Kolumne von Susanne Falk.
Sie trägt eine rote Schleife im Haar und hat seit dreißig Jahren den Pullover nicht gewechselt. Trotzdem ist jetzt alles anders. Conni, die noch nie eine Speerspitze des Humors in der Kinderbuchlandschaft war, zieht vor Gericht, in einer neuen Folge der beliebten Kinderbuchreihe mit dem Titel: „Conni klagt an“.
Ob der Carlsen Verlag hier überreagiert oder ob es tatsächlich gilt, das Urheber- und Markenrecht zu schützen, daran scheiden sich derzeit die Geister. Fakt ist: Carlsen geht seit Neuestem gegen die überall kursierenden Conni-Memes rechtlich vor. Das wirkt auf den ersten Blick humorlos, so als könnte man beim Carlsen Verlag nicht verstehen, wie witzig es ist, die allzu moralischen Conni-Büchlein mittels Humors ins Gegenteil zu verdrehen. Da klaut Conni nämlich etwas bei REWE, schiebt den Kinderwagen ihres Bruders über die Klippe oder leidet unter Burn-out, statt dass das brave Mädchen in die Schule geht oder reiten lernt.
Der Spaß hört allerdings da auf, wo die Marke Conni plötzlich ins Rassistische oder Sexistische verdreht wird. Conni mit Hitlerbärtchen ist dann doch nur schlechter Geschmack und nicht mehr witzig. Dass der Verlag hier mit Klage wegen Urheberrechtsverletzung droht, ist nachvollziehbar. Aber hätte man das Problem nicht auch kreativ lösen können? Wäre der Band „Conni wird Richterin“ nicht vielleicht einen Versuch wert? Da würde sich dann auch gleich die ein oder andere Fortsetzung anbieten, etwa unter dem Titel „Conni bleibt unbestechlich“, „Conni verankert Kinderrechte im Grundgesetz“ oder auch „Conni gegen rechts“. Nur mal so als Anregung…
Natürlich kann man Carlsen vorwerfen, dass sie Conni mit dem Bade ausschütten, weil sie gleich gegen sämtliche Memes vorgehen, egal ob rechtsradikal und sexistisch oder einfach nur harmlos und lustig. Aber so funktioniert unser Rechtssystem nun einmal: Es gilt gleiches Verbot für alle! Schade, will man da dem Carlsen Verlag zurufen, Chance verpasst. Statt den Trend aufzugreifen und etwas wirklich Lustiges daraus zu machen, hat man einfach mal die rechtliche Keule rausgeholt. (Wobei man ehrlicherweise sagen muss: Bislang wurde gegen niemanden Anklage erhoben.) Aber was hätte alles aus Conni werden können! „Conni verklagt ChatGPT“ ist nur ein weiteres schönes Beispiel, was Conni für den Urheberschutz hätten tun können.
Unter den kursierenden Memes ist „Conni wird beim Coldplay-Konzert erwischt“ derzeit mein absoluter Favorit – und verstößt gleich in mehrfacher Hinsicht gegen Urheber- und Persönlichkeitsrechte. Tragisch, dass so etwas in Zukunft wohl nicht mehr verbreitet werden darf. Also alle humorlos und unkreativ bei Carlsen? Nicht ganz. Denn plötzlich kommt der Verlag mit einer Variante um die Ecke, die den Titel „Conni will da mal was klarstellen“ trägt. Puh, knapp gerettet. Trotzdem: „Conni will nicht wissen, wieviel ihr Auto wert ist“ und „Conni gründet ein Start-up, das nach zwei Wochen pleite ist“ werden mir fehlen.
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My Books! „Oh, Conni!“. Column by Susanne Falk
She wears a red ribbon in her hair and hasn’t changed her sweater in thirty years. Yet now, everything is different. Conni, who was never exactly the spearhead of humor in children’s literature, is heading to court in a new installment of the popular book series titled: „Conni Presses Charges.“
Whether Carlsen Publishing is overreacting or merely protecting its copyright and trademark rights is currently a matter of debate. The fact is: Carlsen has recently begun taking legal action against the widespread circulation of Conni memes. At first glance, this may seem humorless, as if the folks at Carlsen can’t appreciate the humor in turning the overly moralistic Conni books on their head. In these memes, Conni steals something at REWE, pushes her brother’s stroller off a cliff, or suffers from burnout instead of obediently going to school or learning to ride a horse.
However, the fun ends where the Conni brand is twisted into something racist or sexist. Conni with a Hitler mustache is simply in bad taste and no longer funny. That the publisher is threatening legal action over copyright infringement in such cases is understandable. But couldn’t the issue have been handled more creatively? Wouldn’t a book titled „Conni Becomes a Judge“ have been worth a try? It could have opened the door for further sequels like „Conni Stays Incorruptible,“ „Conni Enshrines Children’s Rights in the Constitution,“ or „Conni Takes a Stand Against the Far Right.“ Just a thought…
Of course, one could accuse Carlsen of throwing their Conni out with the bathwater by going after all memes – regardless of whether they’re extremist or just harmless and funny. But that’s how our legal system works: the same prohibition applies to everyone! A pity, one might want to say to Carlsen – opportunity missed. Instead of jumping on the trend and turning it into something genuinely funny, they’ve pulled out the legal hammer. (Though, to be fair: no lawsuits have actually been filed so far.) But just imagine what Conni could have become! „Conni Sues ChatGPT“ is just one more great idea of what Conni could have done for copyright protection.
Among the circulating memes, „Conni Gets Caught at a Coldplay Concert“ is currently my absolute favorite and it violates copyright and personal rights in several ways. Tragic that such things may no longer be shared in the future. So, are the folks at Carlsen humorless and uncreative? Not quite. Suddenly, the publisher comes out with a variation titled „Conni Wants to Clarify Something.“ Whew, narrowly saved. Still, I’ll miss „Conni Doesn’t Want to Know How Much Her Car Is Worth“ and „Conni Founds a Startup That Goes Bankrupt After Two Weeks.“



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