans von Seiten der Verlage, darunter Branchenriesen wie Penguin Random House oder HarperCollins, die sich aktuell zusammentun, um etwas gegen die fortschreitende, systematische Verdummung im konservativen Kernland zu unternehmen, weil es einerseits den Schülerinnen und Schülern in den USA nicht erschwert werden sollte, sich umfangreich zu bilden und es andererseits um den Ruf und das Schaffen von Autorinnen und Autoren geht. Der tatsächliche Beweggrund ist aber ein anderer und womöglich der Einzige, der wirklich etwas bewegen kann in einem Staat, dessen Motto auf jedem Dollarschein geschrieben steht: Geld.
Schalten sich die großen Verlagsriesen ein, dann befürchten diese womöglich rückläufige Absätze. Wird nämlich das Tagebuch der Anne Frank nicht mehr für die Schulbibliotheken eines ganzen Staates wie Florida angekauft, dann kann das empfindliche Einkommensverluste für die jeweiligen Verlage bedeuten, da diese Bookbans ja nicht nur einzelne Titel, sondern mittlerweile Hunderte Bücher betreffen. Man sorgt sich also nicht von ungefähr um den Wert seiner Backlist.
Die Vormachtstellung der Großverlage ist ausnahmsweise mal ein Segen, denn sie schlagen sich durchaus auf die Seite von Eltern, Schülern und auch Lehrern, die diese rechtskonservativen Bookbans verurteilen. Damit steht einem Rechtsstreit auf höchster Ebene nichts mehr im Wege und folgerichtig hat man Klage gegen „House Bill 1069“ eingereicht. Nicht auszudenken, wenn hier der Schuss nach hinten losgeht und man sich dem Diktat fanatischer, evangelikaler Republikaner unterwerfen müsste. Es braucht also gutes Geld für noch bessere Anwälte.
Nächste Woche wird in den USA gewählt. Man darf sich entscheiden zwischen einem Mann, der freiwillig niemals zu einem Buch greifen, aber alles für die Stimmen seiner erzkonservativen Wähler tun würde und einer Frau, der man glaubt, wenn sie verspricht, die Meinungsfreiheit zu verteidigen. Sollte es schief gehen und wir vier weiteren Jahren Trump entgegensehen, dann schlage ich vor, „The Art of the Deal“ auch auf die Liste der gebannten Bücher zu setzen. Wahrscheinlich hätte es sich mit dem „House Bill 1069“ dann ganz schnell erledigt.
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My Books! „Still a Spot Left in Hell”. Column by Susanne Falk
Florida is different. Although I usually consider being different a good or at least interesting thing, that doesn’t necessarily apply to Florida. In the Sunshine State, the reading lights are going out, and instead, the fires of hell are softly glowing, casting a dim light on those responsible for the current book bans.
The madness of right-wing conservative idiots that became law is called „House Bill 1069.“ This allows parents to remove books from school libraries that they find “disturbing.” This now includes classics of world literature, such as For Whom the Bell Tolls by Ernest Hemingway or The Diary of Anne Frank. But now, publishers, including industry giants like Penguin Random House and HarperCollins, are joining the protest against these so-called book bans, taking action against the systematic dumbing down in the conservative heartland. The goal is to ensure that students in the U.S. have access to a broad education and to protect the reputation and work of authors. However, there’s a different, possibly more effective motivation at play in a state whose motto is inscribed on every dollar bill: money.
If the big publishing giants are stepping in, they likely fear declining sales. If The Diary of Anne Frank is no longer bought for the school libraries of an entire state like Florida, it could lead to significant revenue losses for the publishers, as these book bans now affect hundreds of books, not just a few titles. Concerns about the value of their backlists are therefore justified.
For once, the dominance of the large publishers is a blessing, as they are aligning themselves with parents, students, and teachers who condemn these right-wing conservative book bans. This paves the way for a legal battle at the highest level, and consequently, they have filed a lawsuit against “House Bill 1069.” It’s unimaginable what would happen if this backfires and they end up having to submit to the dictates of fanatical evangelical Republicans. Therefore, it takes a lot of money for even better lawyers.
Next week, elections will be held in the U.S. Voters can choose between a man who would never willingly pick up a book but would do anything for the votes of his ultra-conservative supporters, and a woman who, when she promises to defend freedom of expression, is actually believable. If things go wrong and we face four more years of Trump, I propose adding The Art of the Deal to the banned books list. That would likely put an end to „House Bill 1069“ very quickly.